03-08-2017
Das Fasten im Ramadan wurde während des 2. Jahres nach der Hidschra bestimmt. Warum nicht früher? In Mekka waren die wirtschaftlichen Bedingungen der Muslime schlecht. Sie wurden verfolgt. Die Tage gingen oft vorüber, ohne dass sie etwas zu essen hatten. Es ist leicht auf das Essen zu verzichten, wenn man keines hat. Das Fasten wäre unter solchen Bedingungen einfacher.
Also warum (wurde es) dann (noch nicht) verpflichtend?
Die Antwort könnte sein, dass es nicht nur um das Verzichten von Mahlzeiten geht. Während das Fasten ein integraler und vorrangiger Teil ist, bietet der Ramadan (auch) ein umfangreiches Programm für unsere spirituelle "Überarbeitung".
Dieses gesamte Programm erfordert Frieden und Sicherheit, was in Medina gegeben war.
Ja, der Ramadan ist der wichtigste Monat des Jahres. Es ist der Monat, den die Gläubigen mit Ungeduld erwarten. Zu Beginn des Monats Radschab - 2 ganze Monate vor Ramadan - bat der Prophet Muhammad (s.a.w.) üblicherweise (darum):
"Oh Allah! Segne uns während des Radschab und Scha'ban und lass uns Ramadan (in guter Gesundheit) erreichen."
Während des Ramadan sind die Gläubigen damit beschäftigt, die Barmherzigkeit, die Vergebung und den Schutz vor dem Höllenfeuer zu erlangen. Dies ist der Monat, um unser Engagement zu erneuern und unsere Beziehung mit unserem Schöpfer wieder aufzubauen. Es ist der Frühling für das Gute und die Tugend, wenn die Rechtschaffenheit in den muslimischen Gemeinden erblüht. "Wenn wir alle Segnungen der anderen elf Monate zusammennehmen würden, dann würden sie nicht die Segnungen des Ramadan erreichen", sagte der große Gelehrte und Reformer Shaikh Ahmad Farooqi (Mujaddad Ali Thanvi). Er (der Ramadan) bietet jedem Muslim die Gelegenheit seinen Iman zu stärken, sein Herz und seine Seele zu reinigen und er beseitigt die schlechten Auswirkungen, der von ihm begangenen Sünden.
Ebenso wie diese Möglichkeit, gibt es (jedoch) auch das Risiko eines schrecklichen Verlusts. Wenn wir irgendeinen anderen Monat unachtsam verstreichen lassen, verlieren wir einen Monat. Wenn wir dasselbe während des Ramadan tun, haben wir alles verloren. Die Person, die einen Tag des Fastens ohne legitimen Grund verpasst, kann dies nicht mehr nachholen, selbst wenn sie jeden Tag des restlichen Lebens fastet. Und eine der drei Personen, welche der Prophet (s.a.w.) verflucht ist ein unglückseliger Muslim, der in guter Gesundheit im Ramadan ist, aber nicht die Möglichkeit nutzt, Allahs Barmherzigkeit zu suchen. Einer, der nicht fastet gehört offenkundig zu dieser Kategorie, aber auch eine Person, die fastet und betet ohne den Versuch zu unternehmen, sich von Sünden fernzuhalten oder (versucht) das Herz zu reinigen durch die zahlreichen Möglichkeiten, die im Ramadan bestehen.
Der Prophet (s.a.w.) hat uns gewarnt: "Es sind diejeingen, die durch ihr Fasten nur Hunger und Durst bekommen. Es sind diejenigen, die nichts von ihren Gebeten der Nacht erhalten, außer einen Mangel an Schlaf".
Diejenigen, die das verstanden haben, für die war der Ramadan in der Tat ein besonderer Monat. Zusätzlich zum Fasten, den Pflichtgebeten und dem Tarawih Gebet, verbrachten sie den ganzen Monat in gottesdienstlichen Handlungen wie freiwilligen Gebeten, Tilawah (Rezitieren des Qur'an), dhikr usw. Dies war die Tradition der frommen Menschen dieser Ummah die Jahrhunderte hindurch, Abu Hasan Ali Nadvi bemerkte: "Ich habe mit eigenen Augen solche Ulema und Mashaikh gesehen, die regelmäßig den Qur'an an einem einzigen Tag während des Ramadan lasen. Sie verbrachten fast die ganze Nacht im Gebet. Sie aßen so wenig, dass man sich fragte, wie sie das aushalten konnten. Diese großartigen Menschen würdigten jeden Tag des Ramadan und würden ihn nicht für andere Dinge vergeuden. Wenn man sie beobachtet, dann veranlasst dies, einen an die erstaunlichen Dinge der Ibadah und die Hingabe unserer Vorgänger zu glauben, die durch die Geschichte aufgezeichnet wurden".
Die Betonung dieser Art der gottesdienstlichen Handlungen mag für einige seltsam und sogar unangebracht erscheinen.
Es erfordert eine Erklärung. Wir wissen, dass der Begriff Ibadah (gottesdienstliche Handlungen und Gehorsam) sich nicht nur auf die formalen Handlungen bezieht, wie Salah, Tilawa und Dhikr, sondern dass er auch weltliche Handlungen umfasst, wenn sie mit der Befolgung der Scharia einhergehen und mit der Absicht Allah zu erfreuen. Demnach übt ein Gläubiger Ibadah aus, wenn er ein Einkommen erwirbt, das halal ist, um seiner Verantwortung als "Ernährer" der Familie nachzukommen. Jedoch muss man zwischen den beiden (Arten des Ibadah ) eine Unterscheidung machen. Die erste Kategorie besteht aus direkter Ibadah, Handlungen, die zum eigenen Wohl benötigt werden. Die zweite Kategorie besteht aus indirekter Ibadah, weltlichen Taten, die durch die aufrichtigen Absichten und das Befolgen der Scharia zur Ibadah werden. Obgleich die zweite Kategorie wichtig ist, da es als Konzept des Ibadah das ganze Leben umfasst, gibt es auch eine Gefahr, durch die das Wesen dieser Handlungen andere Motive verschleiern können. - Ist mein Handeln wirklich Ibadah oder bin ich in einer Tretmühle? - Hier kommt uns die direkte Ibadah zur Hilfe. Dadurch können wir unsere Motive reinigen und unsere Beziehung mit Allah wiederherstellen.
Der Islam befürwortet kein Mönchtum. Er fordert uns nicht auf, uns ständig von dieser Welt zu isolieren, da unsere Aufgabe darin besteht, nach den Befehlen unseres Schöpfers zu leben. Aber er (der Islam) fordert uns dazu auf, zeitliche Pausen zu machen.
Die Pflichtgebete sind ein Beispiel. Für wenige Minuten während der zahlreichen Stunden des Tages, lassen wir die Angelegenheiten dieser Welt hinter uns und treten vor Allah, um uns selbst daran zu erinnern, dass wir nur für Ihn Ibadah machen und Ihm unbeugsam gehorchen. Der Ramadan bringt dies auf eine andere Ebene, indem er einen ganzen Monat lang für Schulung sorgt. Dieser Geist wird im Itikaf festgehalten, einer einmaligen Ibadah, die mit dem Ramadan verbunden ist und in welcher eine Person all seine normalen Tätigkeiten aufgibt und die Moschee für einen bestimmten Zeitraum aufsucht. Es liegt ein großer Verdienst darin und jede muslimische Gemeinschaft wird ermutigt, zumindest eine Person zu versorgen, die Itikaf in den letzten 10 Tagen des Ramadan macht. Aber selbst diejenigen, die nicht 10 Tage aufbringen können, werden ermutigt, soviel Zeit wie möglich in der Moschee zu verbringen.
Durch direkte Ibadah laden wir unsere Batterien auf, die indirekte (Form) erlaubt uns die Kraft zu benutzen, um durchs Leben zu streifen. Der Ramadan ist der Monat um unsere spirituelle Stärke wieder aufzubauen. Wie viel Nutzen wir daraus ziehen liegt an uns.
(Aus dem Englischen übersetzt von Abu Bakr).
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