55. Sure: Ar-Rahman (Der Allerbarmer)

15-03-2020

55. Sure: Ar-Rahman (Der Allerbarmer)
Offenbart in Medina
78 Ayat (Verse)

 

Der größte Teil dieser Sure ist makkanisch. Sie hat einen schönen melodischen Stil, und die Frage "Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr da leugnen?" kommt in den insgesamt 78 Versen dieser Sure 31mal vor. Hier wird das Wohlwollen Allahs und das Jenseits erklärt. Wie Gnädig ist Allah, Der die Wahrheit im Koran offenbart hat, und den Menschen Denkvermögen verlieh, damit sie Ihn durch Seine Schöpfung erkennen können. Das Universum wird durch gerechte Gesetzmäßigkeit dirigiert. Allah erschuf den Menschen aus irdischem Ton. Dennoch kann der Mensch mit dem ihm gegebenen Geist verstehen, was der Herr des Osten und des Westen von ihm will, Der all Seine Geschöpfe erhält, Der die Kostbarkeiten des Lebens und des Glaubens gibt, Der Ewiglebendig ist, auch, wenn alles andere stirbt, Dessen Ewigkeit die Hoffnung der Zukunft des Menschen ist. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr da leugnen? Das Böse kann vor der Allmacht Allahs nicht entweichen. Das Gute wird in eine Belohnung im Paradies umgesetzt, wo man wunderbare Dinge erlebt, ewige Schönheiten anblickt, angenehme Töne hört, köstliche Früchte genießt, reine Partnerschaft und echte Liebe unterhält. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr da leugnen? Alles Lob gebührt Allah dem Erhabenen, dem Ehrwürdigen.

 

 

بِسْمِ اللَّـهِ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيمِ

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

 

الرَّحْمَـٰنُ ﴿١﴾ عَلَّمَ الْقُرْآنَ ﴿٢﴾ خَلَقَ الْإِنسَانَ ﴿٣﴾ عَلَّمَهُ الْبَيَانَ ﴿٤﴾ الشَّمْسُ وَالْقَمَرُ بِحُسْبَانٍ ﴿٥﴾ وَالنَّجْمُ وَالشَّجَرُ يَسْجُدَانِ ﴿٦﴾ وَالسَّمَاءَ رَفَعَهَا وَوَضَعَ الْمِيزَانَ ﴿٧﴾ أَلَّا تَطْغَوْا فِي الْمِيزَانِ ﴿٨﴾ وَأَقِيمُوا الْوَزْنَ بِالْقِسْطِ وَلَا تُخْسِرُوا الْمِيزَانَ ﴿٩﴾ وَالْأَرْضَ وَضَعَهَا لِلْأَنَامِ ﴿١٠﴾ فِيهَا فَاكِهَةٌ وَالنَّخْلُ ذَاتُ الْأَكْمَامِ ﴿١١﴾ وَالْحَبُّ ذُو الْعَصْفِ وَالرَّيْحَانُ ﴿١٢﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿١٣﴾

„Der Allerbarmer (1) hat den Koran gelehrt. (2) Er hat den Menschen erschaffen. (3) Er hat ihm das deutliche Reden beigebracht. (4) Die Sonne und der Mond kreisen nach einer festgesetzten Berechnung. (5) Und die Sterne und Bäume fallen (vor Ihm) anbetend nieder. (6) Und den Himmel hat Er emporgehoben. Und Er hat das (richtige) Abwiegen zum Gebot gemacht (7), auf dass ihr euch in der Waage nicht vergeht (8); so setzt das Gewicht in gerechter Weise und betrügt nicht beim Wiegen. (9) Und Er hat die Erde für die Geschöpfe bereitet (10); auf ihr sind Früchte und Palmen mit Fruchthüllen (11) und Korn auf Halmen und duftende Pflanzen. (12) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ (Der edle Koran 55:1-13)

55:1-4 - Der erste Vers eröffnet diese Sure nur mit einem Attribut unseres Erhabenen Schöpfers.[1] Für uns Menschen ist derartiger Beginn eine Beruhigung und eine Hoffnung zugleich, dass unser Herr ein "Allerbarmer" ist. Was hat Er uns aus Seiner Barmherzigkeit für eine Gnade erwiesen? Er hat uns den Koran gelehrt, in dem wir alles über unser Dasein, unsere Lebensführung und unser zukünftiges Leben nach dem Tod erfahren. Der Koran enthält das Wort des Allerbarmers und - weil er dies so ist, ist er ein vollkommenes Buch und eine deutliche Erklärung für das Wissen, dass wir vom Herrn der Welten erlangen. Das deutliche Reden, das Allah (t) dem Menschen gegeben hat, basiert auf der Funktion eines Stücks Fleisch, nämlich der Zunge, die normalerweise nicht zum Reden und Denken geeignet wäre, wenn Allah (t) ihr diese Fähigkeit nicht gegeben hätte. Das deutliche Reden des Menschen unterscheidet sich von den Sprachen, die Er den Tieren gegeben hat. Beim Menschen ist die Sprache ein Produkt des freien Geistes und des schöpferischen Denkens.[2]

55:5-6 - Sonne, Mond, Sterne und alles im Universum folgen einer, von Allah (t) bestimmten Gesetzesmäßigkeit. Alles, was in Zusammenhang mit diesen Himmelskörpern geschieht, wie z.B. Wärme, Licht, Jahreszeiten, Ebbe, Flut und zahlreiche Veränderungen in der Atmosphäre, hat Einfluss auf unserer Erde.[3] Diese Himmelskörper sind Geschöpfe Allahs wie wir Menschen, und zwar nur mit dem Unterschied, dass in ihrer Beschaffenheit die anbetende Niederwerfung "vorprogrammiert" ist, während diese dem Menschen auf Grund seiner freien Entscheidung befohlen wird. Demnach werden Sterne und Bäume keine Verweigerung leisten können, während der Mensch für seine Verweigerung bestraft wird.

55:7-9 - Der Himmel, den wir mit unseren Augen sehen können, ist von Allah (t) ohne Stützpfeiler emporgehoben. Der Herr, Der dieses Wunderwerk mit einem gerechten Maßstab erschaffen hat, befiehlt uns nun, Ihm nachzueifern und richtig abzuwiegen und den anderen Mitmenschen kein Unrecht tun; denn Er liebt die Ungerechtigkeit nicht und hat einst Völker auf Grund dieses Delikts vernichtet. Das Gebot des richtigen Abwiegens beinhaltet auch alle anderen Begriffe des Handelns, wie z.B des Messens und des Wertens.[4]

55:8-10-12 - Nach der Erwähnung der Erschaffung von Sonne, Mond, Sterne und alles im Universum in 55:5-6, lenkt Allah (t) unsere Aufmerksamkeit auf die Erschaffung der Erde, auf der wir leben. Er hat sie für Seine Geschöpfe so bereitet, dass sie auf ihr einen nach ihren Bedürfnissen gerechten Lebensraum finden. Hierzu ist zu bemerken, dass in diesem Versblock nicht die Menschen, sondern die Geschöpfe genannt sind, einschließlich alle Lebewesen von Pflanzen, Tieren, Insekten und Mikroorganismen. Früchte, Palmen mit Fruchthüllen, Korn auf Halmen und duftende Pflanzen sind nicht nur für die Nahrung der Menschen gemacht, sondern auch für alle Lebewesen, die sich davon ernähren. In diesem Zusammenhang müssen wir Verständnis dafür haben, dass wir unsere Umwelt, nicht verantwortungslos durch Pestizide und Insektenvernichtungsmittel zerstören dürfen.

55:13 - Nachdem Allah (t) Seine Gnadenerweise über uns im Himmel[5] und unter uns auf der Erde[6] in kurzer und prägnanter Form erwähnt hat, stellt uns nunmehr die Frage: Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide, ihr Menschen und Jinn - als Bewohner dieser Erde - leugnen? Mit dieser Frage werden wir gleichzeitig für unsere Undankbarkeit gegenüber dem Herrn der Welten getadelt; denn das Ignorieren der Wohltaten Allahs kann gleichbedeutend mit Undankbarkeit sein.

 

خَلَقَ الْإِنسَانَ مِن صَلْصَالٍ كَالْفَخَّارِ ﴿١٤﴾ وَخَلَقَ الْجَانَّ مِن مَّارِجٍ مِّن نَّارٍ ﴿١٥﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿١٦﴾رَبُّ الْمَشْرِقَيْنِ وَرَبُّ الْمَغْرِبَيْنِ ﴿١٧﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿١٨﴾ مَرَجَ الْبَحْرَيْنِ يَلْتَقِيَانِ ﴿١٩﴾ بَيْنَهُمَا بَرْزَخٌ لَّا يَبْغِيَانِ ﴿٢٠﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٢١﴾ يَخْرُجُ مِنْهُمَا اللُّؤْلُؤُ وَالْمَرْجَانُ ﴿٢٢﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٢٣﴾ وَلَهُ الْجَوَارِ الْمُنشَآتُ فِي الْبَحْرِ كَالْأَعْلَامِ ﴿٢٤﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٢٥﴾   

„Er hat den Menschen aus Ton erschaffen, gleich einer Töpferware. (14) Und die Jinn erschuf Er aus rauchloser Feuerflamme. (15) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (16) (Er ist) der Herr der beiden Aufgänge und der Herr der beiden Untergänge (von Mond und Sonne). (17) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (18) Er hat den beiden Gewässern, die einander begegnen, freien Lauf gelassen. (19) Zwischen ihnen steht eine Scheidewand, so dass sie nicht ineinander übergreifen. (20) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (21) Perlen kommen aus beiden hervor und Korallen. (22) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (23) Und Sein sind die hochragenden Schiffe auf dem Meer, gleich Berge. (24) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ (Der edle Koran 55:14-25)

55:14-15 - Hier ist die Erschaffung des ersten Menschen, Adam (a.s.) gemeint, dessen Substanz der irdische Ton ist. Die Erschaffung der Jinn geschah dagegen aus einer rauchlosen Feuerflamme. Beide Wesen sind Bewohner dieser Erde, obwohl sie ungleicher Herkunft sind.[7]

55:16 - Die beiden in 55:14-15 genannten Lebewesen aus Ton und Feuer werden dann von ihrem Erhabenen Schöpfer angesprochen. Die Frage, die an sie gerichtet ist, ist keine Frage im sprachlichen Sinne, sondern eine Herausforderung, um die Wahrheit ins Tageslicht zu bringen.[8]

55:17-18 - Die beiden Aufgänge und Untergänge von Mond und Sonne verraten ihre Funktion im Universum; denn dies geschieht auf Grund der Rotation und des Umlaufs in einer für sie bestimmten Laufbahn bis zu einer bestimmten Frist und Dauer. Die herausfordernde Frage wie oben in 55:16 wird hier an die beiden Erdbewohner gerichtet.[9]

55:19-25 - Hier ist die Rede von zwei Meeren oder weiten Wasserflächen, einer süßen und einer salzigen, die durch eine "Scheidewand" (Barzaḫ) getrennt sind, die ihre Vermischung hindert. Die Ausleger wollen in dieser Stelle einen Hinweis auf die süßen Wässer des Šaṭṭ Al-‘Arab erkennen, die nach ihrer Mündung ins Salzmeer sich noch bis auf eine weite Entfernung unvermischt erhalten. Das Hindernis beruht auf einem von Allah erschaffenen Naturgesetz. Wenn wir diese Aussage verallgemeinern, so kommen wir zum folgenden Ergebnis: Hier ist ein Hinweis auf den ständigen Wasserkreislauf auf der Erde. Das Süßwasser entsteht aus dem Salzwasser der Meere durch den Wind und die Sonnenstrahlen, wird in den Regenwolken gespeichert, und durch den Wind weit weggeweht. Es fällt dann als Regen auf die Berge und bildet Seen und gewaltige Flüsse, die überirdisch und unterirdisch strömen und die tote Erde mit Leben erfüllen. Dann fließen sie schließlich in die Meere, ohne dass sie deren Salzwasser verändern, und ohne dass das salzige Meereswasser das süße Wasser der Flüsse und Seen verändert. Außer der Reinigung der Erdatmosphäre bieten die Meere Lebensraum für die vielfältigen Meeres-Lebewesen und den günstigen Handelsweg zwischen den Erdteilen. Das alles beweist die große Gnade Allahs an die beiden Erdbewohner.[10]

 

كُلُّ مَنْ عَلَيْهَا فَانٍ ﴿٢٦﴾ وَيَبْقَىٰ وَجْهُ رَبِّكَ ذُو الْجَلَالِ وَالْإِكْرَامِ ﴿٢٧﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٢٨﴾ يَسْأَلُهُ مَن فِي السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ ۚ كُلَّ يَوْمٍ هُوَ فِي شَأْنٍ ﴿٢٩﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٣٠﴾

„Alles, was auf (Erden) ist, wird vergehen. (26) Aber das Angesicht deines Herrn bleibt bestehen - des Herrn der Erhabenheit und der Ehre. (27) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (28) Ihn bitten alle, die in den Himmeln und auf Erden sind. Er ist tagtäglich in jeglichem Einsatz. (29) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ (Der edle Koran 55:26-30)

55:26-28 - Die Vergänglichkeit ist eine Eigenschaft, die zu jedem Erschaffenen gehört - auch zu allem, was auf der Erde ist. Von dieser Regel bleibt unser Herr unberührt und Sein Angesicht, d.h. Seine unendliche Existenz, bleibt bestehen; denn Er ist ewig und stirbt nicht.[11]

55:29-30 - Auf Grund ihrer Abhängigkeit von ihrem Schöpfer, sind die Geschöpfe auf die Gnadenerweisung ihres Erhalters angewiesen; deshalb bitten alle, die im Himmel und auf der Erde sind, um Seine Gabe. Zum Ausdruck "Er ist tagtäglich in jeglichem Einsatz" gibt es eine Erklärung in einem Hadis des Propheten (صلى الله عليه و سلم), der von Abu Ad-Darda geliefert wurde, und in dem der Prophet sagte: „Zu dem Einsatz Allahs gehört, dass Er eine Sünde vergibt, eine Not beseitigt, ein Volk erhöht und ein anderes erniedrigt.“ Al-Bazzār fügte hinzu: „... und einer Bitte entspricht.“[12]

 

سَنَفْرُغُ لَكُمْ أَيُّهَ الثَّقَلَانِ ﴿٣١﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٣٢﴾ يَا مَعْشَرَ الْجِنِّ وَالْإِنسِ إِنِ اسْتَطَعْتُمْ أَن تَنفُذُوا مِنْ أَقْطَارِ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ فَانفُذُوا ۚ لَا تَنفُذُونَ إِلَّا بِسُلْطَانٍ ﴿٣٣﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٣٤﴾ يُرْسَلُ عَلَيْكُمَا شُوَاظٌ مِّن نَّارٍ وَنُحَاسٌ فَلَا تَنتَصِرَانِ ﴿٣٥﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٣٦﴾

„Bald aber werden Wir Uns um euch kümmern, ihr beiden Gewichtigen! (31) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (32) O Wesen der Jinn und der Menschen! Wenn ihr imstande seid, die Grenzen der Himmel und der Erde zu durchdringen, dann dringt hindurch. Doch ihr werdet nicht imstande sein durchzudringen, es sei denn mit der Macht (eures Herrn). (33) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (34) Entsandt werden soll gegen euch eine lodernde Flamme aus Feuer und Kupfer; dann werdet ihr beide euch nicht zu helfen wissen. (35) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ (Der edle Koran 55:31-36)

55:31-36 - Die "Gewichtigen" sind die beiden Bewohner dieser Erde. Es handelt sich um die Jinn und die Menschen, die - obwohl ihre Erschaffungssubstanz aus Ton und Feuer verschieden ist[13] - durch die Erdanziehungskraft auf der Erde "anhaften" und Gewicht haben. Beide sind in Wirklichkeit auf dieser Erde "gefangen", und sie können ihrer Abhängigkeit von der Erde nicht entweichen. Wollen sie ihre diesbezüglichen Grenzen verlassen und in die Sphäre des Himmels durchdringen, so wird dies nur durch die Macht des Herrn möglich sein, wie z.B. dies bereits geschah durch die Nachtreise und die Himmelfahrt unseres Propheten (صلى الله عليه و سلم).[14] Ohne die göttliche Macht, wird jeder Eindringling in die höhere Atmosphäre des Himmels von Feuer und glühender Kupfermasse getroffen und vernichtet.[15] Man darf nicht naiv reagieren und argumentieren, dass die Weltraumfahrt einen Schritt in dieser Richtung erreicht hat, ohne dass den Astronauten ein Schaden entstand. Diese Gedanken werden dadurch widerlegt, dass, was die Wissenschaftler erreicht haben, nur ein kleiner Schritt im gewaltigen Universum ist, und im göttlichen Gesetz nichts ändern kann. Manche Kommentatoren haben den Ausdruck "Macht" mit der Macht des Wissens ausgelegt, das Allah (t) dem Menschen verleiht.

 

فَإِذَا انشَقَّتِ السَّمَاءُ فَكَانَتْ وَرْدَةً كَالدِّهَانِ ﴿٣٧﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٣٨﴾ فَيَوْمَئِذٍ لَّا يُسْأَلُ عَن ذَنبِهِ إِنسٌ وَلَا جَانٌّ ﴿٣٩﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٤٠﴾يُعْرَفُ الْمُجْرِمُونَ بِسِيمَاهُمْ فَيُؤْخَذُ بِالنَّوَاصِي وَالْأَقْدَامِ ﴿٤١﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٤٢﴾ هَـٰذِهِ جَهَنَّمُ الَّتِي يُكَذِّبُ بِهَا الْمُجْرِمُونَ ﴿٤٣﴾ يَطُوفُونَ بَيْنَهَا وَبَيْنَ حَمِيمٍ آنٍ ﴿٤٤﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٤٥﴾ 

„Und wenn der Himmel sich spaltet und so geworden ist wie eine Rose, gleich rotem Leder. (37) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (38) An jenem Tage werden weder Menschen noch Jinn nach ihren Sünden befragt. (39) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (40) Die Schuldigen werden an ihren Merkmalen erkannt werden, und sie werden an ihren Stirnlocken und Füßen erfasst werden. (41) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (42) Das ist Jahannam, die die Schuldigen leugnen. (43) Zwischen ihr und siedend heißem Wasser werden sie die Runde machen. (44) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ (Der edle Koran 55:37-45)

55:37-38 - Am Tag des Jüngsten Gerichts verschwindet die schöne, blaue Farbe des Himmels. Die rote Farbe hier weist auf die Flammen und die Hitze hin, die durch die brennenden Himmelskörper verursacht werden, wenn sie ihrem System entweichen und gegeneinander kollidieren.

55:39-40 - Dies bedeutet nicht, dass die Menschen nicht für ihre Vergehen zur Rechenschaft gezogen werden. Sie werden sicherlich über alle ihre Vergehen befragt.[16] Die Bedeutung dieses Absatzes ist die, dass die persönliche Verantwortlichkeit durchgesetzt wird. Ihre eigenen Glieder werden Zeugnis gegen sie ablegen.[17] Jeder Mensch trägt sein Kennzeichen, aus dem seine Stellung abgelesen werden kann.[18] Berichte ihrer Handlungen werden vorgetragen,[19] und ihnen wird Gelegenheit gegeben, sich zu verteidigen.[20]

55:41-45 - Dies ist ein Hinweis auf ihre Demütigung und Schande. Wenn die Araber die völlige Unterwerfung eines Menschen unter einen anderen ausdrücken wollten, dann sagten sie: "Seine Stirnlocke ist in seiner Hand."[21] Hier dann sehen die Schuldigen mit eigenen Augen das Höllenfeuer, das sie einst geleugnet haben. In diesem ihren Zustand werden sie keine Ruhe mehr finden, und aus der Hitze des Feuers spüren sie ständig den Durst, den sie nur mit siedend heißem Wasser erfolglos zu löschen versuchen.[22]

 

وَلِمَنْ خَافَ مَقَامَ رَبِّهِ جَنَّتَانِ ﴿٤٦﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٤٧﴾ ذَوَاتَا أَفْنَانٍ ﴿٤٨﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٤٩﴾ فِيهِمَا عَيْنَانِ تَجْرِيَانِ ﴿٥٠﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٥١﴾ فِيهِمَا مِن كُلِّ فَاكِهَةٍ زَوْجَانِ ﴿٥٢﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٥٣﴾

„Und dem aber, der sich vor der Gegenwart seines Herrn fürchtet, werden zwei Gärten zuteil sein. (46) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (47) In beiden (Gärten) wachsen vielerlei Bäume. (48) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (49) In beiden (Gärten) fließen zwei Quellen. (50) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (51) Darin wird es von jeglicher Fruchtart zwei Arten geben. (52) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ (Der edle Koran 55:46-53)

55:46-53 - In diesem Versblock handelt es sich um die bekannte Parallelität des Korans. D.h., dass jedes Mal, wenn Allah (t) von der Belohnung der rechtschaffenen Diener im Paradies spricht[23], berichtet Er von der Bestrafung der Ungläubigen[24], und zwar aus dem Prinzip der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit zugleich, weil die Botschaft stets diese Eigenschaft hat: Als frohe Botschaft und als Warnung.[25]

 

مُتَّكِئِينَ عَلَىٰ فُرُشٍ بَطَائِنُهَا مِنْ إِسْتَبْرَقٍ ۚ وَجَنَى الْجَنَّتَيْنِ دَانٍ ﴿٥٤﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٥٥﴾ فِيهِنَّ قَاصِرَاتُ الطَّرْفِ لَمْ يَطْمِثْهُنَّ إِنسٌ قَبْلَهُمْ وَلَا جَانٌّ ﴿٥٦﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٥٧﴾ كَأَنَّهُنَّ الْيَاقُوتُ وَالْمَرْجَانُ ﴿٥٨﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٥٩﴾ هَلْ جَزَاءُ الْإِحْسَانِ إِلَّا الْإِحْسَانُ ﴿٦٠﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٦١﴾

„Sie ruhen auf Kissen, die mit Brokat gefüttert sind. Und die Früchte der beiden Gärten sind nahe zur Hand. (54) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (55) Darin sind (keusche Mädchen) mit züchtigem Blick, die weder Menschen noch Jinn vor ihnen berührt haben. (56) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (57) (Es scheint) als wären sie (die Mädchen) Rubine und Korallen. (58) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (59) Kann der Lohn für Güte (etwas) anderes sein als Güte. (60) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ (Der edle Koran 55:54-61)

55:54 - Hier wird die Beschreibung des herrlichen Lohnes des Paradieses fortgesetzt.[26]

 

وَمِن دُونِهِمَا جَنَّتَانِ ﴿٦٢﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٦٣﴾ مُدْهَامَّتَانِ ﴿٦٤﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٦٥﴾ فِيهِمَا عَيْنَانِ نَضَّاخَتَانِ ﴿٦٦﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٦٧﴾فِيهِمَا فَاكِهَةٌ وَنَخْلٌ وَرُمَّانٌ ﴿٦٨﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٦٩﴾ فِيهِنَّ خَيْرَاتٌ حِسَانٌ ﴿٧٠﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٧١﴾ حُورٌ مَّقْصُورَاتٌ فِي الْخِيَامِ ﴿٧٢﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٧٣﴾ لَمْ يَطْمِثْهُنَّ إِنسٌ قَبْلَهُمْ وَلَا جَانٌّ ﴿٧٤﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٧٥﴾ مُتَّكِئِينَ عَلَىٰ رَفْرَفٍ خُضْرٍ وَعَبْقَرِيٍّ حِسَانٍ ﴿٧٦﴾ فَبِأَيِّ آلَاءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ ﴿٧٧﴾ تَبَارَكَ اسْمُ رَبِّكَ ذِي الْجَلَالِ وَالْإِكْرَامِ ﴿٧٨﴾ 

„Und neben diesen beiden gibt es noch zwei (andere) Gärten. (62) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (63) (Es sind Gärten) mit dunkelgrünem Blattwerk. (64) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (65) Darin fließen zwei Quellen, die reichlich Wasser spenden. (66) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (67) In beiden (Gärten) sind Früchte und Dattelpalmen und Granatäpfel. (68) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (69) Darin sind gute und schöne (Mädchen). (70) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (71) (Es sind) Huris, wohlbehütet in Zelten. (72) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (55:73) Vor ihnen haben weder Menschen noch Jinn sie (die Mädchen) berührt. (74) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (75) Sie ruhen auf grünen Kissen und schönen Teppichen. (76) Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen? (77) Segensreich ist der Name deines Herrn, des Herrn der Erhabenheit und der Ehre.“ (Der edle Koran 55:62-78)

55:62-78 - Zum Schluss dieser im Stil und in der außergewöhnlichen Textgestaltung formulierten Sure erfolgt die Forstsetzung der herrlichen Beschreibung des Lohnes in 55:46-53 und 55:54. Die meisten Gelehrten erklären, dass die ersten Gärten für die Vordersten, die zweiten aber für die Gefährten zur Rechten seien. Sie stützen sich dabei auf einen Hadis des Propheten (صلى الله عليه و سلم). Auf der anderen Seite, wird von Ibn Abbas gesagt, dass die zweiten Gärten den Glückseligen näher stehen und sie an Schönheit übertreffen. Das Dunkelgrün in 55:64 wird benutzt, um immerwährendes Leben zu beschreiben.[27]


 

Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten.

 


[1] vgl. den Titel: "Und Allāhs sind die Schönsten Namen", Islamische Bibliothek

 

[2] Was die Belehrung des Menschen angeht, vgl. 2:31, die Anmerkung dazu und die Einleitung des Titels: "Islam für Schüler", Islamische Bibliothek

 

[3] vgl. dazu 22:18; 13:15; 16:48-49

 

[4] vgl. dazu 42:17 und 57:25

 

[5] vgl. 55:5-6

 

[6] vgl. 55:8-10-12

 

[7] vgl. 3:59; 4:1; 15:26-27; 22:5 ; 32:7; 37:11; 38:71-72 und die Anmerkungen dazu

 

[8] vgl. 16:71; 40:81; 53:55

 

[9] vgl. dazu 43:38; 37:5; 70:40

 

[10] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 11:37; 18:60; 21:30; 23:99-100; 24:45; 25:53; 27:61; 35:12; 42:32-34; 55:19; 77:25-26 und die Anmerkung dazu

 

[11] vgl. dazu 2:112, 7:180; 17:110; 28:88

 

[12] Hadis-Sammlung von Buchari / Hibban / Hadis-Sammlung von Ibn Maja / vgl. 112:1ff.

 

[13] vgl. 55:14-15

 

[14] vgl. Sura 17

 

[15] vgl. ferner 6:128, 130-134

 

[16] vgl. 15:92

 

[17] vgl. 24:24

 

[18] vgl. 7:48

 

[19] vgl. 69:19; 18:48

 

[20] vgl. 7:53; 28:66

 

[21] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 96:15-16

 

[22] vgl. 6.70

 

[23] vgl. 38:49-54

 

[24] vgl. 55:41-45

 

[25] vgl. dazu 56:8

 

[26] vgl 55:46-53; ferner 18:31; 35:35; 37:48; 38:52; 44:54; 56:35-36

 

[27] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. dazu 37:48; 38:52

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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