03-08-2017
Name: Abdul Aziz bin Abdullah bin Baz Geboren: 21 November 1910 (Riyadh) Verstorben: 13 Mai 1999
Name: Abdul Aziz bin Abdullah bin Baz
Geboren: 21 November 1910 (Riyadh)
Verstorben: 13 Mai 1999
Bin Baz wurde 1910 in Riyad geboren. Mit 16 Jahren erkrankte er an einer Augenentzündung, die zur völligen Erblindung im Alter von 20 Jahren führte. Dennoch studierte er bei den von der Regierung populär gemachten Gelehrten in den staatlichen Universitäten. Einer seiner bekanntesten Lehrer war der Mauretanier Muhammad ash-Shanqiti, der 1973 nach einer langen Karriere als saudischer Gelehrter verstarb.
In den 1940er Jahren veröffentlichte Bin Baz eine Fatwa, in der das Einstellen von Kuffar durch Muslime in der Region des Persischen Golfs als ein Verbrechen gegen den Islam verurteilt wurde.
Die Saud-Regierung verschwendete nur wenig Zeit um ihn ins Gefängnis einzusperren mit der Begründung, gegen die vorgegebene Regierungspolitik zu verstoßen, die das Einstellen von Kuffar durch Muslime erlaubte.
Die kurze Gefängnishaft war ein Wendepunkt im Leben von Bin Baz. Ab diesem Zeitpunkt widmete er sein Leben der Forschung und Lehre im Einklang mit der von der Regierung vorgegebenen Interpretation des Salafismus.
Für seine Gehorsamkeit wurde er mit Positionen in hohen islamischen Komitees und Konzilen belohnt, dem Dienst als Vorsitz zahlreicher staatlich geförderter Veranstaltungen und der Erlaubnis, zahlreiche Bücher und Fatwas veröffentlichen zu dürfen, denen in den folgenden fünf Jahrzehnten Millionen Menschen folgten.
Im Verlauf des Golfkriegs im Jahr 1991, in dem die Saud-Regierung US-Amerikanische Soldaten zum Aufbau dauerhafter amerikanischer Militärbasen im heiligen Land einlud, verlor Bin Baz große Teile der Unterstützung durch andere Gelehrte, da Bin Baz sich weigerte, die Regierung für ihren offensichtlichen Verstoß gegen islamisches Recht zu verurteilen.
Als das Saud-Regime in den folgenden Monaten und Jahren immer brutaler islamische Gelehrte und Salaf-Aktivisten verfolgte, die das Regime wegen des Einlasses von Kafir-Soldaten kritisierten, stellte sich Bin Baz schließlich vollständig auf die Seite des Regimes und erließ eine Fatwa, die sowohl den Aufbau von US-amerikanischen Militärbasen im heiligen Land, sowie die brutale Unterdrückung und Verfolgung der islamischen Gelehrten durch die Saud-Regierung, als rechtmäßig erklärte.
Es war nicht die erste regierungstreue Fatwa ihrer Art: Bereits im November 1979, während der Besatzung der Masjid al Haram durch muslimische Aktivisten, die den Rücktritt des Saud-Regimes und die Einführung der Scharia forderten, hatte Bin Baz nachträglich eine Fatwa verfasst, die den Einsatz von Spezialeinheiten des französischen Militärs in der heiligen Moschee als erlaubt bezeichnete, sowie die Tötung von Muslimen in der Moschee durch die französischen Soldaten legitimierte. Frankreich hatte als Verbündeter der Saud-Regierung kurzfristig seine Soldaten angeboten und nach Zusage des Saud-Regimes nach Mekka einfliegen lassen.
Nach der Fatwa von 1991 fürchtete das Saud-Regime den endgültigen Gesichtsverlust von Bin Baz in der öffentlichen Wahrnehmung, verstärkte die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für Bin Baz und ernannte ihn als Einzigen, der nicht der ash-Shaykh-Familie angehörte, zum Großmufti des Landes. Durch diesen Schritt konnte das Saud-Regime alle religiösen Schulen und Universitäten des Landes verpflichten, Bin Baz anzuerkennen. Der Großmufti wird in Saudi-Arabien unmittelbar vom König ernannt und hat das abschließende Wort bei rechtlichen Fragen. Entscheidungen des Großmuftis zu hinterfragen wird nach saudischer Staatslehre als Ungehorsam gegenüber dem Amir aufgefasst und kann mit dem Tode bestraft werden.
In seiner Position als Großmufti bemühte sich Bin Baz, dem der Königsfamilie Saud religiöse Legitimität zu verschaffen – einer Königsfamilie, die von großen Teilen der Muslime als Scheinheilig betrachten wird, und sich nur äußerlich religiös zeigt.
Eine weitere Bruchstelle zwischen Bin Baz und den Salaf-Gelehrten war die Unterstützung des Osloer Friedensabkommens zwischen der PLO und der israelischen Regierung. Da Israel von den meisten Gelehrten als das größte Problem seiner Zeit betrachtet wurde, sahen die Gelehrten die Anerkennung Israels durch Bin Baz und seine Forderung nach einem dauerhaften Frieden mit Israel als die Spitze der Gottlosigkeit an.
Doch die Brutalität bei der Unterdrückung unabhängiger Gelehrter und die Bemühungen der Saud-Regierung, das öffentliche Bild von Bin Baz als Salaf-Gelehrten zu etablieren, hatten Früchte getragen. Selbst seine stärksten Kritiker trauten sich nur sehr gemäßigte Worte gegen Bin Baz auszusprechen.
Als Bin Baz im Jahr 1999 starb, hatte ihn die Saud-Königsfamilie mit den höchsten Ämtern versehen: Bin Baz war Großmufti von Saudi Arabien, Vorsitzender des Komitees der Großgelehrten und Vorsitzender der “Behörde für Wissenschaftliche Forschung und Rechtleitung”, deren Aufgabe die religiöse Legitimation der Königsfamilie und ihrer politischen Entscheidungen ist.
Die Saud-Familie veranlasste ein Staatsbegräbnis zu Ehren von Bin Baz und seinen Verdiensten für die Familie.
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