93. Sure: Ad-Duha (Der Vormittag)

18-03-2020

93. Sure: Ad-Duha (Der Vormittag)
Offenbart in Mekka
11 Ayat (Verse)

 

In dieser Sure erinnert Allah (t) Seinen Propheten Muhammed, Allahs Segen und Friede auf ihm, daran, dass Er immer an seiner Seite ist, und dass Jenseits besser für ihn ist als das diesseitige Leben. Muhammed (صلى الله عليه و سلم) wird aufgetragen, allen Liebe zu zeigen, und Allahs Botschaft zu verkünden. Obwohl Muhammed in dieser und der nächsten Sure angesprochen wird, spricht diese Botschaft alle Gläubigen an, um Allahs Wahrheit zu verbreiten.

 

 

بِسْمِ اللَّـهِ الرَّحْمَـٰنِ الرَّحِيمِ

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen!

 

وَالضُّحَىٰ ﴿١﴾ وَاللَّيْلِ إِذَا سَجَىٰ ﴿٢﴾ مَا وَدَّعَكَ رَبُّكَ وَمَا قَلَىٰ ﴿٣﴾ وَلَلْآخِرَةُ خَيْرٌ لَّكَ مِنَ الْأُولَىٰ ﴿٤﴾ وَلَسَوْفَ يُعْطِيكَ رَبُّكَ فَتَرْضَىٰ ﴿٥﴾ أَلَمْ يَجِدْكَ يَتِيمًا فَآوَىٰ ﴿٦﴾ وَوَجَدَكَ ضَالًّا فَهَدَىٰ ﴿٧﴾ وَوَجَدَكَ عَائِلًا فَأَغْنَىٰ ﴿٨﴾ فَأَمَّا الْيَتِيمَ فَلَا تَقْهَرْ ﴿٩﴾ وَأَمَّا السَّائِلَ فَلَا تَنْهَرْ ﴿١٠﴾ وَأَمَّا بِنِعْمَةِ رَبِّكَ فَحَدِّثْ ﴿١١﴾

„Beim Vormittag (1) und bei der Nacht, wenn alles still ist! (2) Dein Herr hat dich weder verlassen, noch verabscheut. (3) Wahrlich, das Jenseits ist besser für dich als das Diesseits. (4) Und wahrlich, dein Herr wird dir geben und du wirst wohlzufrieden sein. (5) Hat Er dich nicht als Waise gefunden und aufgenommen (6), und dich auf dem Irrweg gefunden und richtig geführt (7), und dich dürftig gefunden und reich gemacht? (8) Was die Waise angeht, so unterdrücke sie nicht. (9) Und was den Bittenden angeht, so fahre ihn nicht an (10), und sprich überall von der Gnade deines Herrn.“ (Der edle Koran 93:1-11)

93:1-2 - Dies ist eine Art Schwur, die Allah (t) allein zusteht und von uns Menschen nicht angewendet werden darf. Allah (t) schwört beim Vormittag, den Er erschaffen hat und hinter dem eine gewaltige Gesetzmäßigkeit der Erdumdrehung vor der Sonne geschieht. Das herrliche und angenehme Morgenlicht am Vormittag ist das Gegenteil von der Nacht, die alle Dinge mit ihrer Dunkelheit verhüllt.

93:3 - Mit diesem Schwur in 93:1-2 tröstet Allah (t) Seinen Propheten Muhammed, Allahs Segen und Friede auf ihm, und versichert ihm Seinen Beistand bei der Ausführung seiner Aufgabe.

93:4-5 - Mit diesem Schwur in 93:1-2 wird ferner in diesem Vers betont, dass das Jenseits besser als Diesseits ist, sowohl für den Propheten selbst, als auch für jeden Menschen, der an Allah und Seine Botschaft glaubt. Dort - d.h. im Jenseits - wird jeder wohlzufrieden sein, sowohl der Prophet selbst als auch jeder, der ihm folgt.

93:6-8 Hier zählt Allah (t) vor Seinem Propheten die Gnaden und Wohltaten auf, die Er ihm gewährt hat, und erinnert ihn daran, dass Er es ist, Der seit Beginn seines Wachstums nichts fehlen ließ. Allah (t) will ihn damit auf das vorbereiten, was Er für später mit ihm vorhat. Muhammed (صلى الله عليه و سلم) soll aus den vorangehenden Gnadenerweisen ermessen können, was er noch von Allahs Güte zu erwarten hat, damit er sich auf den besten Ausgang sowie das Zunehmen des Guten und des Ansehens einstellen könnte und nicht kleinmütig und ungeduldig würde. "Hat er dich nicht ... gefunden": Hier ist vom "Finden" im Sinne eines Wissens um die Lage Muhammeds die Rede. Gemeint ist: Warst du nicht ein Waise? Muhammeds Vater starb nämlich, als Muhammed ein Embryo von sechs Monaten war, und seine Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Darauf bestellte Allah Muhammeds Vaterbruder Abu Talib zum Bürgen über ihn und erweckte in Abu Talib ein Gefühl der Zuneigung für ihn, so dass Abu Talib ihn gut erzog. "Auf dem Irrweg": Gemeint ist, dass Muhammed sich damals noch gegenüber dem Wissen um die offenbarten Gesetze und dem, was nur durch Belehrtwerden erkannt werden kann, auf dem Irrweg befand und keine Ahnung davon hatte. So sagt Allah (t): "Du wusstest damals nicht, was eine Offenbarungsschrift ist." (42:52). Indessen sagt man auch, dass Muhammed (صلى الله عليه و سلم) sich in seiner Jugend auf einem Bergpfad bei Mekka verirrte und dass Abu Jahl ihn zu seinem Großvater Abdulmuttalib zurückbrachte. "Und rechtgeleitet": und dich mit dem Koran und den offenbarten Gesetzen bekannt gemacht. Oder: und dafür Sorge getragen, dass du deinem Großvater und deinem Onkel väterlicherseits nicht länger durch Verirrung entzogen warst. Wenn man behauptet, dass Muhammed vierzig Jahre hindurch genauso lebte wie seine Stammesgenossen, und wenn man das in dem Sinne meint, dass er genau wie sie der Wissenschaften ermangelte, die man nur durch Belehrt werden gewinnen kann, so ist das gut. Wenn man es aber in dem Sinne meint, dass er nach der Religion und dem Unglauben seiner Stammesgenossen lebte, dann Allah behüte! Denn die Propheten müssen vor und nach dem Eintritt ihres Prophetentums vor schändlichen Sünden schwerer und leichterer Art bewahrt (ma‘ṣum) bleiben, und wie steht es da wohl mit dem Unglauben und der Unkenntnis des Schöpfers? Die Antwort darauf gibt das Wort: "Und wir dürfen Allah keine Teilhaber beigesellen." (12:38). In den Augen der Ungläubigen wäre es für den Propheten (صلى الله عليه و سلم) ein hinreichender Mangel gewesen, wenn er vor dem Eintritt des Prophetentums im Unglauben gelebt hätte. "Und reich gemacht": und dich entweder durch das Vermögen deiner Gattin Hadija oder durch die Beute, die Allah dir zukommen ließ, reich gemacht. Im letzten Sinne hat der Prophet gesagt: „Mein Unterhalt ist unter den Schatten meiner Lanze gestellt.“ Indessen sagt man auch, es sei gemeint: Allah hat dir Zufriedenheit verliehen und dein Herz reich gemacht.[1]

93:9-11 - Diese Worte in diesem Versblock bilden ein Gebotskomplex aus drei Punkten: Was die Waise angeht, so unterdrücke sie nicht. Und was den Bittenden angeht, so fahre ihn nicht an, und sprich überall von der Gnade deines Herrn. Der Bittende, oder wörtlich der Fragende, kann nicht nur ein Bettler sein, sondern jemand, der in einer schwierigen Lage um Hilfe bittet, sei es nun materiell, ideell oder nur zur Belehrung.[2] Von Allahs Wohltaten zu sprechen ist eine Art Dankbarkeit Ihm gegenüber. Mit einer solchen Verhaltensweise verschwindet die Geheimtuerei über das Gehortete. Es sind Befehle, die sowohl an den Propheten selbst, der sowieso sich im vorbildlichen Benehmen eines Gesandten Allahs verhält, als auch an jeden Menschen nach ihm bis zum Tage des Weltuntergangs. Diese Anweisungen spiegeln hier die Alltagsnöte wider, insbesondere in einer von Gier und Materialismus zersetzten Gesellschaft.[3]


 

Alles Lob gebührt Allah, Dem Herrn der Welten.

 


[1] Tafsīr Az-Zamaḫšaryy / Gätje, Helmut: Koran und Koranexegese, Zürich, Stuttgart 1971 / vgl. dazu 6:94; 19:95

 

[2] vgl. 80:1ff. und die Anmerkung dazu

 

[3] vgl. Übersetzung des BavariaVerlags, die in diesem Werk vorrangig vorkommt

 

 

 

 

 

 

 

 


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