DAS WESEN GOTTES & DIE GRENZEN DER MENSCHLICHEN VORSTELLUNGSKRAFT

Die menschliche Vorstellungskraft ist limitiert, da sie auf dem basiert, was sie beobachtet und erfährt, und aus diesem Grund kann unsere Vorstellung das Konzept, dass Gott zeitlos und ewig ohne Anfang und Ende ist, nicht vollständig verstehen.

16-07-2023

Alles in unserer begrenzten Erfahrung muss einen Anfang und ein Ende haben. Wir selbst wurden geboren und werden schließlich sterben. Dies war auch bei unseren Eltern und Großeltern der Fall und wird auch bei unseren Kindern und Nachfahren so sein. Solche Beziehungen durchdringen die Schöpfung.

Manche Menschen nehmen aufgrund intellektueller Schwäche oder Einfachheit an, dass alles mit ihrer eigenen Existenz vergleichbar sein muss. Sie verlassen sich auf die Vorstellungskraft, die einzig und allein in der Lage ist, sich das vorzustellen, was sie auf die eine oder andere Weise bereits erfahren hat. Aus diesem Grund ist die Vorstellungskraft unfähig, sich mit absoluten und universellen Konzepten auseinanderzusetzen.

Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, wies auf die Grenzen des menschlichen Verstands hin, als er sagte:

„Die Menschen werden immer weiter Fragen stellen, bis sie fragen: ‚Gott hat das Universum erschaffen, aber wer hat Gott erschaffen?‘ Wer solche Gedanken hat, sollte einfach erklären: ‚Ich glaube an Gott.‘ Und sie sollen Gottes Hilfe erbitten und solchen Gedanken widerstehen.“ (Sahih Muslim)

Der menschliche Verstand ist begrenzt, und unsere menschliche Perspektive ist unvollständig. Aus diesem Grund geraten manche Menschen in Zweifel in Bezug auf Gottes Vor-Existenz. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es sich hier um eine Glaubensfrage handelt, mit anderen Worten, eine Frage, die die Grenzen des menschlichen Verstands überschreitet.

Nachdem er die oben zitierte Feststellung gemacht hatte, wird erwähnt, dass der Prophet Muhammad dazu riet, das Kapitel „Reinheit des Glaubens“ (Kapitel al-Ikhlas) zu rezitieren:

„Sprich: ‚Er ist Allah, der Einzige, Allah, der Absolute (ewig Unabhängige, von Dem alles abhängt). Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden, und Ihm ebenbürtig ist keiner.‘“ (Koran 112:1-4)

Der wesentliche Vers hier lautet: „Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden“. Er zeigt, dass Gottes Vollkommenheit und Selbstgenügsamkeit der menschlichen Erfahrung trotzen und die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft überschreiten.

Daher spricht Gott: „Allah (Gott), der Absolute (ewig Unabhängige, von Dem alles abhängt)“ und gleich darauf folgt: „und Ihm ebenbürtig ist keiner.“ Wir können Gott mit nichts aus unseren Erfahrungen vergleichen. Dementsprechend befiehlt uns Gott: „So sollt ihr Allah keine Gleichnisse prägen.“ (Koran 16:74) So sollte unser Glaube an Gott sein.

Der Prophet Muhammad hat denjenigen, die von Zweifeln geplagt werden, wie „Wer hat Gott erschaffen?“, geraten, sie sollten Gottes Hilfe erbitten und solchen Gedanken widerstehen. Durch das Verfolgen dieses Gedankens „Wer hat Gott erschaffen?“ kann man nichts erreichen. Das Wesen Gottes kann nicht mit einer geschaffenen Existenz verglichen werden, und es kann nicht von den Begrenzungen des menschlichen Verstands erfasst werden. Der menschliche Verstand kann jedoch die Existenz Gottes erfassen und anerkennen, dass Er der Schöpfer aller Dinge ist. In der Tat widersteht der menschliche Verstand jeglichem Versuch, ihn zu zwingen, Gottes Existenz zu leugnen.

Die kommunistischen Regime des 20. Jahrhunderts haben versucht, ihre Untertanen zu zwingen, den Atheismus anzunehmen. Sie haben alle kräftigen Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, ausprobiert, doch die Menschen weigerten sich, Gott zu leugnen. Sie widerstanden den autoritärsten Versuchen, ihren Glauben an die Existenz Gottes zu zerstören.

Der menschliche Verstand erkennt die Existenz Gottes an. Die Vernunft kann einer solchen Erkenntnis nicht entfliehen. Die Vernunft bringt uns konsequent dazu, nach der Rechtleitung Gottes zu suchen und gibt uns eine natürliche Veranlagung, Ihn anzubeten. Wir sind empfänglich für die Gesandten Gottes, und Gott würde Seine Geschöpfe nicht ohne die Rechtleitung zur Weisheit über den Grund, aus dem Er sie erschaffen hat, lassen. Gott sagt: „Und Ich habe die Ginn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen (sollen).“ (Koran 51:56)

Der Intellekt erkennt mit Sicherheit Gott, aber er ist nicht in der Lage, alle Seine Eigenschaften zu verstehen. Die Rolle der Propheten und Gesandten bestand darin, die Menschen zu lehren, was sie über ihren Herrn wissen mussten und auf welche Art Gott von ihnen angebetet werden möchte. Dies schützt die Menschen davor, alle möglichen Rituale und Riten nach ihren eigenen Vorstellungen zu vermischen, die in der Offenbarung Gottes keine Grundlage haben.

Der Prophet Muhammad sagte, als er sich in einem Bittgebet zu Gott wandte: „Du bist der Erste, also geht Dir nichts voraus. Du bist der Letzte, also kommt nichts nach Dir. Du bist der Manifeste, also kommt nichts über Dir. Erfülle unsere Schulden für uns und bereichere uns, damit wir nicht arm sein werden.“ (Sahih Muslim)

Gott ist der Erste, dem nichts vorausgegangen war. Dies ist ein Konzept, das von der menschlichen Vorstellungskraft nicht vollständig erfasst werden kann, doch es kann vom menschlichen Verstand und Herzen mit Sicherheit angenommen werden. Unsere Wahrnehmung der Grenzen, die unser Verstand besitzt, ist ein entscheidendes Bewusstsein.

Ähnlich ist Gott der Letzte, dessen Existenz ohne Ende fortbesteht. Als solcher ist Gott der wahrhaftige Erbe: „Und Zacharias rief zu seinem Herrn: ‚Mein Herr, lass mich nicht einsam bleiben; denn Du bist der Beste der Erben.‘“ (Koran 21:89)

Gott ist zeitlos und ewig, ohne Anfang und Ende. Im Gegensatz dazu besitzen alle geschaffenen Dinge einen Anfang und ein Ende.

Gott sagt über die Sonne: „Und die Sonne eilt dem ihr gesetzten Ziel zu.“ (Koran 36:38). Die Sonne und andere Himmelskörper sind viel älter als die Lebewesen der Erde. Doch genau wie das flüchtige Leben der irdischen Wesen werden auch sie geboren und sterben. Alle Dinge im Universum enden.

Gott kann nicht anhand der Bedingungen der materiellen Existenz verstanden werden. Er ist nicht an physikalische Gesetze gebunden, die selbst Teil der Natur sind, die Er erschaffen hat. Es ist keine Überraschung, dass der Verstand den Schöpfer nicht vollständig erfassen kann, da der Verstand selbst erschaffen wurde und den Begrenzungen seines geschaffenen Wesens unterworfen ist. Der Verstand kann nur in Verwirrung und Selbstbetrug verfallen, wenn er versucht, das vernünftig zu betrachten, was außerhalb seiner Macht liegt.

Wir sollten lieber unsere mentalen Anstrengungen auf Dinge verwenden, mit denen unser Verstand zurechtkommen kann – das Universum, das Gott erschaffen hat, und die weiten Horizonte des Wissens, das es präsentiert. Gott hat uns die rationale Fähigkeit und die Vorstellungskraft gegeben, um die physikalischen Gesetze zu entdecken und in Begriffe zu fassen. Wir können dieses Wissen nutzen, um es auf eine Weise zu verwenden, die Gott gefällt.


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