18-03-2020
91. Sure: Asch-Schams (Die Sonne)
Offenbart in Mekka
15 Ayat (Verse)
Allahs Schöpfung spricht für Seine Gnade, damit wir uns Seiner gedenken. Allah (t) hat die Seele erleuchtet und ihr die freie Entscheidung gegeben. Wer seine eigene Seele reinigt ist erfolgreich; und der sie unrein hält wird die Folgen tragen müssen. Die letzte Aussage wird belegt durch die Strafe, die Allah (t) auf die Semud für ihre Untaten herabbrachte.
بِسْمِ اللَّـهِ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيمِ
Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!
وَالشَّمْسِ وَضُحَاهَا ﴿١﴾ وَالْقَمَرِ إِذَا تَلَاهَا ﴿٢﴾ وَالنَّهَارِ إِذَا جَلَّاهَا ﴿٣﴾ وَاللَّيْلِ إِذَا يَغْشَاهَا ﴿٤﴾ وَالسَّمَاءِ وَمَا بَنَاهَا ﴿٥﴾ وَالْأَرْضِ وَمَا طَحَاهَا ﴿٦﴾ وَنَفْسٍ وَمَا سَوَّاهَا ﴿٧﴾ فَأَلْهَمَهَا فُجُورَهَا وَتَقْوَاهَا ﴿٨﴾ قَدْ أَفْلَحَ مَن زَكَّاهَا ﴿٩﴾ وَقَدْ خَابَ مَن دَسَّاهَا ﴿١٠﴾
„Bei der Sonne und bei ihrem Morgenglanz (1); und bei dem Mond, wenn er ihr folgt (2); und bei dem Tage, wenn er sie erstrahlen lässt (3); und bei der Nacht, wenn sie sie bedeckt (4); und bei dem Himmel und bei Dem, Der ihn aufgebaut hat (5); und bei der Erde und bei Dem, Der sie ausgebreitet hat (6); und bei einer (jeden menschlichen) Seele und bei Dem, Der sie gebildet (7) und ihr den Sinn für ihre Sündhaftigkeit und für ihre Gottesfurcht eingegeben hat! (8) Wahrlich, erfolgreich ist derjenige, der sie rein hält (9); und wahrlich, versagt hat derjenige, der sie verkommen lässt.“ (Der edle Koran 91:1-10)
91:1 - Was die Wichtigkeit der Sonne in der Schöpfung angeht, berichtet Keys [1] wie folgt: Um 535/536 unserer Zeitrechnung ereilte die Menschheit eine der größten Naturkatastrophen aller Zeiten. Diese Katastrophe - höchstwahrscheinlich ein gewaltiger Vulkanausbruch, möglicherweise sogar ein Asteroideneinschlag auf der Erde - war der eigentliche Beginn unserer modernen Welt. Sonnenlicht und Sonnenwärme waren achtzehn Monate lang wie ausgelöscht, was auf praktisch jedem Kontinent zu chaotischen Klimaschwankungen führte, zu Hungersnot, Völkerwanderung, Krieg und gewaltigen politischen Umwälzungen. Das Desaster löste ungeheure intraregionale Veränderungen in vier großen Teilen der Welt aus - Afroeurasien (von der Mongolei bis Großbritannien, von Skandinavien bis Südafrika), dem Fernen Osten (China, Korea, Japan), Mesoamerika (Mexiko, Mittelamerika) und Südamerika - und veränderte die Weltgeschichte dramatisch.
91:1-6 - Mit sechs Dingen erfolgt hier der Schwur Allahs, der Ihm allein zusteht. Für uns Menschen ist diese Schwurform nicht erlaubt, und wenn wir unbedingt schwören wollen, was nicht ratsam ist, so müssen wir nur "bei Allah" schwören. Hierzu ist noch zu bemerken, dass Allah (t) im Vers 5 bei Sich Selbst schwört, und zwar als Der, Der den Himmel und seine wunderbare feste Konstruktion gebaut hat. Das Gleiche gilt für die Ausbreitung der Erde im Vers 6. Diese Ausbreitung wird im Koran des Öfteren als Wunder der Schöpfung erwähnt. An verschiedenen Stellen lesen wir in den Anmerkungen, dass derartige Aussage die Form der Erde als "Kugel" verrät, und zwar vor mehr als 1400 Jahren zur Zeit der Offenbarung als die Menschen noch geglaubt haben, die Erde sei eine Scheibe, an deren Ende der Mensch ins Leere abstürzen kann.
91:7-8 - Allah (t) ist auch Der, Der den Menschen - hier als Seele bezeichnet - erschaffen und ihm instinktiv die Fähigkeit so gegeben hat, dass er zwischen den beiden Wegen unterscheiden kann, dem üblen, der zur Sündhaftigkeit führt, und dem heilvollen, zu dem die Gottesfurcht führt.
91:9-10 - Die Reinheit ist eine Begleiterscheinung eines jeden Gläubigen. Diese führt zum Erfolg, sowohl im Diesseits als auch im Jenseits.[2]
كَذَّبَتْ ثَمُودُ بِطَغْوَاهَا ﴿١١﴾ إِذِ انبَعَثَ أَشْقَاهَا ﴿١٢﴾ فَقَالَ لَهُمْ رَسُولُ اللَّـهِ نَاقَةَ اللَّـهِ وَسُقْيَاهَا ﴿١٣﴾ فَكَذَّبُوهُ فَعَقَرُوهَا فَدَمْدَمَ عَلَيْهِمْ رَبُّهُم بِذَنبِهِمْ فَسَوَّاهَا ﴿١٤﴾ وَلَا يَخَافُ عُقْبَاهَا ﴿١٥﴾
„So leugneten die Semud (die Wahrheit) in ihrem Trotz. (11) (Gedenke der Zeit) als der Unseligste unter ihnen auftrat. (12) Da sagte der Gesandte Allahs zu ihnen: „Haltet euch von der Kamelstute Allahs und von ihrer Tränke fern!“ (13) Sie aber bezichtigten ihn der Lüge und durchtrennten ihr die Beinsehnen; darum kam ihr Herr (zur Vergeltung) für ihre Schuld mit Seinem Zorn über sie und ebnete sie ein. (14) Und Er fürchtet die Folgen nicht.“ (Der edle Koran 91:11-15)
91:11-12 - Die Bezugnahme auf die Geschichte der Semud lässt sich besser verstehen, wenn man in 7:73-79 liest. Ihr Prophet war Salih, der es mit einem sehr anmaßenden Volk zu tun hatte, das die Armen unterdrückte und ihnen das Recht auf Wasser und Weide für ihr Vieh verweigerte.[3]
91:13-14 - Wie hier beschrieben, bestand die Übertretung des göttlichen Maßes, der sich die Semud schuldig machten, darin, dass der Unseligste unter ihnen einer Kamelstute die Beinsehnen durchtrennte[4], obwohl eine göttliche Warnung vor diesem Verbrechen ergangen war. Durch das vollkommene Fehlen ihres Mitgefühls für Allahs Geschöpfe zeigten die Semud, dass sie Seine Bestrafung nicht fürchteten.[5]
91:15 - Dies ist der letzte Vers, in dem eine eindrucksvolle Aussage des Schöpfers am Ende dieser schönen Sure steht. Was die Menschen anbelangt, so könnten sie eine solche Vernichtung und deren Folgen fürchten, weil man gewöhnlich mit einer Vergeltung oder einer Aufforderung zur Wiedergutmachung rechnen muss. "Er", Allah (t), hat aber die völlige Vernichtung der Semud beschlossen und "fürchtet die Folgen nicht"; denn es gibt keinen, der Ihn zur Rechenschaft ziehen kann.[6] Gepriesen sei Er, Der die Macht über alle Dinge hat.
Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten.
[1] S. 15
[2] vgl. 23:1-11; 87:14-17 und die Anmerkung dazu
[3] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt / vgl. 27:45 und die Anmerkung dazu