26. Sure: Asch-Schu´ara (Die Dichter)

14-03-2020

26. Sure: Asch-Schu´ara (Die Dichter)
Offenbart in Mekka
227 Ayat (Verse)

 

Diese Sure wurde in der Mitte der mekkanischen Periode offenbart, zu einem Zeitpunkt, als die Ungläubigen gegen die Muslime zu überheblich und stur waren, um die Wahrheit zu hören. Der Konflikt zwischen den Ungläubigen und der Wahrheit diente keinem Zweck: So war es auch beim Konflikt zwischen Pharao und Moses (a.s.). Die Menschen gewannen nichts dadurch, dass sie sich weigerten, der verkündeten Wahrheit zuzuhören und Noahs Leute gingen durch ihren Unglauben zugrunde. Hud (a.s.) warnte seine Leute davor, sich auf ihren Wohlstand zu verlassen, sowie auf ihr Fachkönnen in der Errichtung von Bauten. Und Salih (a.s.) warnte davor, Allahs Befehl zu missachten. In beiden Fällen wurden die Schuldigen bestraft. Lot (a.s.) musste sich mit Bekämpfung von abscheulichen Verbrechen befassen, und Schuayb (a.s.) gegen Unehrlichkeit in geschäftlichen Dingen kämpfen. Auch hier wurden die Verweigerer vernichtet. Ebenso wurde Allahs Wahrheit von den mekkanischen Heiden nicht akzeptiert; aber der Koran ist keine Sammlung von unmoralischen und vulgären Gedichten - wie die Gedichte der mekkanischen Poeten - und wird sich letztendlich durch Allahs Macht durchsetzen.

 

 

بِسْمِ اللَّـهِ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيمِ

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

 

طسم ﴿١﴾ تِلْكَ آيَاتُ الْكِتَابِ الْمُبِينِ ﴿٢﴾ لَعَلَّكَ بَاخِعٌ نَّفْسَكَ أَلَّا يَكُونُوا مُؤْمِنِينَ ﴿٣﴾ إِن نَّشَأْ نُنَزِّلْ عَلَيْهِم مِّنَ السَّمَاءِ آيَةً فَظَلَّتْ أَعْنَاقُهُمْ لَهَا خَاضِعِينَ ﴿٤﴾ وَمَا يَأْتِيهِم مِّن ذِكْرٍ مِّنَ الرَّحْمَـٰنِ مُحْدَثٍ إِلَّا كَانُوا عَنْهُ مُعْرِضِينَ ﴿٥﴾ فَقَدْ كَذَّبُوا فَسَيَأْتِيهِمْ أَنبَاءُ مَا كَانُوا بِهِ يَسْتَهْزِئُونَ ﴿٦﴾ أَوَلَمْ يَرَوْا إِلَى الْأَرْضِ كَمْ أَنبَتْنَا فِيهَا مِن كُلِّ زَوْجٍ كَرِيمٍ ﴿٧﴾ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿٨﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿٩﴾

„Ta-Sin-Mim. (1) Das sind die Verse des deutlichen Buches. (2) Vielleicht grämst du dich noch zu Tode darüber, dass sie nicht glauben. (3) Wenn Wir wollen können Wir ihnen ein Zeichen vom Himmel niedersenden, so dass ihre Nacken sich demütig davor beugen. (4) Aber nie kommt zu ihnen eine neue Ermahnung vom Allerbarmer, ohne dass sie sich davon abkehren. (5) Sie haben tatsächlich (die Ermahnung) verworfen; bald aber wird von der Kunde zu ihnen kommen, was sie verspotteten. (6) Haben sie nicht die Erde betrachtet - wieviel Wir auf ihr von jeglicher herrlichen Gattung wachsen ließen? (7) Darin liegt wahrlich ein Zeichen; jedoch die meisten von ihnen glauben es nicht. (8) Und dein Herr: Er ist wahrlich der Allmächtige, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:1-9)

26:1 - Über die Bedeutung dieser arabischen Buchstaben vgl. Erläuterung der Termini.[1]

26:2 - Das heißt, die Verse in dieser Sure gehören zu diesem Koran, der sie so deutlich darlegt und erläutert, dass jeder Leser oder Hörer sie leicht verstehen kann, wozu sie auffordert, was sie nahelegt und was sie verbietet, was sie als wahr und was sie als falsch bezeichnet. Glaube oder Unglaube liegt auf einer anderen Ebene, aber niemand kann sich damit herausreden, er habe die Lehren dieser Schrift nicht verstehen können. In seiner derartigen Perfektion muss der Koran zweifelsfrei ein göttliches Buch sein.[2] In diesem Sinne ist jeder Vers ein Wunder, ein Zeichen Allahs, um das Prophetentum Muhammeds zu bestätigen. Die mekkanischen Götzendiener verlangten vom Propheten (صلى الله عليه و سلم) ein Wunder als Beglaubigung für seine Botschaft. Als Antwort darauf wird gesagt, dass jemand, der wirklich ein Zeichen wünscht, nur die Verse dieser Schrift zu studieren braucht. Der Koran legt eindeutig alle seine Lehren vor, die nicht Schöpfung eines Dichters oder Phantasie eines Magiers sein können.[3]

26:3 - Der Text veranschaulicht, wie sehr sich der Prophet über den Unglauben der Götzendiener grämt, vor allem auch im Hinblick auf die Folgen, die aufgrund ihrer hartnäckigen Ablehnung zu erwarten waren. Er machte sich Sorgen um sie; denn sie waren sein eigenes Volk und sogar seine eigene Familie. Somit erbarmt sich Allah (t) seiner und will ihn daran hindern, sich diesem tödlichen Gram hinzugeben.[4]

26:4-7 - Allahs Wille war es, den Koran nach dem Ableben des Propheten (صلى الله عليه و سلم) zum einem bleibenden Wunder für die ganze Menschheit zu machen.[5] Ein anderes materielles Wunder, das durchaus in der Lage gewesen wäre, die Menschen fügsam zu machen, wollte Er nicht herabsenden, damit diese letzte Botschaft offen für alle Völker und alle Zeiten zugänglich bleibt. Allah (t) will, dass die Menschen von ihrer Vernunft Gebrauch machen, um die Wahrheit in den Versen der heiligen Schrift und in den Zeichen des Universums zu finden, die auch in ihnen selbst vorhanden sind. Wir merken, dass dieser göttliche Plan sein Ziel insofern erreicht hat, indem viele Menschen im damals "christlichen" Europa den Islam annahmen, und dass die Übersetzungen des Koran in allen europäischen Sprachen vorhanden sind; allein in der deutschen Sprache gibt es mehr als vierzig verschiedene Übersetzungen.[6]

26:8-9 - Der Wahrheitsliebende braucht nicht lange zu suchen. Wenn er nur mit offenen Augen seine Umwelt beobachtet, kann er selbst beurteilen, ob die Wahrheit über das System dieser Welt, das die Propheten gelehrt haben, wahr ist. Der Wortlaut dieser beiden Verse wiederholt sich in dieser Sure achtmal. Abgesehen von dieser Stelle schließen sie jeweils wie ein Refrain jede der nun folgenden sieben Geschichten von früheren Propheten ab, die mittels ihres fast identischen Wortlauts die Tatsache unterstreichen sollen, dass die ethische Lehre aller Propheten identisch ist, aber auch die, dass in der Menschheitsgeschichte Allahs Botschaft immer wieder abgelehnt wurde, obwohl Seine Existenz in allen lebenden Geschöpfen deutlich manifestiert ist.[7]

 

وَإِذْ نَادَىٰ رَبُّكَ مُوسَىٰ أَنِ ائْتِ الْقَوْمَ الظَّالِمِينَ ﴿١٠﴾ قَوْمَ فِرْعَوْنَ ۚ أَلَا يَتَّقُونَ ﴿١١﴾ قَالَ رَبِّ إِنِّي أَخَافُ أَن يُكَذِّبُونِ ﴿١٢﴾ وَيَضِيقُ صَدْرِي وَلَا يَنطَلِقُ لِسَانِي فَأَرْسِلْ إِلَىٰ هَارُونَ ﴿١٣﴾ وَلَهُمْ عَلَيَّ ذَنبٌ فَأَخَافُ أَن يَقْتُلُونِ ﴿١٤﴾ قَالَ كَلَّا ۖ فَاذْهَبَا بِآيَاتِنَا ۖ إِنَّا مَعَكُم مُّسْتَمِعُونَ ﴿١٥﴾ فَأْتِيَا فِرْعَوْنَ فَقُولَا إِنَّا رَسُولُ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٦﴾ أَنْ أَرْسِلْ مَعَنَا بَنِي إِسْرَائِيلَ ﴿١٧﴾ قَالَ أَلَمْ نُرَبِّكَ فِينَا وَلِيدًا وَلَبِثْتَ فِينَا مِنْ عُمُرِكَ سِنِينَ ﴿١٨﴾ وَفَعَلْتَ فَعْلَتَكَ الَّتِي فَعَلْتَ وَأَنتَ مِنَ الْكَافِرِينَ ﴿١٩﴾قَالَ فَعَلْتُهَا إِذًا وَأَنَا مِنَ الضَّالِّينَ ﴿٢٠﴾ فَفَرَرْتُ مِنكُمْ لَمَّا خِفْتُكُمْ فَوَهَبَ لِي رَبِّي حُكْمًا وَجَعَلَنِي مِنَ الْمُرْسَلِينَ ﴿٢١﴾ وَتِلْكَ نِعْمَةٌ تَمُنُّهَا عَلَيَّ أَنْ عَبَّدتَّ بَنِي إِسْرَائِيلَ ﴿٢٢﴾ 

„Und da rief dein Herr Moses an: „Geh zum Volk der Ungerechten (10), dem Volk Pharaos. Wollen sie denn nicht gottesfürchtig sein?“ (11) Er sagte: „Mein Herr, ich fürchte, sie werden mich für einen Lügner halten (12), und meine Brust wird beklemmt, und meine Zunge versagt den Redefluss. Schicke darum (auch) zu Aaron. (13) Auch haben sie eine Schuldklage gegen mich erhoben, deshalb fürchte ich, dass sie mich umbringen.“ (14) Er sprach: „Keineswegs! Geht nur beide mit Unseren Zeichen hin. Wir sind mit euch; Wir werden mit euch zuhören. (15) Geht denn zu Pharao und sagt: „Wir beide sind die Boten des Herrn der Welten. (16) Lass die Kinder Israels mit uns ziehen.“ (17) Er (Pharao) sagte: „Haben wir dich nicht als Kind bei uns aufgezogen? Und du hast viele Jahre deines Lebens bei uns verbracht. (18) Und du begingst jene deine Tat, die du begangen hast, und du warst undankbar.“ (19) Er (Moses) sagte: „Ich tat es damals, als ich auf dem Irrweg war. (20) Dann floh ich von euch, weil ich euch fürchtete; doch (nun) hat mir mein Herr Weisheit geschenkt und mich zu einem Gesandten gemacht. (21) Und die Gnade, die du mir vorhältst, ist die, dass du die Kinder Israels geknechtet hast.“ (Der edle Koran 26:10-22)

26:10-22 - Pharao und sein Volk waren so ungerecht, weil sie keinerlei Gottesfurcht hatten und nicht daran glaubten, dass sie am Tag des Jüngsten Gerichts zur Rechenschaft gezogen werden. Die Entsendung Moses' zu ihnen wurde unterstützt durch die Macht Allahs und die Entsendung Aarons. Bei der Schuldklage gegen Mose handelte es sich um einen Mord, den Allah ihm verzieh: Als heranwachsender junger Mann sah er einmal, wie ein Ägypter auf einen Mann aus den Kindern Israels schlug, und da die Kinder Israels allgemein von den Ägyptern unterdrückt wurden, wurde Moses (a.s.) zornig und erschlug den Ägypter. Er musste ins Land der Midianiter fliehen, wo er auch seinen prophetischen Auftrag erhielt. Aber der Vorwurf des Totschlags lastete noch auf ihm. Aus diesem Text wie aus anderen Episoden der koranischen Geschichte geht eindeutig hervor, dass Moses (a.s.) nicht in erster Linie zum Pharao geschickt worden war, um diesen zu seiner Religion aufzurufen, sondern um von ihm die Befreiung der Kinder Israels zu erwirken.[8]

 

قَالَ فِرْعَوْنُ وَمَا رَبُّ الْعَالَمِينَ ﴿٢٣﴾ قَالَ رَبُّ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ وَمَا بَيْنَهُمَا ۖ إِن كُنتُم مُّوقِنِينَ ﴿٢٤﴾ قَالَ لِمَنْ حَوْلَهُ أَلَا تَسْتَمِعُونَ ﴿٢٥﴾ قَالَ رَبُّكُمْ وَرَبُّ آبَائِكُمُ الْأَوَّلِينَ ﴿٢٦﴾ قَالَ إِنَّ رَسُولَكُمُ الَّذِي أُرْسِلَ إِلَيْكُمْ لَمَجْنُونٌ ﴿٢٧﴾ قَالَ رَبُّ الْمَشْرِقِ وَالْمَغْرِبِ وَمَا بَيْنَهُمَا ۖ إِن كُنتُمْ تَعْقِلُونَ ﴿٢٨﴾

„Pharao sagte: „Und was ist der Herr der Welten?“ (23) Er (Moses) sagte: „Er ist der Herr der Himmel und der Erde und dessen, was zwischen den beiden ist, wenn ihr nur Gewissheit wolltet.“ (24) Er (Pharao) sagte zu denen, die um ihn waren: „Hört ihr nicht?“ (25) Er (Moses) sagte: „Er ist euer Herr und der Herr eurer Vorväter.“ (26) Er (Pharao) sagte: „Dieser euer Gesandter, der zu euch entsandt wurde, ist wahrlich ein Besessener.“ (27) Er (Moses) sagte: „Er ist der Herr des Ostens und des Westens und dessen, was zwischen den beiden ist, wenn ihr es nur begreifen würdet.“ (Der edle Koran 26:23-28)

26:23-28 - Dieser Dialog fand vor langer Zeit zwischen einem Gesandten des Erhabenen Schöpfers und dem sterblichen Pharao statt. Der Unterschied zwischen Pharao, der seiner Zeit nur über ein Stück Land regierte und Dem Herrn des Ostens und des Westens, zu denen auch Ägypten gehört, ist ein deutlicher Beweis für die Wahrhaftigkeit der göttlichen Botschaft, insbesondere in unserer Zeit, wo es weder Pharaonen noch deren Reichtümer gibt. Ihre bleibenden Spuren sind Gräber, Überreste und Ruinen, die als Touristenattraktionen verwendet werden.[9]

 

قَالَ لَئِنِ اتَّخَذْتَ إِلَـٰهًا غَيْرِي لَأَجْعَلَنَّكَ مِنَ الْمَسْجُونِينَ ﴿٢٩﴾ قَالَ أَوَلَوْ جِئْتُكَ بِشَيْءٍ مُّبِينٍ ﴿٣٠﴾ قَالَ فَأْتِ بِهِ إِن كُنتَ مِنَ الصَّادِقِينَ ﴿٣١﴾ فَأَلْقَىٰ عَصَاهُ فَإِذَا هِيَ ثُعْبَانٌ مُّبِينٌ ﴿٣٢﴾ وَنَزَعَ يَدَهُ فَإِذَا هِيَ بَيْضَاءُ لِلنَّاظِرِينَ ﴿٣٣﴾ قَالَ لِلْمَلَإِ حَوْلَهُ إِنَّ هَـٰذَا لَسَاحِرٌ عَلِيمٌ ﴿٣٤﴾ يُرِيدُ أَن يُخْرِجَكُم مِّنْ أَرْضِكُم بِسِحْرِهِ فَمَاذَا تَأْمُرُونَ ﴿٣٥﴾ قَالُوا أَرْجِهْ وَأَخَاهُ وَابْعَثْ فِي الْمَدَائِنِ حَاشِرِينَ ﴿٣٦﴾ يَأْتُوكَ بِكُلِّ سَحَّارٍ عَلِيمٍ ﴿٣٧﴾

„Er (Pharao) sagte: „Wenn du einen anderen Gott als mich annimmst, so werde ich dich ganz gewiss zum Gefängnisinsassen machen.“ (29) Er (Moses) sagte: „Wie? Selbst wenn ich dir etwas bringe, das offenkundig ist?“ (30) Er (Pharao) sagte: „So bringe es, wenn du die Wahrheit redest!“ (31) Da warf (Moses) seinen Stock hin, und siehe, er wurde eine Schlange, ganz deutlich. (32) Und er zog seine Hand hervor, und siehe, sie erschien den Zuschauern weiß. (33) Er (Pharao) sagte zu den Vornehmen um ihn: „Das ist wahrlich ein erfahrener Zauberer. (34) Er will euch durch seine Zauberei aus eurem Lande vertreiben. Was ratet ihr nun?“ (35) Sie sagten: „Halte ihn und seinen Bruder hin und sende Ausrufer in die Städte (36), die dir alle erfahrenen Zauberer bringen sollen.“ (Der edle Koran 26:29-37)

26:29-36 - In diesem Versblock handelt es sich um zwei Männer aus dem unterdrückten Volk der Kinder Israels, die vor einem Tyrann ohne jegliche Militärmacht standen, und im ganzen Land gab es keinerlei Anzeichen von Aufruhr oder von Einflüssen ausländischer Mächte. Sobald der Tyrann jedoch die Wunderzeichen gesehen hatte, fing er an, verzweifelt auszurufen. Pharao, der im Versblock 26:23-28 mit Moses debattiert, erklärt sich hier als Gott und erreicht damit einen kritischen Standpunkt, der den Zorn Allahs hervorruft. Die Debatte wurde beendet mit Drohungen und Angriffen, wie dies bei den Tyrannen üblich ist.[10]

 

فَجُمِعَ السَّحَرَةُ لِمِيقَاتِ يَوْمٍ مَّعْلُومٍ ﴿٣٨﴾ وَقِيلَ لِلنَّاسِ هَلْ أَنتُم مُّجْتَمِعُونَ ﴿٣٩﴾لَعَلَّنَا نَتَّبِعُ السَّحَرَةَ إِن كَانُوا هُمُ الْغَالِبِينَ ﴿٤٠﴾ فَلَمَّا جَاءَ السَّحَرَةُ قَالُوا لِفِرْعَوْنَ أَئِنَّ لَنَا لَأَجْرًا إِن كُنَّا نَحْنُ الْغَالِبِينَ ﴿٤١﴾ قَالَ نَعَمْ وَإِنَّكُمْ إِذًا لَّمِنَ الْمُقَرَّبِينَ ﴿٤٢﴾ قَالَ لَهُم مُّوسَىٰ أَلْقُوا مَا أَنتُم مُّلْقُونَ ﴿٤٣﴾ فَأَلْقَوْا حِبَالَهُمْ وَعِصِيَّهُمْ وَقَالُوا بِعِزَّةِ فِرْعَوْنَ إِنَّا لَنَحْنُ الْغَالِبُونَ ﴿٤٤﴾ فَأَلْقَىٰ مُوسَىٰ عَصَاهُ فَإِذَا هِيَ تَلْقَفُ مَا يَأْفِكُونَ ﴿٤٥﴾ فَأُلْقِيَ السَّحَرَةُ سَاجِدِينَ ﴿٤٦﴾ قَالُوا آمَنَّا بِرَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿٤٧﴾ رَبِّ مُوسَىٰ وَهَارُونَ ﴿٤٨﴾ 

„So wurden die Zauberer zur anberaumten Zeit an einem bestimmten Tage versammelt. (38) Und es wurde zu den Menschen gesprochen: „Seid ihr alle da (39), so dass wir den Zauberern folgen können, wenn sie die Sieger sind?“ (40) Als die Zauberer kamen, da sagten sie zu Pharao: „Wird es auch eine Belohnung für uns geben, wenn wir die Sieger sind?“ (41) Er sagte: „Ja, und dann werdet ihr zu unseren Nächsten gehören.“ (42) Moses sagte zu ihnen: „Werft hin, was ihr zu werfen habt.“ (43) Da warfen sie ihre Stricke und ihre Stöcke hin und sagten: „Bei Pharaos Macht, wir sind es, die sicher siegen werden.“ (44) Dann warf Moses seinen Stock hin, und siehe, er verschlang (all) das, was sie vorgetäuscht hatten. (45) Da warfen sich die Zauberer anbetend nieder. (46) Sie sagten: „Wir glauben an den Herrn der Welten (47), den Herrn Moses' und Aarons.“ (Der edle Koran 26:38-48)

26:38-48 - Die Fortsetzung der Ereignisse geht hier weiter: Ein besonderer Feiertag wurde von Moses (a.s.) selbst ausgewählt[11], um möglichst eine große Menschenmenge für den Tag der Wahrheit zusammenzubringen. Beim Vers 44 handelt es sich ausdrücklich um ein gemeinsames Vortäuschungsspiel der Zauberer gegenüber den Zuschauern, das mit der Macht der Wahrheit durch die zwei Propheten Mose und Aaron sein Ende fand. Allah (t) öffnet die Herzen der Zauberer für den Glauben und gibt ihnen das Licht der Wahrheit ein. „Da warfen sich die Zauberer anbetend nieder und sagten: „Wir glauben an den Herrn der Welten, den Herrn Moses' und Aarons.“ Unser Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم) sagte: „Es gibt kein Menschenherz, das sich nicht zwischen zwei Fingern des Allerbarmers befindet. Wenn Er es für würdig befindet, dann richtet Er es auf, und wenn Er es für nicht richtig hält, dann lässt Er es abschweifen.“[12]

 

قَالَ آمَنتُمْ لَهُ قَبْلَ أَنْ آذَنَ لَكُمْ ۖ إِنَّهُ لَكَبِيرُكُمُ الَّذِي عَلَّمَكُمُ السِّحْرَ فَلَسَوْفَ تَعْلَمُونَ ۚ لَأُقَطِّعَنَّ أَيْدِيَكُمْ وَأَرْجُلَكُم مِّنْ خِلَافٍ وَلَأُصَلِّبَنَّكُمْ أَجْمَعِينَ ﴿٤٩﴾ قَالُوا لَا ضَيْرَ ۖ إِنَّا إِلَىٰ رَبِّنَا مُنقَلِبُونَ ﴿٥٠﴾ إِنَّا نَطْمَعُ أَن يَغْفِرَ لَنَا رَبُّنَا خَطَايَانَا أَن كُنَّا أَوَّلَ الْمُؤْمِنِينَ ﴿٥١﴾

„Er (Pharao) sagte: „Glaubt ihr an ihn, bevor ich es euch erlaube? Er ist sicher euer Meister, der euch die Zauberei gelehrt hat. Aber bald sollt ihr es erfahren. Wahrhaftig, ich werde euch die Hände und Füße wechselweise abhauen (lassen), und wahrhaftig, ich will euch alle kreuzigen (lassen).“ (49) Sie sagten: „Darin liegt kein Schaden; denn wir werden zu unserem Herrn zurückkehren. (50) Wir hoffen sehr, unser Herr werde uns unsere Sünden vergeben, da wir die ersten der Gläubigen sind.“ (Der edle Koran 26:49-51)

26:49-51 - Die Menschheit ist seit Adam bis zu unserer Zeit davon überzeugt, dass der Glaube eine Sache des Herzens ist, über das es keine Herrschaft gibt. Mit seiner Äußerung „Glaubt ihr an ihn, bevor ich es euch erlaube?“, geht Pharao in die Geschichte ein als der erste Mensch, der von seinen Untertanen verlangt, dass sie zuerst die Erlaubnis von ihm holen, um glauben zu dürfen. Der entsetzlichen Drohung des Pharao folgt die größte Enttäuschung und Niederlage für ihn, indem er von der Standhaftigkeit seiner Untertanen durch den unerschütterlichen Glauben erfährt: „Darin liegt kein Schaden; denn wir werden zu unserem Herrn zurückkehren.“ Diese Szene ist ein ewiges, herzergreifendes Beispiel der Offenbarung für alle späteren Generationen bis zum Tage des Weltuntergangs.[13]

 

وَأَوْحَيْنَا إِلَىٰ مُوسَىٰ أَنْ أَسْرِ بِعِبَادِي إِنَّكُم مُّتَّبَعُونَ ﴿٥٢﴾ فَأَرْسَلَ فِرْعَوْنُ فِي الْمَدَائِنِ حَاشِرِينَ ﴿٥٣﴾ إِنَّ هَـٰؤُلَاءِ لَشِرْذِمَةٌ قَلِيلُونَ ﴿٥٤﴾ وَإِنَّهُمْ لَنَا لَغَائِظُونَ ﴿٥٥﴾ وَإِنَّا لَجَمِيعٌ حَاذِرُونَ ﴿٥٦﴾ فَأَخْرَجْنَاهُم مِّن جَنَّاتٍ وَعُيُونٍ ﴿٥٧﴾ وَكُنُوزٍ وَمَقَامٍ كَرِيمٍ ﴿٥٨﴾ كَذَٰلِكَ وَأَوْرَثْنَاهَا بَنِي إِسْرَائِيلَ ﴿٥٩﴾

„Und Wir offenbarten Moses: „Führe Meine Diener nachts hinweg; denn ihr werdet verfolgt werden.“ (52) Und Pharao sandte (Boten) in die Städte, um zu einer Versammlung aufzurufen (53): „Diese sind nur ein kleiner Haufen (54); dennoch haben sie uns erzürnt (55), und wir sind eine wachsame Menge.“ (56) So vertrieben Wir sie aus Gärten und von Quellen (57) und aus Schätzen und ehrenvollen Wohnsitzen. (58) So (geschah es); und Wir gaben sie den Kindern Israels zum Erbe.“ (Der edle Koran 26:52-59)

26:52-59 - In diesem Versblock geht die Geschichte mit einem großen Zeitsprung weiter, um über den Exodos der Kinder Israels aus Ägypten zu berichten, der seinen Anfang anschließend der Niederlage des Pharao.[14] Allah (t), Der das Verborgene gut kennt, offenbart Mose, dass er und sein Volk verfolgt werden. Die Nacht soll für sie eine Schutzhülle sein.[15] Darauf erfolgt die Mobilmachung des Pharao gegen die armen Menschen, die für ihn in der Knechtschaft lebten. Diese, vom Pharao angeordnete Mobilmachung, zielte darauf ab, die Kinder Israels völlig zu vernichten, aber Allahs Plan drehte ihre Absichten gegen sie selbst, so dass alle ägyptischen Machthaber ihr Heim verließen und an den Ort gelangten, wo sie mitsamt ihren Truppen ertranken.[16]

 

فَأَتْبَعُوهُم مُّشْرِقِينَ ﴿٦٠﴾فَلَمَّا تَرَاءَى الْجَمْعَانِ قَالَ أَصْحَابُ مُوسَىٰ إِنَّا لَمُدْرَكُونَ ﴿٦١﴾ قَالَ كَلَّا ۖ إِنَّ مَعِيَ رَبِّي سَيَهْدِينِ ﴿٦٢﴾ فَأَوْحَيْنَا إِلَىٰ مُوسَىٰ أَنِ اضْرِب بِّعَصَاكَ الْبَحْرَ ۖ فَانفَلَقَ فَكَانَ كُلُّ فِرْقٍ كَالطَّوْدِ الْعَظِيمِ ﴿٦٣﴾ وَأَزْلَفْنَا ثَمَّ الْآخَرِينَ ﴿٦٤﴾ وَأَنجَيْنَا مُوسَىٰ وَمَن مَّعَهُ أَجْمَعِينَ ﴿٦٥﴾ ثُمَّ أَغْرَقْنَا الْآخَرِينَ ﴿٦٦﴾ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿٦٧﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿٦٨﴾ 

„Und sie verfolgten sie bei Sonnenaufgang. (60) Als die beiden Scharen einander ansichtig wurden, sagten die Gefährten Moses: „Wir werden sicher eingeholt.“ (61) Er sagte: „Keineswegs! Mein Herr ist mit mir. Er wird mich richtig führen.“ (62) Darauf offenbarten Wir Moses: „Schlage das Meer mit deinem Stock.“ Und es teilte sich, und jeder Teil erhob sich wie ein gewaltiger Berg. (63) Und Wir ließen alsdann die anderen nahe herankommen. (64) Und Wir erretteten Moses und alle, die mit ihm waren. (65) Dann ertränkten Wir die anderen. (66) Hierin ist wahrlich ein Zeichen; doch die meisten von ihnen glauben es nicht. (67) Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:60-68)

26:60-68 - Der Koran beschreibt an dieser Stelle die historisch gewaltigste Szene in der Geschichte der Menschheit, die Spaltung des Meeres, um die Kinder Israels zu erretten und die Heerscharen Pharaos ertrinken zu lassen. Dies ist ein Zeichen für Allahs Allmacht und eine Lehre für die folgenden Generationen durch alle Zeiten, auch für die Banu Kuraysch in Mekka zur Zeit der Offenbarung des Koran, damit sie wissen, dass sie gegen den Gesandten des Allmächtigen und Barmherzigen kämpfen, Der imstande ist, seinen Propheten und die Gläubigen mit ihm siegen zu lassen - wie Er dies mit Moses und seinem Volk getan hat.[17]

 

وَاتْلُ عَلَيْهِمْ نَبَأَ إِبْرَاهِيمَ ﴿٦٩﴾ إِذْ قَالَ لِأَبِيهِ وَقَوْمِهِ مَا تَعْبُدُونَ ﴿٧٠﴾ قَالُوا نَعْبُدُ أَصْنَامًا فَنَظَلُّ لَهَا عَاكِفِينَ ﴿٧١﴾ قَالَ هَلْ يَسْمَعُونَكُمْ إِذْ تَدْعُونَ ﴿٧٢﴾ أَوْ يَنفَعُونَكُمْ أَوْ يَضُرُّونَ ﴿٧٣﴾ قَالُوا بَلْ وَجَدْنَا آبَاءَنَا كَذَٰلِكَ يَفْعَلُونَ ﴿٧٤﴾ قَالَ أَفَرَأَيْتُم مَّا كُنتُمْ تَعْبُدُونَ ﴿٧٥﴾ أَنتُمْ وَآبَاؤُكُمُ الْأَقْدَمُونَ ﴿٧٦﴾ فَإِنَّهُمْ عَدُوٌّ لِّي إِلَّا رَبَّ الْعَالَمِينَ ﴿٧٧﴾

„Und verlies ihnen die Geschichte Abrahams (69), als er zu seinem Vater und seinem Volk sagte: „Was betet ihr an?“ (70) Sie sagten: „Wir beten Götzen an, und wir sind ihnen anhaltend zugetan.“ (71) Er sagte: „Hören sie euch, wenn ihr (sie) anruft? (72) Oder nützen sie oder schaden sie euch?“ (73) Sie sagten: „Nein, aber wir fanden unsere Väter das Gleiche tun.“ (74) Er sagte: „Seht ihr denn nicht, was ihr da angebetet habt (75), ihr und eure Vorväter? (76) Sie sind mir feindlich (gesonnen); nicht aber der Herr der Welten“ (Der edle Koran 26:69-77)

26:69-77 - Nach der Geschichte von Moses und den Kindern Israels[18] erfolgt nun eine Berichterstattung über Abraham (a.s.) und sein Volk, die chronologisch weit zurück liegt als die Geschichte der Kinder Israels. (Der Prophet Abraham wurde im Jahre 2160 vZtw. geboren und starb 1985 vor der Zeitwende). Für die Banu Kuraysch in Mekka ist die Geschichte von Moses von großer Bedeutung in Bezug auf die Allmacht Allahs.[19] Hier in diesem Versblock hat die Geschichte von Abraham (a.s.) eine besondere Beziehung zu den Mekkanern, in deren Ortschaft er mit seinem Sohn Ismael die Kaaba, das Haus Allahs, gebaut haben, das als Wahrzeichen der Reinheit des Glaubens vor ihren Augen steht. In dieser koranischen Geschichte Abrahams erfahren die Mekkaner von seinem Kampf gegen die Götzendiener, während sie selbst dreihundertsechzig Götzenfiguren in dem Haus des Einzigen Gottes verehren. Dieser Zustand ist ohne jeden Zweifel beschämend - nicht nur für die Mekkaner, die in der Gnade Allahs nach Sure 106 leben, sondern auch für Juden und Christen, die in deren Umgebung und in Yaṯrib (später: Medina) lebten. Und deswegen weist der Koran an verschiedenen Stellen daraufhin, dass der Islam nichts anderes als die Religion Abrahams ist, der weder ein Götzendiener, noch Jude, noch Christ war; denn diese beiden letzten Religionen entstanden erst Jahrhunderte nach seiner Zeit. Dieses historische Argument konnte weder von den Götzendienern noch durch Juden oder Christen widerlegt werden; denn die Götzendiener selbst mussten zugeben, dass der Götzendienst in Arabien erst Jahrhunderte nach Abraham (a.s.) entstanden ist, und ähnlich geht es Juden und Christen mit ihren Religionsformen. Die mekkanischen Banu Kuraysch schämten sich nicht mit denselben Worten zu argumentieren wie das Volk Abrahams in diesem Versblock damals argumentierte, und zwar mit dem Brauch der Vorväter. Auf diese Weise lehrt der Koran, dass es, wenn es um den Glauben geht, keine Höflichkeitsbezeugungen geben darf, auch nicht gegenüber Vätern und Vorvätern.[20]

 

الَّذِي خَلَقَنِي فَهُوَ يَهْدِينِ ﴿٧٨﴾ وَالَّذِي هُوَ يُطْعِمُنِي وَيَسْقِينِ ﴿٧٩﴾ وَإِذَا مَرِضْتُ فَهُوَ يَشْفِينِ ﴿٨٠﴾ وَالَّذِي يُمِيتُنِي ثُمَّ يُحْيِينِ ﴿٨١﴾ وَالَّذِي أَطْمَعُ أَن يَغْفِرَ لِي خَطِيئَتِي يَوْمَ الدِّينِ ﴿٨٢﴾

„Der mich erschaffen hat; und Er ist es, Der mich richtig führt (78) und Der mir Speise und Trank gibt. (79) Und wenn ich krank bin, ist Er es, Der mich heilt (80), und (Er ist es) Der mich sterben lassen wird und mich dann wieder zum Leben zurückbringt (81), und von Dem ich hoffe, dass Er mir meine Fehler am Tage des Gerichts vergeben werde.“ (Der edle Koran 26:78-82)

26:78-82 - Abraham (a.s.) setzt seine obige Erklärung in 26:69-77 fort und nennt seinem Volk hier mit einfachen Formulierungen, die jeder leicht verstehen kann, einige Eigenschaften seines Schöpfers. Diese Verse erzeugen bei jeder Generation ein Gefühl der Ruhe und der Sicherheit; denn - wenn man krank ist - Allah (t) ist Derjenige, Der heilt. Und wenn wir hungrig sind, so gibt uns Allah (t) Nahrung und Trank usw. Die Götzen, die die Menschen verehren, können all diese Gnade des Herrn nicht leisten, geschweige denn ihre Unfähigkeit, die Toten zu erwecken und die Sünden zu vergeben. Seine Worte spricht Abraham nicht als "Sohn Gottes", sondern als Geschöpf Allahs, der Seiner Hilfe und Unterstützung im Leben, in der Not und nach dem Tot bedarf.

 

رَبِّ هَبْ لِي حُكْمًا وَأَلْحِقْنِي بِالصَّالِحِينَ ﴿٨٣﴾وَاجْعَل لِّي لِسَانَ صِدْقٍ فِي الْآخِرِينَ ﴿٨٤﴾ وَاجْعَلْنِي مِن وَرَثَةِ جَنَّةِ النَّعِيمِ ﴿٨٥﴾ وَاغْفِرْ لِأَبِي إِنَّهُ كَانَ مِنَ الضَّالِّينَ ﴿٨٦﴾ وَلَا تُخْزِنِي يَوْمَ يُبْعَثُونَ ﴿٨٧﴾ يَوْمَ لَا يَنفَعُ مَالٌ وَلَا بَنُونَ ﴿٨٨﴾ إِلَّا مَنْ أَتَى اللَّـهَ بِقَلْبٍ سَلِيمٍ ﴿٨٩﴾ 

„Mein Herr, schenke mir Weisheit und füge mich zu den Rechtschaffenen (83); und verleihe mir einen guten Ruf bei den künftigen Geschlechtern. (84) Und mache mich zu einem der Erben des Paradieses der Wonne (85); und vergib meinem Vater; denn er war einer der Irrenden (86); und tue mir an dem Tage, da (die Menschen) auferweckt werden, keine Schande an (87), an dem Tage, da weder Vermögen noch Söhne (etwas) nützen (88), sondern nur der (gerettet werden wird), der mit reinem Herzen zu Allah kommt.“ (Der edle Koran 26:83-89)

26:83-89 - Abraham (a.s.) bittet seinen Herrn u.a. um Weisheit und Rechtschaffenheit. Diese zwei Punkte müssen so verstanden werden, dass derjenige, der diese innehat, im Besitz eines enormen Vermögens ist. Unser Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم) hat uns in seiner Sunna ein ähnliches Bittgebet gelehrt, das lautet: „O Allah, unser Herr, gib uns die Fähigkeit, eine Sache so zu sehen und zu verstehen, wie sie in Wirklichkeit ist, so dass wir den wahren Sachverhalt beurteilen können.“[21] In seinem Bittgebet schließt Abraham (a.s.) seinen Vater ein und bittet für ihn um Vergebung, obwohl sein Vater ein Götzendiener war und er (Abraham) nicht für einen Feind Allahs beten darf. Die Gelehrten gehen davon aus, dass dies auf Grund eines Versprechens an den Vater war, das Abraham (a.s.) zu erfüllen hat.[22] Der Koran hat später untersagt, für Menschen, die Allah (t) ablehnen, um Verzeihung zu bitten, auch wenn diese nahe Verwandte wären.[23]

 

وَأُزْلِفَتِ الْجَنَّةُ لِلْمُتَّقِينَ ﴿٩٠﴾ وَبُرِّزَتِ الْجَحِيمُ لِلْغَاوِينَ ﴿٩١﴾ وَقِيلَ لَهُمْ أَيْنَ مَا كُنتُمْ تَعْبُدُونَ ﴿٩٢﴾ مِن دُونِ اللَّـهِ هَلْ يَنصُرُونَكُمْ أَوْ يَنتَصِرُونَ ﴿٩٣﴾ فَكُبْكِبُوا فِيهَا هُمْ وَالْغَاوُونَ ﴿٩٤﴾ وَجُنُودُ إِبْلِيسَ أَجْمَعُونَ ﴿٩٥﴾ قَالُوا وَهُمْ فِيهَا يَخْتَصِمُونَ ﴿٩٦﴾ تَاللَّـهِ إِن كُنَّا لَفِي ضَلَالٍ مُّبِينٍ ﴿٩٧﴾ إِذْ نُسَوِّيكُم بِرَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿٩٨﴾ وَمَا أَضَلَّنَا إِلَّا الْمُجْرِمُونَ ﴿٩٩﴾ فَمَا لَنَا مِن شَافِعِينَ ﴿١٠٠﴾ وَلَا صَدِيقٍ حَمِيمٍ ﴿١٠١﴾ فَلَوْ أَنَّ لَنَا كَرَّةً فَنَكُونَ مِنَ الْمُؤْمِنِينَ ﴿١٠٢﴾ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿١٠٣﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿١٠٤﴾

„Und das Paradies wird den Gottesfürchtigen nahegebracht werden. (90) Und die Jahim wird denen vor Augen gehalten, die abgeirrt sind (91), und es wird zu ihnen gesprochen: „Wo ist nun das, was ihr anzubeten pflegtet (92) statt Allah? Können sie euch helfen oder sich selber helfen?“ (93) Dann werden sie kopfüber (in die Hölle) hineingestürzt werden, sie und diejenigen, die abgeirrt sind (94), und Iblis Scharen allesamt. (95) Sie sagen, indem sie miteinander darüber streiten: (96) „Bei Allah, wir waren in einem offenkundigen Irrtum (97), als wir euch dem Herrn der Welten gleichsetzten. (98) Und es waren nur die Schuldigen, die uns irreführten (99), und nun haben wir weder Fürsprecher (100) noch einen treuen Freund. (101) Wenn es doch für uns eine Rückkehr gäbe, (dann) wären wir unter den Gläubigen!“ (102) Hierin ist wahrlich ein Zeichen, jedoch die meisten von ihnen glauben es nicht. (103) Und wahrlich, dein Herr - Er ist der Allmächtige, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:90-104)

26:90-104 - Nun folgt die Beschreibung einer der vielen Szenen am Tage des Jüngsten Gerichts, dem Tag, der Abraham (a.s.) stets in Ehrfurcht versetzte. Der Versblock beschreibt die Szene mit den falschen Gottheiten und mit dem Satan (Iblis) und seinen Heerscharen allesamt, die im Koran oft in Verbindung mit menschlichen Vergehen erwähnt werden. Deshalb wiederholt der Koran diese furchtbare Szene an verschiedenen Stellen, um diejenigen, die zu blinder Nachahmung neigen, aufzufordern, ihre Führer in dieser Welt kritisch zu betrachten und sich zu versichern, ob sie dem rechten Weg folgen oder nicht.[24] Wir sehen, dass die Ungläubigen einander Feind sind, auch wenn sie in ihrem irdischen Leben enge Freunde waren. Jeder macht den anderen für seine Lage verantwortlich und wünscht ihm die größte Strafe.[25]

 

كَذَّبَتْ قَوْمُ نُوحٍ الْمُرْسَلِينَ ﴿١٠٥﴾ إِذْ قَالَ لَهُمْ أَخُوهُمْ نُوحٌ أَلَا تَتَّقُونَ ﴿١٠٦﴾ إِنِّي لَكُمْ رَسُولٌ أَمِينٌ ﴿١٠٧﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٠٨﴾ وَمَا أَسْأَلُكُمْ عَلَيْهِ مِنْ أَجْرٍ ۖ إِنْ أَجْرِيَ إِلَّا عَلَىٰ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٠٩﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١١٠﴾

„Das Volk Noahs bezichtigte die Gesandten der Lüge (105), als ihr Bruder Noah zu ihnen sagte: „Wollt ihr nicht gottesfürchtig sein? (106) In Wahrheit, ich bin euch ein vertrauenswürdiger Gesandter. (107) So fürchtet Allah und gehorcht mir. (108) Und ich verlange von euch keinen Lohn dafür; mein Lohn ist allein beim Herrn der Welten. (109) So fürchtet Allah und gehorcht mir.“ (Der edle Koran 26:105-110)

26:105-110 - Man merkt, dass die Berichterstattung in dieser Sure, die mit Moses (a.s.) angefangen hat, chronologisch rückwärts bis nach Noah (a.s.) geht.[26] Das erste Argument, das Noah vorbrachte, war die Erinnerung daran, dass er als ehrlicher und aufrichtiger Mensch bekannt war. Dasselbe Argument galt für unseren Propheten Muhammed, Allahs Segen und Friede auf ihm, der sogar von seinem eigenen Volk als "Al-Amin" (der Treue bzw. der Vertrauenswürdige) genannt wurde. Das zweite Argument Noahs bedeutet, dass er keine eigenen oder selbstsüchtigen Interessen mit der Verkündung der Botschaft verbindet. Zumindest dann sollte man doch begreifen, dass er es mit seinem Aufruf ehrlich und ernst meinte und nur das verkündet, was er selbst als Wahrheit erkannt hatte und in dem er den Weg zu wirklichem Heil der Menschheit sah.[27] Die Aufforderung Noahs an sein Volk, Allah (t) zu fürchten ist gleichbedeutend mit Gehorsam gegenüber dem Propheten, der keinen Lohn für die Rechtleitung von seinen Leuten verlangt. Gerade in diesem Punkt spielen die unentgeltlichen Tätigkeiten aller Propheten bis Muhammed (صلى الله عليه و سلم) eine wesentliche Rolle.[28]

 

قَالُوا أَنُؤْمِنُ لَكَ وَاتَّبَعَكَ الْأَرْذَلُونَ ﴿١١١﴾قَالَ وَمَا عِلْمِي بِمَا كَانُوا يَعْمَلُونَ ﴿١١٢﴾ إِنْ حِسَابُهُمْ إِلَّا عَلَىٰ رَبِّي ۖ لَوْ تَشْعُرُونَ ﴿١١٣﴾ وَمَا أَنَا بِطَارِدِ الْمُؤْمِنِينَ ﴿١١٤﴾ إِنْ أَنَا إِلَّا نَذِيرٌ مُّبِينٌ ﴿١١٥﴾  

„Sie sagten: „Sollen wir dir glauben, wo es (doch nur) die Niedrigsten sind, die dir folgen?“ (111) Er sagte: „Und welche Kenntnis habe ich von dem, was sie getan haben? (112) Ihre Rechenschaft ist einzig die Sache meines Herrn, wenn ihr euch dessen nur bewusst wäret! (113) Und ich werde die Gläubigen gewiss nicht hinauswerfen. (114) Ich bin nichts (anderes) als ein aufklärender Warner.“ (Der edle Koran 26:111-115)

26:111-115 - Die Vornehmen des Volkes erwähnen mit Verachtung die Armen und die Schwachen. Die Führer der Banu Kuraysch in Mekka zur Zeit des Propheten Muhammed (صلى الله عليه و سلم) sprachen derartige Verachtung aus und der Prophet reagierte darauf in ähnlicher Weise.[29] Noahs Antwort beinhaltet ein Grundprinzip der koranischen Ethik und damit des islamischen Gesetzes: kein Mensch hat das Recht, über den Glauben oder die verborgenen Absichten eines anderen zu urteilen; während Allah (t) weiß, was in den Herzen der Menschen verborgen ist, kann die Gesellschaft nur anhand äußerlichen Beweismaterials urteilen, das aus den Worten und Handlungen eines Menschen ersichtlich ist.[30]

 

قَالُوا لَئِن لَّمْ تَنتَهِ يَا نُوحُ لَتَكُونَنَّ مِنَ الْمَرْجُومِينَ ﴿١١٦﴾ قَالَ رَبِّ إِنَّ قَوْمِي كَذَّبُونِ ﴿١١٧﴾ فَافْتَحْ بَيْنِي وَبَيْنَهُمْ فَتْحًا وَنَجِّنِي وَمَن مَّعِيَ مِنَ الْمُؤْمِنِينَ ﴿١١٨﴾ فَأَنجَيْنَاهُ وَمَن مَّعَهُ فِي الْفُلْكِ الْمَشْحُونِ ﴿١١٩﴾ ثُمَّ أَغْرَقْنَا بَعْدُ الْبَاقِينَ ﴿١٢٠﴾ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿١٢١﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿١٢٢﴾

„Sie sagten: „Wenn du (davon) nicht ablässt, o Noah, so wirst du sicherlich gesteinigt werden.“ (116) Er sagte: „Mein Herr, mein Volk hat mich für einen Lügner gehalten. (117) Darum richte entscheidend zwischen mir und ihnen; und rette mich und die Gläubigen, die mit mir sind.“ (118) So erretteten Wir ihn und jene, die mit ihm in dem beladenen Schiff waren. (119) Dann ertränkten Wir hernach jene, die zurückblieben. (120) Wahrlich, hierin ist ein Zeichen, jedoch die meisten von ihnen glauben es nicht. (121) Und wahrlich, dein Herr - Er ist der Erhabene, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:116-122)

26:116-122 - Im Koran sind noch zwei weitere Fälle erwähnt, wo ein Prophet mit dem Tod durch Steinigung bedroht wird, der eine war Abraham (a.s.) in 19:46 und der andere Schuayb in 11:91.[31] In keinem der beiden Fälle hielt diese Drohung den Propheten davon ab, sein Wirken fortzusetzen. Die Drohungen fielen stattdessen auf ihre Urheber zurück. Wir sehen immer wieder, dass die Tyrannen, wenn sie in ihrem Disput nicht weiterkommen, und mit ihrer Argumentation am Ende sind, zu brutalen Drohungen greifen.[32] Als Noah um die richterliche Entscheidung Allahs bat, war es für jede Reue und Besinnung seines auflehnenden Volkes zu spät.[33]

 

كَذَّبَتْ عَادٌ الْمُرْسَلِينَ ﴿١٢٣﴾ إِذْ قَالَ لَهُمْ أَخُوهُمْ هُودٌ أَلَا تَتَّقُونَ ﴿١٢٤﴾ إِنِّي لَكُمْ رَسُولٌ أَمِينٌ ﴿١٢٥﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٢٦﴾ وَمَا أَسْأَلُكُمْ عَلَيْهِ مِنْ أَجْرٍ ۖ إِنْ أَجْرِيَ إِلَّا عَلَىٰ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٢٧﴾ أَتَبْنُونَ بِكُلِّ رِيعٍ آيَةً تَعْبَثُونَ ﴿١٢٨﴾ وَتَتَّخِذُونَ مَصَانِعَ لَعَلَّكُمْ تَخْلُدُونَ ﴿١٢٩﴾ وَإِذَا بَطَشْتُم بَطَشْتُمْ جَبَّارِينَ ﴿١٣٠﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٣١﴾ وَاتَّقُوا الَّذِي أَمَدَّكُم بِمَا تَعْلَمُونَ ﴿١٣٢﴾ أَمَدَّكُم بِأَنْعَامٍ وَبَنِينَ ﴿١٣٣﴾ وَجَنَّاتٍ وَعُيُونٍ ﴿١٣٤﴾ إِنِّي أَخَافُ عَلَيْكُمْ عَذَابَ يَوْمٍ عَظِيمٍ ﴿١٣٥﴾

„Die Ad bezichtigten die Gesandten der Lüge (123), als ihr Bruder Hud zu ihnen sagte: „Wollt ihr nicht gottesfürchtig sein? (124) In Wahrheit, ich bin euch ein vertrauenswürdiger Gesandter (125), darum fürchtet Allah und gehorcht mir. (126) Und ich verlange von euch keinen Lohn dafür; mein Lohn ist allein beim Herrn der Welten. (127) Errichtet ihr Bauwerke auf jeder Anhöhe, um euch zu vergnügen? (128) Und errichtet ihr Burgen, als solltet ihr lange leben? (129) Und wenn ihr zupackt, so benehmt ihr euch gewalttätig. (130) So fürchtet Allah und gehorcht mir. (131) Fürchtet Den, Der euch mit dem versorgt hat, was ihr kennt. (132) Er hat euch mit Vieh und Söhnen versorgt (133) und Gärten und Quellen. (134) Wahrlich, ich fürchte für euch die Strafe eines gewaltigen Tages.“ (Der edle Koran 26:123-135)

26:123-135 - Hud (a.s.) war ein Prophet, der einige Zeit nach der Sintflut lebte, nachdem Allah (t) die Erde vom frevelhaften Volk Noahs befreit hatte. Die Gemeinsamkeiten Huds mit anderen Propheten liegen in der Verfahrensweise Allahs, die darin besteht, dass Propheten "Brüder" ihres Volkes sind, d.h. sie wurden aus deren Mitte erwählt, und dass sie darüber hinaus Vertrauenswürdige waren und keinen Lohn für ihre prophetische Aufgabe erhielten. Über die Errichtung von Bauwerken der Ad in diesem Versblock berichtete Qatada: „Sie ließen sich zuerst bei ihren Reisen von den Sternen den Weg weisen. Dann aber bauten sie sich hohe Türme am Wegesrand, die die Aufgabe der Sterne übernehmen sollten.“ Der Zweck dieser Bauten war, sich mit dem eigenen Können zu rühmen und prahlen. Wären diese Türme erbaut worden, um den Reisenden den Weg zu weisen oder mit ihnen die Himmelsrichtungen festzustellen, so hätte Allah (t) ihr Tun nicht als törichten Zeitvertreib bezeichnet. Huds Kritik richtete sich nicht allein gegen Festungen und Denkmäler, sondern gegen ihr entartetes Gesellschaftssystem, dessen Symptome in Form dieser Gebäude überall im Land erkannt werden konnten. Hier liegt die Betonung jedoch auf dem tyrannischen System der Ad, offensichtlich in Verbindung mit ihren kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Völkern. In diesem Sinne bringt dieser Versblock indirekt ein Verbot aller unnötigen Grausamkeiten im Krieg zum Ausdruck, in Verbindung mit dem positiven Gebot, alle Kampfhandlungen moralischen Überlegungen unterzuordnen. Darüber hinaus hatte die Ad keinerlei Mitgefühl für die Armen und gewährte keine Gerechtigkeit für die Schwachen, sodass alle Angehörigen niedrigerer gesellschaftlicher Schichten unterdrückt und ausgebeutet wurden. Niemand war vor ihren Machenschaften sicher.[34]

 

قَالُوا سَوَاءٌ عَلَيْنَا أَوَعَظْتَ أَمْ لَمْ تَكُن مِّنَ الْوَاعِظِينَ ﴿١٣٦﴾إِنْ هَـٰذَا إِلَّا خُلُقُ الْأَوَّلِينَ ﴿١٣٧﴾ وَمَا نَحْنُ بِمُعَذَّبِينَ ﴿١٣٨﴾ فَكَذَّبُوهُ فَأَهْلَكْنَاهُمْ ۗ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿١٣٩﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿١٤٠﴾ كَذَّبَتْ ثَمُودُ الْمُرْسَلِينَ ﴿١٤١﴾ إِذْ قَالَ لَهُمْ أَخُوهُمْ صَالِحٌ أَلَا تَتَّقُونَ ﴿١٤٢﴾ إِنِّي لَكُمْ رَسُولٌ أَمِينٌ ﴿١٤٣﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٤٤﴾ وَمَا أَسْأَلُكُمْ عَلَيْهِ مِنْ أَجْرٍ ۖ إِنْ أَجْرِيَ إِلَّا عَلَىٰ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٤٥﴾ 

„Sie sagten: „Es ist uns gleich, ob du (uns) predigst oder ob du (uns) nicht predigst. (136) Dies ist nichts als ein Brauch der Früheren (137), und wir werden nicht bestraft werden.“ (138) So hielten sie ihn für einen Lügner, und Wir vernichteten sie. Hierin ist wahrlich ein Zeichen, jedoch die meisten von ihnen glauben es nicht. (139) Und wahrlich, dein Herr - Er ist der Erhabene, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:136-140)

26:136-140 - Das Volk Ads argumentierte nicht weiter, sondern verhielt sich endgültig ablehnend gegen die Botschaft ihres Propheten in einer geringschätzigen und unbekümmerten Weise. Nach dem Bericht des Korans wurden die Ad durch einen gewaltigen Sturm vernichtet. Als sie sahen, dass sich in ihrem Tal Wolken näherten, jubelten sie; denn sie hielten sie für Regenwolken. In Wirklichkeit jedoch trugen sie Allahs Zorn. Das Volk wurde wie Spreu hinweggeweht, und nur die Ruinen ihrer Ansiedlungen blieben, um Zeugnis für ihr furchtbares Schicksal abzulegen.[35] Das fruchtbare Land der Ad, das sich in Wüste verwandelte, ist ein Mahnmal für die Banu Kuraysch, die sich genauso ablehnend gegen Muhammed, Allahs Segen und Friede auf ihm, verhalten.

 

كَذَّبَتْ ثَمُودُ الْمُرْسَلِينَ ﴿١٤١﴾ إِذْ قَالَ لَهُمْ أَخُوهُمْ صَالِحٌ أَلَا تَتَّقُونَ ﴿١٤٢﴾ إِنِّي لَكُمْ رَسُولٌ أَمِينٌ ﴿١٤٣﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٤٤﴾ وَمَا أَسْأَلُكُمْ عَلَيْهِ مِنْ أَجْرٍ ۖ إِنْ أَجْرِيَ إِلَّا عَلَىٰ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٤٥﴾

„Die Semud bezichtigten die Gesandten der Lüge (141), als ihr Bruder Salih zu ihnen sagte: „Wollt ihr nicht gottesfürchtig sein? (142) In Wahrheit, ich bin euch ein vertrauenswürdiger Gesandter. (143) So fürchtet Allah und gehorcht mir. (144) Und ich verlange von euch keinen Lohn dafür; mein Lohn ist allein beim Herrn der Welten.“ (Der edle Koran 26:141-145)

26:141-145 - Die Semud verfährt mit ihrem Propheten Salih genauso wie die Ad damals mit ihrem Propheten Hud verfuhr. Die unentgeltliche Tätigkeit Salihs wird hier wieder wie bei allen anderen Propheten betont. Die Semud war ein Volk, das im Genuss des Segens Allahs lebte. Bekannt bei ihnen waren die reiche Landwirtschaft und die kunstvollen Bauten.[36] Ihr Vergehen bestand darin, dass sie die Armen und Schwachen unterdrückten, und ihren Propheten Salih der Lüge bezichtigten. Derartige Verhaltensweise ist ein typisches Merkmal des Unglaubens und der Undankbarkeit durch alle Epochen des Prophetentums.[37]

 

أَتُتْرَكُونَ فِي مَا هَاهُنَا آمِنِينَ ﴿١٤٦﴾ فِي جَنَّاتٍ وَعُيُونٍ ﴿١٤٧﴾ وَزُرُوعٍ وَنَخْلٍ طَلْعُهَا هَضِيمٌ ﴿١٤٨﴾ وَتَنْحِتُونَ مِنَ الْجِبَالِ بُيُوتًا فَارِهِينَ ﴿١٤٩﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٥٠﴾ وَلَا تُطِيعُوا أَمْرَ الْمُسْرِفِينَ ﴿١٥١﴾ الَّذِينَ يُفْسِدُونَ فِي الْأَرْضِ وَلَا يُصْلِحُونَ ﴿١٥٢﴾

„Werdet ihr etwa sicher zurückbleiben unter den Dingen, die hier sind (146), unter Gärten und Quellen (147) und Kornfeldern und Dattelpalmen mit Blütendolden, die fast brechen? (148) Und aus den Bergen hauet ihr euch Wohnungen geschickt aus. (149) So fürchtet Allah und gehorcht mir. (150) Und gehorcht nicht dem Befehl derer, die nicht Maß halten (151), die Verderben auf Erden stiften und keine guten Werke verrichten.“ (Der edle Koran 26:146-152)

26:146-152 - Die Semud waren stolz auf ihren Wohlstand.[38] So wie einst die Kultur der Ad durch ihre hohen Bauten mit Säulen gekennzeichnet war, so war das Merkmal der Kultur der Semud die in den Felsen gehauenen Höhlenwohnungen. Deswegen werden die Semud in Sure 89:9 auch als Leute bezeichnet, die im Tal Felsen bearbeiteten.[39] Einige dieser Steinarbeiten existieren bis heute vor den Augen der Menschen in der Arabischen Halbinsel. Die Semud dachten weder an den Ursprung und die Entstehung ihres Wohlstandes, noch fiel es ihnen ein, sich beim Allmächtigen Wohltäter dafür zu bedanken. Deshalb erfolgt hier die Frage als Ironie.

 

قَالُوا إِنَّمَا أَنتَ مِنَ الْمُسَحَّرِينَ ﴿١٥٣﴾ مَا أَنتَ إِلَّا بَشَرٌ مِّثْلُنَا فَأْتِ بِآيَةٍ إِن كُنتَ مِنَ الصَّادِقِينَ ﴿١٥٤﴾ قَالَ هَـٰذِهِ نَاقَةٌ لَّهَا شِرْبٌ وَلَكُمْ شِرْبُ يَوْمٍ مَّعْلُومٍ ﴿١٥٥﴾ وَلَا تَمَسُّوهَا بِسُوءٍ فَيَأْخُذَكُمْ عَذَابُ يَوْمٍ عَظِيمٍ ﴿١٥٦﴾ فَعَقَرُوهَا فَأَصْبَحُوا نَادِمِينَ ﴿١٥٧﴾ فَأَخَذَهُمُ الْعَذَابُ ۗ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿١٥٨﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿١٥٩﴾

„Sie sagten: „Du bist nur einer, der dem Zauber zum Opfer gefallen ist. (153) Du bist nichts (anderes) als ein Mensch wie wir. So bringe ein Zeichen, wenn du zu den Wahrhaftigen gehörst.“ (154) Er sagte: „Hier ist eine Kamelstute; sie hat (ihre) Trinkzeit, und ihr habt (eure) Trinkzeit an einem bestimmten Tag. (155) Berührt sie nicht mit Bösem, damit euch nicht die Strafe eines gewaltigen Tages ereile.“ (156) Sie aber schnitten ihr die Sehnen durch; und danach wurden sie reumütig. (157) Da ereilte sie die Strafe. Hierin ist wahrlich ein Zeichen, jedoch die meisten von ihnen glauben es nicht. (158) Und wahrlich, dein Herr - Er ist der Erhabene, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:153-159)

26:153-159 - Die Semud verhielten sich ablehnend gegenüber ihrem Propheten, und zwar genauso mit denselben Argumenten der anderen Völker vor ihnen. Und genauso verhielt sich auch die Banu Kuraysch zur Zeit ihres Propheten Muhammed, Allahs Segen und Friede auf ihm. Es war immer der wiederkehrende Einwand gegen jeden Propheten, dass er nur ein Mensch sei wie sie. Das Volk der Semud verlangte also ein greifbares Beglaubigungswunder als Beweis der Wahrhaftigkeit ihres Propheten Salih. So erhörte Allah (t) die Bitte Seines Dieners und gab ihm dieses Zeichen in der Form einer Kamelstute.[40] Würden sie ihre Rechte auf Wasser und Weide respektieren? Die Kamelstute erschien mit der Bedingung, dass sie abwechselnd - jeder an einem Tag - mit den Leuten von Semud Anteil am Trinkwasser haben sollte und dass sich die beiden Parteien nicht gegenseitig ihre Rechte streitig machten. Dies bedeutete, dass an diesen Tagen die herrenlose Kamelstute den gleichen Anteil am Wasser erhalten sollte, wie die Kamele des ganzen Stammes. Für die Araber war kaum eine größere Herausforderung möglich; denn Auseinandersetzungen um die Wasserrechte waren mitunter den Hauptgründen für ihre ständigen Fehden untereinander. Daraufhin fanden sie selbst ein böses Ende.[41]

 

كَذَّبَتْ قَوْمُ لُوطٍ الْمُرْسَلِينَ ﴿١٦٠﴾ إِذْ قَالَ لَهُمْ أَخُوهُمْ لُوطٌ أَلَا تَتَّقُونَ ﴿١٦١﴾ إِنِّي لَكُمْ رَسُولٌ أَمِينٌ ﴿١٦٢﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٦٣﴾ وَمَا أَسْأَلُكُمْ عَلَيْهِ مِنْ أَجْرٍ ۖ إِنْ أَجْرِيَ إِلَّا عَلَىٰ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٦٤﴾

„Das Volk Lots bezichtigte die Gesandten der Lüge (160), als ihr Bruder Lot zu ihnen sagte: „Wollt ihr nicht gottesfürchtig sein? (161) In Wahrheit, ich bin euch ein vertrauenswürdiger Gesandter. (162) So fürchtet Allah und gehorcht mir. (163) Und ich verlange von euch keinen Lohn dafür; mein Lohn ist allein beim Herrn der Welten.“ (Der edle Koran 26:160-164)

26:160-164 - Erst hier kommt die Geschichte Lots, obgleich sie zeitlich mit der Geschichte Abrahams zusammenfiel. In dieser Sure wird jedoch nicht auf die Reihenfolge der Geschehnisse Wert gelegt, sondern auf die Einheit aller Botschaften und auf die Gleichheit in Bezug auf die Konsequenz der Ablehnung: die Errettung der Gläubigen und die Vernichtung der Sündigen.[42] Hier geht es darum, dass die Bevölkerung der Städte so schamlos widernatürlichen Lastern verfallen waren, dass Lots Warnungen sie nur verärgerten, bis sie letztendlich durch einen Regen aus Bimsstein vernichtet wurden.[43] Der Anfang von Lots Botschaft an sein Volk ist der gleiche, wie der von Noah, Hud und Salih: eine Missbilligung ihrer Zügellosigkeit, ein Aufruf zur Gottesfurcht, zu Glauben und Gehorsam und die Zusicherung, keinen Lohn von ihnen für sich zu beanspruchen. Dann aber hält er ihnen voller Abscheu, ihr anormales Laster vor, durch das sie in der Geschichte bekannt geworden sind.[44]

 

أَتَأْتُونَ الذُّكْرَانَ مِنَ الْعَالَمِينَ ﴿١٦٥﴾ وَتَذَرُونَ مَا خَلَقَ لَكُمْ رَبُّكُم مِّنْ أَزْوَاجِكُم ۚ بَلْ أَنتُمْ قَوْمٌ عَادُونَ ﴿١٦٦﴾ قَالُوا لَئِن لَّمْ تَنتَهِ يَا لُوطُ لَتَكُونَنَّ مِنَ الْمُخْرَجِينَ ﴿١٦٧﴾ قَالَ إِنِّي لِعَمَلِكُم مِّنَ الْقَالِينَ ﴿١٦٨﴾ رَبِّ نَجِّنِي وَأَهْلِي مِمَّا يَعْمَلُونَ ﴿١٦٩﴾ فَنَجَّيْنَاهُ وَأَهْلَهُ أَجْمَعِينَ ﴿١٧٠﴾ إِلَّا عَجُوزًا فِي الْغَابِرِينَ ﴿١٧١﴾ ثُمَّ دَمَّرْنَا الْآخَرِينَ ﴿١٧٢﴾ وَأَمْطَرْنَا عَلَيْهِم مَّطَرًا ۖ فَسَاءَ مَطَرُ الْمُنذَرِينَ ﴿١٧٣﴾ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿١٧٤﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿١٧٥﴾

„Vergeht ihr euch unter allen Geschöpfen an Männern (165) und lasst eure Frauen (beiseite), die euer Herr für euch erschaffen hat? Nein, ihr seid ein Volk, das die Schranken überschreitet.“ (166) Sie sagten: „Wenn du (davon) nicht ablässt, o Lot, so wirst du gewiss einer der Verbannten sein.“ (167) Er sagte: „Ich verabscheue euer Treiben. (168) Mein Herr, rette mich und die Meinen vor dem, was sie tun.“ (169) So erretteten Wir ihn und die Seinen allesamt (170), bis auf eine alte Frau, die unter denen war, die zurückblieben. (171) Dann vernichteten Wir die anderen. (172) Und Wir ließen einen Regen auf sie niedergehen; und schlimm war der Regen für die Gewarnten. (173) Hierin liegt wahrlich ein Zeichen, jedoch die meisten von ihnen glauben es nicht. (174) Wahrlich, dein Herr - Er ist der Erhabene, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:165-175)

26:165-175 - Beim ersten Vorwurf handelt es sich um die widernatürliche Praxis des Volkes, die zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte stattfand. Beim zweiten Vorwurf handelt es sich um die Missachtung der Frauenrechte; denn die Frauen haben durch die Schöpfungsart Anspruch auf die Männer, die sich nun nicht mehr zur Verfügung stellen wollen. Als Folge für das homosexuelle Verhalten gilt, dass die Gesetzmäßigkeit und Zweck der Schöpfung für die natürliche Vermehrung der Menschheit außer Kraft gesetzt werden. Hier ist noch zu bemerken, dass unser Schöpfer auf das Unrecht gegen die Frauen sofort mit der Vernichtung dieses Volkes und mit der Errettung Lots und der Seinen reagierte, und zwar mit Ausnahme von Lots Frau, die es vorzog, bei ihrem Volk zu bleiben. Hier ging es um eine andere Art von Regen, der nicht als Wasser, sondern als Steine herniederfiel. Ist der Fall hier keine Ermahnung gegen die weltweite Duldung der Homosexualität? Fürchten wir Menschen keine Wiederholung des Zorns unseres Allmächtigen Schöpfers? Sind wir sicher, dass der Wohlstand, in dem wir leben, dauerhaft ist? Bleibt unsere Welt "heil"?[45]

 

كَذَّبَ أَصْحَابُ الْأَيْكَةِ الْمُرْسَلِينَ ﴿١٧٦﴾ إِذْ قَالَ لَهُمْ شُعَيْبٌ أَلَا تَتَّقُونَ ﴿١٧٧﴾ إِنِّي لَكُمْ رَسُولٌ أَمِينٌ ﴿١٧٨﴾ فَاتَّقُوا اللَّـهَ وَأَطِيعُونِ ﴿١٧٩﴾ وَمَا أَسْأَلُكُمْ عَلَيْهِ مِنْ أَجْرٍ ۖ إِنْ أَجْرِيَ إِلَّا عَلَىٰ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٨٠﴾

„Das Volk vom Wald bezichtigte die Gesandten der Lüge (176), als Schuayb zu ihnen sagte: „Wollt ihr nicht gottesfürchtig sein? (177) In Wahrheit, ich bin euch ein vertrauenswürdiger Gesandter. (178) So fürchtet Allah und gehorcht mir. (179) Und ich verlange von euch keinen Lohn dafür; mein Lohn ist allein beim Herrn der Welten.“ (Der edle Koran 26:176-180)

26:176-180 - Zeitlich liegt diese Geschichte vor der Moses Geschichte. In dieser Sure wurde sie jedoch aus thematischen Gründen hier eingeordnet. Beim "Volk vom Wald" handelt es sich um die Bewohner Madyans, die an den Handelsstraßen zwischen dem Jemen und Syrien und zwischen dem Persischen Golf und Ägypten siedelten und ihre vorteilhafte Situation nicht nur zum Handel, sondern auch zur Wegelagerei ausnutzten.[46]

 

أَوْفُوا الْكَيْلَ وَلَا تَكُونُوا مِنَ الْمُخْسِرِينَ ﴿١٨١﴾ وَزِنُوا بِالْقِسْطَاسِ الْمُسْتَقِيمِ ﴿١٨٢﴾ وَلَا تَبْخَسُوا النَّاسَ أَشْيَاءَهُمْ وَلَا تَعْثَوْا فِي الْأَرْضِ مُفْسِدِينَ ﴿١٨٣﴾وَاتَّقُوا الَّذِي خَلَقَكُمْ وَالْجِبِلَّةَ الْأَوَّلِينَ ﴿١٨٤﴾ 

„Gebt volles Maß und gehört nicht zu denen, die weniger geben (181); und wiegt mit richtiger Waage. (182) Und vermindert den Menschen nicht ihr Gut und handelt nicht verderbend im Lande, indem ihr Unheil anrichtet. (183) Und fürchtet Den, Der euch und die früheren Geschlechter erschuf.“ (Der edle Koran 26:181-184)

26:181-184 - Das Vergehen der Völker hat verschiedene Gesichter, die von der Vielgötterei und Wegelagerei bis zur Homosexualität hinreichten. Hier handelt es sich um eine andere Art von Vergehen, die Allah (t) zornig macht: Betrug und anrichten von Unheil im Lande. Das Volk des Propheten Schuayb (a.s.) war bekannt als Geschäftsleute, die Betrügereien und Ungerechtigkeiten in ihrem Land verübten. Sie pflegten andere zu überfallen, zu morden und Straßenraub zu begehen. Zu ihrem Brauch gehörte ferner, die Ware beim Messen und Wiegen zu kürzen, und sich mit Gewalt mehr anzueignen, als es ihnen zustand.[47] Sie pflegten ferner, den Preis herabzusetzen, wenn sie einkauften, aber ihn übermäßig zu erhöhen, wenn sie selbst verkauften. Somit war es nötig, sie zum gerechten Handel anzuhalten; denn zu einem aufrechten Glauben gehört auch ein aufrechtes Benehmen. Allah (t) bestraft dafür nicht, ehe Er Propheten geschickt zu haben, die vor dem Zorn des Herrn warnen und die frohe Botschaft für die Gehorsamen und Rechtschaffenen zu verkünden.[48] So wurde Schuayb (a.s.) für dieses Volk mit dem Prophetentum beauftragt. Damit wurde das Volk aufgefordert, Allah (t) zu gehorchen und der von Ihm vorgezeichneten Lebensweise zu folgen.

 

قَالُوا إِنَّمَا أَنتَ مِنَ الْمُسَحَّرِينَ ﴿١٨٥﴾ وَمَا أَنتَ إِلَّا بَشَرٌ مِّثْلُنَا وَإِن نَّظُنُّكَ لَمِنَ الْكَاذِبِينَ ﴿١٨٦﴾ فَأَسْقِطْ عَلَيْنَا كِسَفًا مِّنَ السَّمَاءِ إِن كُنتَ مِنَ الصَّادِقِينَ ﴿١٨٧﴾ قَالَ رَبِّي أَعْلَمُ بِمَا تَعْمَلُونَ ﴿١٨٨﴾ فَكَذَّبُوهُ فَأَخَذَهُمْ عَذَابُ يَوْمِ الظُّلَّةِ ۚ إِنَّهُ كَانَ عَذَابَ يَوْمٍ عَظِيمٍ ﴿١٨٩﴾ إِنَّ فِي ذَٰلِكَ لَآيَةً ۖ وَمَا كَانَ أَكْثَرُهُم مُّؤْمِنِينَ ﴿١٩٠﴾ وَإِنَّ رَبَّكَ لَهُوَ الْعَزِيزُ الرَّحِيمُ ﴿١٩١﴾

„Sie sagten: „Du bist nur einer, der dem Zauber zum Opfer gefallen ist. (185) Und du bist nichts (anderes) als ein Mensch wie wir, und wir halten dich für einen Lügner. (186) So lass Brocken vom Himmel auf uns niederfallen, wenn du zu den Wahrhaftigen gehörst.“ (187) Er sagte: „Mein Herr weiß am besten, was ihr tut.“ (188) Und sie erklärten ihn für einen Lügner. So ereilte sie die Strafe am Tage der schattenspendenden Wolke. Das war wahrlich die Strafe eines gewaltigen Tages. (189) Hierin ist wahrlich ein Zeichen, jedoch die meisten von ihnen glauben es nicht. (190) Wahrlich, dein Herr - Er ist der Erhabene, der Barmherzige.“ (Der edle Koran 26:185-191)

26:185 - Das Volk reagierte in derselben Art und Weise, die die anderen Völker Praktizierten. Hier streiten sie zunächst ab, dass Schuayb ein Prophet ist, oder dass frühere Generationen sich jemals anders verhalten haben: Wenn du, wie du behauptest, wirklich Verbindung mit Allah hast, dann lass uns doch einmal sehen, ob du nicht ein Stück Himmel auf uns herabfallen lassen kannst. Eine ähnliche Forderung hatten auch die Banu Kuraysch dem Propheten Muhammed (صلى الله عليه و سلم) gestellt. Deshalb stellt ihnen der Koran Parallelen zur früheren Generationen, die zeigen, dass ihr Verhalten nichts Neues bringt. Bei der dem Volk Schuaybs verhängten Strafe "am Tage der schattenspendenden Wolke" handelt es sich um Erdbeben, Vulkanausbrüche und Regen mit Lavagestein, die mit einer gewaltigen Finsternis so begleitet wurde, dass man in diesem Elend seinen Ausweg zur Rettung nicht sehen konnte. Mit diesem Abschnitt enden die sieben Prophetengeschichten in dieser Sure.[49]

 

وَإِنَّهُ لَتَنزِيلُ رَبِّ الْعَالَمِينَ ﴿١٩٢﴾ نَزَلَ بِهِ الرُّوحُ الْأَمِينُ ﴿١٩٣﴾ عَلَىٰ قَلْبِكَ لِتَكُونَ مِنَ الْمُنذِرِينَ ﴿١٩٤﴾ بِلِسَانٍ عَرَبِيٍّ مُّبِينٍ ﴿١٩٥﴾

„Und wahrlich, dies ist eine Offenbarung vom Herrn der Welten (192), die vom vertrauenswürdigen Geist (Gabriel) herabgebracht worden ist (193), auf dein Herz, auf dass du einer der Warner sein mögest (194), in arabischer Sprache, die deutlich ist.“ (Der edle Koran 26:192-195)

26:192-195 - Der Koran ist eine "Offenbarung vom Herrn der Welten", die von Gabriel (a.s.) herabgesandt worden ist. Er (Gabriel) ist nicht ein unbekannter Engel bei den Götzendienern in Mekka und bei den Juden und Christen in Medina. Denn die Mekkaner betrachteten alle Engel als Töchter Allahs, und Juden und Christen wissen, dass Gabriel (a.s.) derjenige Engel ist, der die Offenbarungen an die Propheten durch die Geschichte gebracht hat. Er erschien sogar Maria, um die Geburt ihres Sohnes Jesus zu verkünden.[50] Genauso wurde dieses Buch, der Koran an Muhammed, Allahs Segen und Friede auf ihm, herabgesandt, dessen Verse euch vorgetragen werden, und diese Ermahnung, von der ihr euch abwendet. Andere im Koran erwähnte Propheten, die Arabisch sprachen, waren Ismail, Hud, Salih und Schuayb. Die deutliche arabische Sprache wird hier als die Offenbarungssprache des Koran deshalb erwähnt, weil die Botschaft an einen arabischen Propheten erfolgte, der sie bei einem arabischen Volk verkünden sollte - wie dies in zu den anderen Völkern in anderen Sprachen geschah. Der Offenbarung des Korans in arabischer Sprache entzieht ihm auf keinen Fall den Charakter seiner Universalität; denn es gibt Völker, die nach ihrer Annahme des Islam, zum Arabischen als Volkssprache übergingen, wie z.B. Ägypten. Für andere Völker gibt es Übersetzungen des Korans in allen Weltsprachen. In der deutschen Sprache allein gibt es mittlerweile mehr als vierzig Übersetzungen auf dem Markt.[51]

 

وَإِنَّهُ لَفِي زُبُرِ الْأَوَّلِينَ ﴿١٩٦﴾ أَوَلَمْ يَكُن لَّهُمْ آيَةً أَن يَعْلَمَهُ عُلَمَاءُ بَنِي إِسْرَائِيلَ ﴿١٩٧﴾ وَلَوْ نَزَّلْنَاهُ عَلَىٰ بَعْضِ الْأَعْجَمِينَ ﴿١٩٨﴾ فَقَرَأَهُ عَلَيْهِم مَّا كَانُوا بِهِ مُؤْمِنِينَ ﴿١٩٩﴾

„Und ganz gewiss steht dies in den Schriften der Früheren. (196) Gilt es ihnen denn nicht als Zeichen, dass die Kundigen unter den Kindern Israels ihn kennen? (197) Und hätten Wir ihn zu einem Nichtaraber herabgesandt (198), und hätte er ihn ihnen vorgelesen, würden sie (doch) nie an ihn geglaubt haben.“ (Der edle Koran 26:196-199)

26:196-199 - Viele der jüdischen Gelehrten erkannten Muhammed (صلى الله عليه و سلم) als den Gesandten Allahs, beispielsweise Abdullah Ibn Sallam und Muhairiq. Letzterer war ein wohlhabender Mann, der sein Vermögen für die Ziele des Islam zur Verfügung stellte. Es gab auch christliche Mönche und Gelehrte, die den Auftrag des Propheten (صلى الله عليه و سلم) anerkannten. Der Grund dafür, dass in diesem Zusammenhang nur jüdische und nicht auch christliche Gelehrte erwähnt werden, ist der, dass im Gegensatz zur Thora, die - wenn auch in veränderter Form - immer noch existiert, die ursprünglich an Jesus (a.s.) gerichtete Offenbarung völlig verlorengegangen ist und daher nicht als Beweismaterial für die wesentliche Identität ihrer Lehre mit der des Koran herangezogen werden kann. Die Eigenschaften des Propheten sowie die Grundlagen des Glaubens, mit denen die früheren Gesandten gekommen sind, sind in den früheren Schriften genannt worden. Somit haben die Gelehrten der Kinder Israels die neue Botschaft und den neuen Propheten erwartet. Sie fühlten, dass die Zeit für ihn gekommen war, worüber sie auch untereinander zu sprechen pflegten, wie dies von Salman Al-Farisyy und Abdullah Ibn Sallam berichtet worden ist.[52] Mit "er" in 26:199 ist unser Prophet Muhammad (صلى الله عليه و سلم) gemeint.[53]

 

كَذَٰلِكَ سَلَكْنَاهُ فِي قُلُوبِ الْمُجْرِمِينَ ﴿٢٠٠﴾ لَا يُؤْمِنُونَ بِهِ حَتَّىٰ يَرَوُا الْعَذَابَ الْأَلِيمَ ﴿٢٠١﴾ فَيَأْتِيَهُم بَغْتَةً وَهُمْ لَا يَشْعُرُونَ ﴿٢٠٢﴾ فَيَقُولُوا هَلْ نَحْنُ مُنظَرُونَ ﴿٢٠٣﴾ أَفَبِعَذَابِنَا يَسْتَعْجِلُونَ ﴿٢٠٤﴾ أَفَرَأَيْتَ إِن مَّتَّعْنَاهُمْ سِنِينَ ﴿٢٠٥﴾ ثُمَّ جَاءَهُم مَّا كَانُوا يُوعَدُونَ ﴿٢٠٦﴾مَا أَغْنَىٰ عَنْهُم مَّا كَانُوا يُمَتَّعُونَ ﴿٢٠٧﴾ وَمَا أَهْلَكْنَا مِن قَرْيَةٍ إِلَّا لَهَا مُنذِرُونَ ﴿٢٠٨﴾ ذِكْرَىٰ وَمَا كُنَّا ظَالِمِينَ ﴿٢٠٩﴾ 

„So haben Wir ihn in die Herzen der Sünder einziehen lassen. (200) Sie werden nicht an ihn glauben, bis sie die schmerzliche Strafe erleben. (201) Doch sie wird unversehens über sie kommen, ohne dass sie es merken. (202) Dann werden sie sagen: „Wird uns eine Frist gewährt?“ (203) Ist es denn Unsere Strafe, die sie beschleunigen wollen? (204) Siehst du nicht, wie Wir sie jahrelang genießen lassen? (205) Dann aber kommt das zu ihnen, was ihnen angedroht wurde. (206) Nichts nützt ihnen dann all das, was sie genießen durften. (207) Und nie zerstörten Wir eine Stadt, ohne dass sie Warner gehabt hätte (208), zur Ermahnung; und nie sind Wir ungerecht.“ (Der edle Koran 26:200-209)

26:200-209 - Der Koran drang als göttliches Wunderwerk der arabischen Sprache in die Herzen der Araber ein. In der Regel wirkt er als Faszination - sowohl für dieses Volk einst und heute, als auch in unserer Zeit, in der jeder Neuling des Arabischen von der Schönheit des koranischen Stils begeistert ist. Dies gilt sowohl für die Gläubigen als auch für die Ungläubigen, die dennoch auf die Ablehnung des Korans verharren, obwohl er in deren Herzen eingezogen ist. Demnach können die Sünder nicht damit argumentieren, sie könnten den Koran nicht innehaben. Der Grund der Offenbarung dieses Verses war, dass die Götzendiener in Mekka immer wieder zum Propheten (صلى الله عليه و سلم) sagten: „Wie lange willst du uns die Strafe versprechen, wo sie ja doch nicht kommt?“[54]

 

وَمَا تَنَزَّلَتْ بِهِ الشَّيَاطِينُ ﴿٢١٠﴾ وَمَا يَنبَغِي لَهُمْ وَمَا يَسْتَطِيعُونَ ﴿٢١١﴾ إِنَّهُمْ عَنِ السَّمْعِ لَمَعْزُولُونَ ﴿٢١٢﴾

„Und die Satane haben ihn (den Koran) nicht herabgebracht (210), noch schickt es sich für sie, noch vermögen sie es (211); denn sie sind vom Lauschen ferngehalten.“ (Der edle Koran 26:210-212)

26:210-212 - Wenn etwas Außergewöhnliches geschieht, gibt es immer Menschen, die gleich das Schlimmste annehmen wollen und sagen, dies sei "Teufelswerk". Auch als der Koran mit seiner herrlichen Botschaft in wunderbarem Arabisch erschien, konnten sich dies seine Gegner nur mit einer solchen Unterstellung erklären. Aber eine solche wohltuende Botschaft kann niemals den Zielen des Bösen gelegen sein, und es wäre auch gar nicht in der Lage, sie hervorzubringen. In den frühen Jahren seines prophetischen Wirkens versuchten einige Gegner Muhammeds, die rhetorische Schönheit und die Überzeugungskraft des Koran wegzuerklären, indem sie den Propheten als einen Wahrsager bezeichneten, der mit den Kräften des Bösen im Bunde war.[55] Die Gegner des Propheten (صلى الله عليه و سلم) betrachteten diesen Vorwurf als äußerst effektiv; denn er konnte nicht leicht bewiesen oder widerlegt werden. Mit diesem Vers beginnt eine neue Argumentationsreihe. In den Versen zuvor wurde er beschrieben als eine wahre Offenbarung Allahs, herabgesandt mittels des wahrhaftigen Gabriels. Nun wird ihre Behauptung zurückgewiesen, dass er eine Inspiration des Satans sei in der Weise der Wahrsager. Zur Zeit der Offenbarung des Korans wurde der Himmel stets von starken Wächtern und lodernden Flammen bewacht[56], um die Satane davon abzuhalten, zu ihm zu gelangen und ähnliches zu erfinden. Ganz abgesehen davon können sie sich nicht auf irgendeine Weise in die Offenbarung des Korans einmischen, indem sie ihn etwa unterwegs zum Herzen des Propheten (صلى الله عليه و سلم) abhören. Sie können nicht den geringsten Hinweis auf seinen Inhalt erhaschen.[57]

 

فَلَا تَدْعُ مَعَ اللَّـهِ إِلَـٰهًا آخَرَ فَتَكُونَ مِنَ الْمُعَذَّبِينَ ﴿٢١٣﴾ وَأَنذِرْ عَشِيرَتَكَ الْأَقْرَبِينَ ﴿٢١٤﴾ وَاخْفِضْ جَنَاحَكَ لِمَنِ اتَّبَعَكَ مِنَ الْمُؤْمِنِينَ ﴿٢١٥﴾ فَإِنْ عَصَوْكَ فَقُلْ إِنِّي بَرِيءٌ مِّمَّا تَعْمَلُونَ ﴿٢١٦﴾ وَتَوَكَّلْ عَلَى الْعَزِيزِ الرَّحِيمِ ﴿٢١٧﴾ الَّذِي يَرَاكَ حِينَ تَقُومُ ﴿٢١٨﴾ وَتَقَلُّبَكَ فِي السَّاجِدِينَ ﴿٢١٩﴾ إِنَّهُ هُوَ السَّمِيعُ الْعَلِيمُ ﴿٢٢٠﴾

„Rufe daher außer Allah keinen anderen Gott an, damit du nicht zu denen gehörst, die bestraft werden. (213) Und warne deine nächsten Verwandten (214) und senke deinen Flügel über die Gläubigen, die dir folgen. (215) Sind sie dir dann aber ungehorsam, so sprich: „Ich bin schuldlos an dem, was ihr tut.“ (216) Und vertraue auf den Erhabenen, den Barmherzigen (217), Der dich sieht, wenn du (im Gebet) dastehst (218), und (Der) deine Bewegungen inmitten derer, die sich (vor Ihm) niederwerfen, (sieht) (219); denn Er ist der Allhörende, der Allwissende.“ (Der edle Koran 26:213-220)

26:213 - Der ganze vorliegende Abschnitt ist an den Menschen allgemein gerichtet. Wenn selbst dem Propheten mit Strafe gedroht wird, falls er eine andere Gottheit anruft, was unmöglich wäre, wie sollte es dann einem anderen ergehen?[58]

26:214 - Dies richtet sich wieder an den Propheten (صلى الله عليه و سلم), der aufgefordert wird, zunächst die ihm Nahestehenden zu warnen. Ein Gläubiger ist dazu verpflichtet, die Wahrheit allen mitzuteilen, die er erreichen kann. Nachdem er diese Aufforderung erhalten hatte, rief der Prophet (صلى الله عليه و سلم) die Nächsten seiner Sippe auf, um ihnen diese Warnung zu übermitteln und zu erklären, wie wenig die Tatsache, dass sie mit ihm verwandt seien, ihnen nützen würde, wenn nicht ihre Taten sie vor Allahs Bestrafung schützen würden.[59]

26:215-220 - Dies bedeutet, freundlich, liebevoll und rücksichtsvoll ihnen gegenüber zu sein, wie eine Vogelmutter, die ihre Jungen unter ihre Flügel nimmt.[60] Hier ist jeder Muslim angesprochen, der sich durch diesen Koran führen lässt, und er wird aufgerufen, sich allen Gläubigen gegenüber liebevoll und freundlich zu verhalten. Diese Erklärung erstreckt sich auch auf 26:113. Das Verhalten des Propheten (صلى الله عليه و سلم) gegenüber den Gläubigen entsprach sein Leben lang diesem Aufruf. Somit war er eine lebendige Übersetzung des Korans.[61]

 

هَلْ أُنَبِّئُكُمْ عَلَىٰ مَن تَنَزَّلُ الشَّيَاطِينُ ﴿٢٢١﴾ تَنَزَّلُ عَلَىٰ كُلِّ أَفَّاكٍ أَثِيمٍ ﴿٢٢٢﴾ يُلْقُونَ السَّمْعَ وَأَكْثَرُهُمْ كَاذِبُونَ ﴿٢٢٣﴾ وَالشُّعَرَاءُ يَتَّبِعُهُمُ الْغَاوُونَ ﴿٢٢٤﴾ أَلَمْ تَرَ أَنَّهُمْ فِي كُلِّ وَادٍ يَهِيمُونَ ﴿٢٢٥﴾ وَأَنَّهُمْ يَقُولُونَ مَا لَا يَفْعَلُونَ ﴿٢٢٦﴾ إِلَّا الَّذِينَ آمَنُوا وَعَمِلُوا الصَّالِحَاتِ وَذَكَرُوا اللَّـهَ كَثِيرًا وَانتَصَرُوا مِن بَعْدِ مَا ظُلِمُوا ۗ وَسَيَعْلَمُ الَّذِينَ ظَلَمُوا أَيَّ مُنقَلَبٍ يَنقَلِبُونَ ﴿٢٢٧﴾

„Soll ich euch verkünden, auf wen die Satane herniederfahren? (221) Sie fahren auf jeden gewohnheitsmäßigen Lügner und Sünder hernieder (222); sie horchen, und die meisten von ihnen sind Lügner.“ (223) Und die Dichter - es sind die Irrenden, die ihnen folgen. (224) Hast du nicht gesehen, wie sie verwirrt in jedem Tal umherwandeln (225), und wie sie reden, was sie nicht tun? (226) Außer denen, die glauben und gute Werke verrichten und Allahs des Öfteren gedenken und die sich widersetzen, nachdem ihnen Unrecht widerfuhr. Und die Ungerechten werden bald erfahren, zu welchem Ort sie zurückkehren werden.“ (Der edle Koran 26:221-227)

26:221-227 - Mit diesem Versblock endet diese wunderbare Sure "Die Dichter", die nach dem Vers 26:224 genannt ist. Nach der Verneinung des Einflusses der Satane auf den Koran in 26:210-212 erfolgt hier die Angabe über deren wahren Einfluss. Der Prophet (صلى الله عليه و سلم) soll den Menschen diese Botschaft verkünden, die von Dem herabgesandt wurde, Der das Verborgene kennt. Mit den "Lügnern" und "Sündern" sind hier die Zauberer, Wahrsager, Astrologen, Okkultisten, Satanisten u.ä. gemeint, die sich als Kenner des Verborgenen ausgeben oder als Weise, die über Geistermacht verfügen und angeblich das Schicksal der Menschen beeinflussen können. Nach der Aussage unseres Propheten (صلى الله عليه و سلم) nehmen diese Gruppen die von den Jinn erlauschte Kenntnis vom verborgenen Wissen und vermischen sie mit hundert Lügen, um diese dann ihren Freunden unter den Menschen mitzuteilen. Erzählen die letzteren diese weiter, so schenken ihnen manche Glauben, aufgrund des wahren, vom Himmel gehörten Wortes. Was die Dichter in diesem Vers angeht, darf nicht falsch verstanden werden. Diesen Begriff muss man zusammen mit den in Vers 26:227 erwähnten Ausnahmen lesen, die auch in diesem Vers mit den Worten erwähnt werden: „Außer denen, die glauben und gute Werke verrichten und Allahs des Öfteren gedenken ...“. Poesie und andere Künste sind nicht an sich böse, sondern können im Gegenteil im Dienste der Religion und der Rechtschaffenheit genutzt werden. Es besteht jedoch auch die Gefahr, dass die Macht des Wortes in der Reimung für niedrige Zwecke missbraucht würde. Dies ist auch eine Antwort darauf, dass die heidnischen Araber den Koran als ein Produkt der poetischen Phantasie des Propheten Muhammed (صلى الله عليه و سلم) betrachteten.[62] Die Dichter sorgten im alten Arabien nicht nur für Unterhaltung, sondern verbreiteten auch Nachrichten und schließlich auch Gerüchte. Sie waren in jeder Hinsicht das, was wir heute als "Medien" bezeichnen würden. Die Mekkaner verwarfen in ihrer Unschlüssigkeit den Koran als Dichtung und den Propheten nannten sie einen Dichter. Deshalb wollte ihnen der Koran hier aufzeigen, dass der Weg des Koran und des Propheten auf der einen, und der der Dichter auf der anderen Seite grundverschieden sind. Während der Koran ein Ziel verfolgt und einen geraden Weg dazu nimmt, ohne sich von wechselnden Wünschen und Launen beeinflussen zu lassen, ist bei den Dichtern genau das Gegenteil der Fall. Sie sind die Gefangenen ihrer wankelmütigen Gefühle und Launen. Der Prophet (صلى الله عليه و سلم) selber konnte nie genug von der Poesie eines Mannes namens Umaiyya bekommen. Unter den lobenswerten Dichtern zur Zeit des Propheten (صلى الله عليه و سلم) sind besonders Hassan und Labid zu nennen; letzterer war schon in vorislamischer Zeit berühmt. Gläubige und rechtschaffene Dichter fallen nämlich nicht mit in die Kategorie der im Vers 26:224 genannten. Denn diese sind gläubig geworden und ihre Herzen sind eng mit ihrer Überzeugung verbunden. Ihre Beschäftigung mit der Poesie hinderte sie nicht daran, Allah zu preisen und Seinen Propheten zu rühmen.[63]


 

Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten!

 


[1] s.u. "Alif"

 

[2] vgl. die Einleitung zu diesem Werk

 

[3] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 12:1; 28:2 und die Anmerkung dazu

 

[4] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 18:6 und die Anmerkung dazu

 

[5] vgl. dazu den Titel "Von den Wundern des Propheten Muḥammad, Allāhs Segen und Friede auf ihm", Islamische Bibliothek

 

[6] vgl. 10:99 und die Anmerkung dazu

 

[7] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[8] vgl. die ausführliche Information bei Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt; ferner 7:103-137; 10:75-92; 17:101-104; 20:9-79; 28:4-5, 15-17, 33-35; 79:19-20 und die Anmerkungen dazu

 

[9] vgl. 2:115 und die Anmerkung dazu

 

[10] vgl. 7:107-110; 20:22; 27:12; 28:32 und die Anmerkung dazu

 

[11] vgl. 20:59

 

[12] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 7.113, 116-117; 20:66-67 und die Anmerkung dazu

 

[13] vgl. 7:123-126 und die Anmerkung dazu

 

[14] vgl. 26:49-51 und die Anmerkung dazu

 

[15] vgl. 25:47 und die Anmerkung dazu

 

[16] vgl. 7:127-135; 10:83-89; 40:23-46; 43:46-56 und die Anmerkung dazu

 

[17] vgl. 7:137; 10:90; 20:77 und die Anmerkung dazu

 

[18] vgl. 26:60-68

 

[19] vgl. die Anmerkung zu 26:60-68

 

[20] vgl. 2:258-260; 6:75-83; 19:41-50, 81-82; 21:51-70; 26:78-82; 37:83-113; 60:4-5 und die Anmerkung dazu

 

[21] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[22] vgl. 19:47-48

 

[23] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / Für ausführliche Information vgl. die beiden Titel: "Allāhs Friede auf Ibrāhīm" und "Muḥammad, Prophet der Barmherzigkeit" [s.u. "Tod des Abū Ṭālib Ibn ‘Abdulmuṭṭalib"], Islamische Bibliothek / vgl. ferner 9:113-114; 14:41; 19:47, 49-50 und die Anmerkung dazu

 

[24] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[25] vgl. 2:24; 6:27-28; 7:38; 10:28-29; 19:68, 83; 23:99-100; 33:67-68; 38:60-61; 41:29; 43:67 und die Anmerkung dazu

 

[26] vgl. 26:69-77 und die Anmerkung dazu

 

[27] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[28] vgl. 6:90; 11:51; 36:21; 42:23; 52:40; 68:46 / vgl. ferner 7:59-64; 10:71-73; 11:25-48; 17:3; 21:76-77; 23:23-30; 25:37; 29:14-l5; 37:75-82; 54:9-50; 71:1ff. und die Anmerkung dazu

 

[29] vgl. 11:27 und die Anmerkung dazu

 

[30] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 6:29; 11:29-30; 80:5-12 und die Anmerkung dazu

 

[31] vgl. ferner 7:89

 

[32] vgl. 26:49-51 und die Anmerkung dazu

 

[33] über die Geschichte der großen Flut wird in 11:36, 40, 48, berichtet

 

[34] vgl. 7:65, 69, 70; 11:59; 14:15; 41:15; 89:6-8 und die Anmerkung dazu

 

[35] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[36] vgl. 26:146-152

 

[37] vgl. 11:61-68 und die Anmerkung dazu

 

[38] vgl. 7:74

 

[39] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[40] vgl. 7:73

 

[41] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt; vgl. 7:77; ferner 11:65 & die Anmerkung dazu

 

[42] vgl. dazu 7:80-84

 

[43] vgl.11:69-83

 

[44] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[45] vgl. 7:80, 82-84; 11:81-82; 27:54-58; 29:29, 32-33; 66:10 und die Anmerkung dazu

 

[46] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 7:85-86; 11:51-60; 15:78-79 und die Anmerkung dazu

 

[47] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[48] vgl. 17:15

 

[49] vgl. 15:78-79 und die Anmerkung dazu

 

[50] vgl. 19:17 und die Anmerkung dazu

 

[51] vgl. 2:97; 14:4; 25:1 und die Anmerkung dazu

 

[52] Zu diesem Versblock vgl. 2:97; 14:4; 25:1 und die Anmerkung dazu

 

[53] vgl. ferner 41:44 und die Anmerkung dazu

 

[54] s. die ausführlichen Anmerkungen bei Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt; vgl. ferner 6:131; 15:4-5; 20:134; 22:47 und die Anmerkung dazu

 

[55] vgl. 26:192-193

 

[56] Siehe 72:9

 

[57] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[58] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[59] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[60] vgl. 17:24; 15:88

 

[61] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 17:23-24 und die Anmerkung dazu / vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

[62] vgl. 36:69

 

[63] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 36:69 und die Anmerkung dazu

 

 


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