12-01-2022
Der schnelle Zorn
In der heutigen modernen Zeit, indem das Leben schnell und Hektik verläuft, werden viele Menschen sehr schnell zornig, sodass sie bei Kleinigkeiten anfangen zu beleidigen, fluchen, Dinge zerbrechen, usw. Folglich ziehen sie den Hass ihrer Freunde, Familien, Ehepartner, Kindern, etc. auf sich. Der Zorn ist eine Neigung, die vom Schaytan kommt. Da es viel Übel und Sünden daraus folgen, berichtet der Islam vielfältig über diese negative Eigenschaft. Der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) gibt folgende Ratschläge, Hilfsmittel, um dagegen vorzugehen:
1 - Zuflucht bei Allah suchen vor dem Schaytan. Sulayman ibn Sard sagte: „Ich saß mit dem Propheten (صلى الله عليه و سلم) und dort waren zwei Männer, die sich gegenseitig schworen. Einer von ihnen war rot im Gesicht und die Adern seines Nackens standen hervor. Der Prophet (صلى الله عليه و سلم) sagte: „Ich weiß ein Wort, wenn er es nur sagen würde, würde dieser (Zorn) ihn verlassen. Würde er sagen; Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem Schaitan[1], würde ihn dieser (Zorn) verlassen.“[2]
Des Weiteren sagt der Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم): „Wird ein Mann zornig und sagt: "Ich suche Zuflucht bei Allah"[3] wird sein Zorn sich einstellen.“[4]
2 - Schweigen. Zorn lässt einen Menschen gewöhnlich die Kontrolle verlieren, sodass er Worte des Kufr, Fluchs oder Scheidung äußert und somit seine Familie zerstört. Ruhig bleiben, ist die Art all dieses Übel zu vermeiden. Der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) sagt nämlich: „Wird einer von euch zornig, so lasst ihn in Ruhe.“[5]
3 - Ruhe bewahren. Der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) sagte: „Wird einer von euch zornig, soll er sich hinsetzen, wenn er steht. Verschwindet sein Zorn, (ist es gut), andernfalls soll er sich hinlegen.“[6]
Der Berichterstatter ist Abu Dharr (Rh.a), wie folgt berichtet er: er tränkte seine Tiere an einem Trog, als einige Leute vorbei kamen. Er sagte: „Wer von euch wird Abu Dharr helfen, seine Tiere zu tränken und ein Mann sagte: „Ich“, doch er zerbrach den Trog. Abu Dharr stand, so setzte er sich hin, dann legte er sich hin. Jemand fragte ihn: „O Abu Dharr, warum hast du dich hingesetzt und dann hingelegt?“ Er sagte: „Weil der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) sagte (...) (und zitierte den Hadis).“
Gemäß einem anderen Bericht tränkte Abu Dharr seine Tiere an einem Trog, als ein anderer Mann ihn verärgerte, so dass er sich hinsetzte.[7]
Ein Nutzen dieser prophetischen Lehren ist, dass der Zornige davor bewahrt werden soll unbedacht und Kontrolllos zu handeln. Ein zorniger Mensch kann sowohl Schaden zufügen, gewalttätig werden, Eigentum zerstören oder auch töten – wie unten berichtet –. Durch das Hinsetzen ist es unwahrscheinlich auszurasten und durch das Hinlegen ist es noch unwahrscheinlicher unbesonnen oder schändlich zu handeln.
Al-Allamah al-Khattabi (Rh.a) sagte in seinem Kommentar zu Abu Dawud: „Derjenige, der steht, ist bereit sich zu bewegen und Dinge zu zerstören. Bei demjenigen, der sitzt, ist es weniger wahrscheinlich, dass er dies tut, und derjenige, der liegt, ist nicht in der Lage, etwas dieser Art zu tun. Es scheint, dass der Prophet (صلى الله عليه و سلم) dem zornigen Menschen befohlen hat, sich hinzusetzen oder zu legen, um ihn davor zu bewahren, Dinge zu tun, die er später bereuen würde. Und Allah weiß es am besten.“[8]
4 - Dem Gesandten Allahs (صلى الله عليه و سلم) gehorchen. Der Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم) ist unser Beispiel und Vorbild in allen Bereichen des Lebens, sowie auch in diesem Thema. Viele Überlieferungen zeigen deutlich die Einstellung des Propheten bezüglich des Zorns.
Anas berichtet: „Ich ging mit dem Gesandten Allahs (صلى الله عليه و سلم) und er trug einen Najrani Mantel mit einem dichten Kragen. Es kam ein Beduine, der grob an seinem Mantel zog. Ich sah den Nacken des Propheten (صلى الله عليه و سلم) und sah die Abdrücke, die vom Kragen zurück gelassen wurden. Der Beduine sagte: „O Muhammad, gibt mir etwas von dem Reichtum Allahs, den du hast.“ Der Prophet drehte sich zu ihm und lächelte und ordnete an, dass ihm etwas gegeben wurde.“[9]
Abu Hurayra (Rh.a) berichtete, dass ein Mann zum Propheten (صلى الله عليه و سلم) kam und nach Rat fragte. Er sagte: „Werde nicht zornig.“ Der Mann wiederholte sein Anliegen mehrere Male, und jedes Mal war die Antwort: „Werde nicht zornig.“[10]
Gemäß eines anderen Berichts sagte der Mann: „Ich dachte darüber nach, was der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم)gesagt hatte, und ich erkannte, dass Zorn die Quelle allen Übels ist.“[11]
5 - Nur um Allahs Willen erzürnen. Es ist einem Muslim gestattet nur um Allahs Willen zornig zu werden, wenn nämlich die von Allah gesetzten Grenzen überschritten werden. Dies ist die verdienstvolle Art des Zorns. Selbstverständlich muss auch hierbei der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) als Basis genommen werden.
So wurde der Prophet (صلى الله عليه و سلم) zornig, als ihm beispielsweise über den Vorbeter berichtet wurde, der die Leute vom Beten abschreckte, indem er im Gebet zu lange den Koran rezitierte. Er wurde auch zornig, als er einen Vorhang (Bild) in Aischas (Rh.ah) Haus sah, auf dem Lebewesen abgebildet waren. Ebenfalls wurde er zornig, als ihm Usama über die Makhzumi Frau erzählte, die des Diebstahls schuldig war. Er fragte ihm: „Willst du hinsichtlich einer Strafe vermitteln, die von Allah vorgeschrieben ist?“ Er wurde auch zornig, als ihm Fragen gestellt wurde, die er nicht mochte. Sein Zorn war nur um Allahs Willen.
6 - Das Paradies und die Belohnung vor Augen haben, so sagt der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم): „Werde nicht zornig, und das Paradies wird deines sein.“[12]
Die beste Art, die Flamme des Zorns zu löschen ist das Erinnern an das, was Allah denjenigen versprochen hat, die die Ursachen des Zorns meiden und sich anstrengen, sich selbst zu kontrollieren.
Der Prophet berichtet folgendermaßen über diese großartige Belohnung: „Wer auch immer seinen Zorn zu einer Zeit unterdrückt, zu der er ihn offen ausdrücken könnte, dem wird Allah sein Herz mit Zufriedenheit am Tag der Auferstehung füllen.“[13]
„Wer auch immer seinen Zorn unterdrückt, wenn er in der Lage ist, ihn raus zu lassen, den wird Allah am Tag der Auferstehung vor alle Leuten rufen und eine Hur al-iyn aussuchen lassen, die er möchte.“[14]
7 - Sowohl die hohe Stellung als auch den Rang bewusst sein, die jenem zuteilwerden, der sich selbst kontrolliert. Der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) sagt: „Der starke Mann ist nicht derjenige, der einen anderen niederschlagen kann; der starke Mann ist derjenige, der sich selbst kontrollieren kann, wenn er zornig ist.“[15]
Je zorniger ein Mensch wird, desto höher wird auch seine Selbstkontrolle gewertet, der Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم) sagt nämlich: „Der wahre starke Mann ist derjenige, der äußerst zornig wird, sodass sich sein Gesicht rötet und sein Haar steht ab, doch er unterdrückt seinen Zorn.“[16]
Zur Bekräftigung dieser Lehre, benutzte der Prophet ein Ereignis, welches vor seinen Gefährten stattfand; und zwar berichtet Anas, dass der Prophet (صلى الله عليه و سلم) an einigen Leuten vorbei ging, die boxten und er sie fragte: „Was ist das?“ Sie antworteten: „Der So-und-so ist ein starker Mann. Niemand kann ihn herausfordern, da er sie alle beim Kämpfen besiegt.“ Daraufhin sagt der Prophet (صلى الله عليه و سلم): „Soll ich euch nicht sagen, wer stärker ist als er? Ein Mann, der von einem anderen schlecht behandelt wurde, doch seinen Ärger unterdrückt, der hat seinen eigenen Schaytan bekämpft und den Schaytan desjenigen, der ihn schlecht behandelt hat.“[17]
8 - Verinnerlichen, dass das Unterdrücken des Zorns eines der Zeichen der Muttaqin (Gottesfürchtigen) ist. Allah lobt in Seinem Buch bestimmte Menschen und der Prophet (صلى الله عليه و سلم) äußerte sich anerkennend über sie. Für sie sind Gärten vorbereitet, so weit wie Himmel und Erde. Einer ihrer Wesenszüge ist, dass sie
الَّذِينَ يُنفِقُونَ فِي السَّرَّاءِ وَالضَّرَّاءِ وَالْكَاظِمِينَ الْغَيْظَ وَالْعَافِينَ عَنِ النَّاسِ ۗ وَاللَّهُ يُحِبُّ الْمُحْسِنِينَ ﴿١٣٤﴾
„die in Freude und Leid ausgeben und ihren Grimm zurückhalten und den Menschen verzeihen. Und Allah liebt die Gutes Tuenden“ (Der edle Koran 3-134)
وَإِذَا مَا غَضِبُوا هُمْ يَغْفِرُونَ ﴿٣٧﴾
„(…) wenn sie zornig sind, (doch) vergeben“ (Der edle Koran 42:137)
Allah nennt in diesen Versen die guten Eigenschaften jener Menschen, darunter auch; dass sie vergeben, auch wenn sie zornig sind.
9 - Erinnerungen beachten, Gehör schenken. Der Zorn ist etwas Natürliches, welcher durch die Menschen jedoch unterschiedlich angewandt wird. Einige Menschen erzürnen sehr schnell, sodass sie die Kontrolle verlieren, andere wiederum halten sich in Grenzen. Ein aufrichtiger Mensch jedoch ist derjenige, wenn er an Allah erinnert wird, während er zornig ist, und er dieser Erinnerung gehör schenkt und somit innerhalb der von Allah vorgeschriebenen Grenzen bleiben.
Ibn Abbas (Rh.a) berichtet, dass ein Mann um Erlaubnis fragte, Umar (Rh.a) zu sehen, und die Erlaubnis wurde ihm erteilt. Der Mann sagte: „O Sohn von al-Khattab, bei Allah, du gibst uns nicht viel und du richtest nicht gerecht zwischen uns.“ Umar (Rh.a) wurde so zornig, dass er im Begriff war, den Mann zu schlagen. Doch Al-Hirr ibn Qays, der sich bei Umar befand, sagte: „O Amir al-Mu’minin, Allah sagte zu Seinem Propheten (صلى الله عليه و سلم):
خُذِ الْعَفْوَ وَأْمُرْ بِالْعُرْفِ وَأَعْرِضْ عَنِ الْجَاهِلِينَ ﴿١٩٩﴾
„Nimm den Überschuss, gebiete das allgemein Gute und wende dich von den Toren (Jahilin) ab!“ (Der edle Koran 7:199) und dieser Mann ist einer der Toren.“ Bei Allah verfolgte die Angelegenheit nicht weiter, als ihm dies rezitiert wurde. Er hielt sich an die Worte Allahs, Subhanahu wa Ta’ala.[18]
So sollte das Verhalten eines Muslims sein und nicht wie der abscheuliche Heuchler.
10 - Die schlechten Folgen des Zorns voraussehen. Die schlechten Folgen des Zorns sind sehr viele, die sowohl einem Selbst als auch anderen schaden. Einige Menschen werden zu grausamen Kreaturen während ihrer Zorn Phase; sie schwören, beleidigen, verletzten Menschen, schlagen ohne Kontrolle um sich bis hin zur Tötung, Mord. Folgendes wird Überliefert:
Alqamah ibn Waiil berichtete, dass sein Vater ihm erzählte: „Ich saß beim Propheten (صلى الله عليه و سلم), als ein Mann vorbei kam und einen anderen an einem gedrehten Seil führte. Er sagte: „O Gesandter Allahs, dieser Mann hat meinen Bruder getötet.“ Der Gesandte Allahs fragte: „Hast du ihn getötet?“ Er sagte: „Ja, ich tötete ihn.“ Er fragte: „Wie hast du ihn getötet?“ Er antwortete: „Er und ich schlugen Bäume, damit das Laub herunter fällt (wurde als Tierfutter benutzt). Er fluchte auf mich, so dass ich zornig wurde und ihm mit einer Axt an die Seite seines Kopfes schlug und ihn tötete (…)“[19]
Selbst wenn Zorn nicht so weit geht wie hier, kann es dennoch zur gebrochenen Knochen und Verletzungen kommen. Eines der schlimmsten Dinge, die aus Zorn resultieren und soziale Missstände und Familienbrüche verursachen, ist die Scheidung (Talaq). Fragt jene, die ihre Frauen geschieden haben, wie und wann es passierte und sie werden euch antworten: „Es war in einem Moment des Zorns.“ Das Ergebnis hierbei; Leben zerbrochen, Kinder verloren, Gefühle des Bedauerns und des Versagens. Das Leben wird bitter – und das nur aufgrund von Zorn.
Hätten sie sich doch nur an Allah erinnert und wären vernünftig geworden, indem sie ihren Zorn gezügelt und Zuflucht bei Allah vor dem Schaitan gesucht hätten - dann wäre das, was passierte, nicht passiert. Das Handeln entgegen die Scharia endet immer im Verlust.
Zudem ist der physikalische Schaden, der vom Zorn resultiert, sehr ernst zu nehmen. Ärzte beschreiben diese wie beispielsweise Thrombose, hoher Blutdruck, schlimme Herzanfälle, Diabetes usw.
11 - Sich selbst hinterfragen. Wäre es dem Zornigen gestattet während seiner Zorn Phase, sich selbst im Spiegel zu sehen, würde er sich selbst verachten und sehen, wie er aussieht, wenn seine Farben sich verändern, sein Gesicht rötet, die Adern seines Nackens vorstehen, unkontrolliert handelt und schließlich wie ein Verrückter benimmt. Er wäre durch seine eigene Erscheinung abgeschreckt, doch es ist wohl bekannt, dass die Widerwärtigkeit, die in einem Menschen existiert, noch schlimmer ist als alles, was äußerlich erscheinen mag. Wie glücklich muss der Schaytan sein, wenn sich jemand in diesem Zustand befindet! Wir suchen Zuflucht bei Allah vor dem Schaytan und vor dem Versagen.
12 - Dua machen. Dies ist die ständige Waffe des Gläubigen. Ein Gläubiger sollte Allah, den Schöpfer bitten, ihn von Übel, Problemen und schlechten Eigenschaften zu befreien. Er sollte Zuflucht bei Allah suchen vor dem Kufr und Fehlverhalten, welches durch Zorn verursacht wird. Denn eine der drei Eigenschaften die den Menschen vor dem Höllenfeuer rettet, ist gerecht und fair zu sein, sowohl in Zeiten der Zufriedenheit als auch in Zeiten des Zorns.[20]
Der Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم) machte wie folgt Dua:
„O Allah, bei Deinem Wissen über das Verborgene und Deiner Macht über die ganze Schöpfung, erhalte mich solange am Leben, wie Du weißt, dass das Leben gut für mich ist, und bringe mir meinen Tod, wenn Du weißt, dass der Tod gut für mich ist.
O Allah, Ich bitte Dich, lass mich Dich fürchten, sowohl im Geheimen als auch im Offenen.
Ich bitte Dich, mich in Zeiten der Zufriedenheit und in Zeiten des Zorns aufrichtig sprechen zu lassen.
Ich bitte Dich, lass mich bei Besitz und Wohlstand bescheiden sein.
Ich bitte Dich um Segen, der nie endet, Zufriedenheit, die nie aufhört und um Annahme Deines Urteils.
Ich bitte Dich um ein gutes Leben nach dem Tod, und ich bitte Dich um die Freude, in Dein Gesicht zu sehen und die Sehnsucht, Dich zu treffen ohne schädliches Missgeschick oder irreführenden Versuchungen (Fitnah).
O Allah, schmücke uns mit der Schönheit des Glaubens, leite uns, und lass uns ein Mittel zur Führung anderer sein.“[21]
Gepriesen ist Allah, der Herrn der Welten.
[1] „A’udhu billahi min asch-Schaitan“
[2] Buchari: Al-Fath, 6/377
[3] A’udhu billah
[4] Sahih al-Jami’ al-Saghir, Nr. 695
[5] Imam Ahmad, al-Musnad 1/239, Sahih al-Jami’, 693, 4027
[6] Imam Ahmad, al-Musnad 5/152, Sahih al-Jami’, Nr. 694
[7] Fayd al-Qadir al-Mannawi, 1/408
[8] Sunan Abi Dawud wa ma’ahu ma’alim al-Sunan, 5/141
[9] Al-Bazzar
[10] Buchari, Fath al-Bari, 10/465
[11] Musnad Ahmad, 5/373
[12] Sahih al-Jami’, 7374. Ibn Hajar schrieb es Al-Tabarani zu. Siehe Al-Fath, 4/465
[13] Al-Tabarani, 12/453; Sahih al-Jami’, 176