DIE ENTSTEHUNG DER GÖTZENBILDER

02-08-2017

DIE ENTSTEHUNG DER GÖTZENBILDER UND DER GRUND FÜR IHRE WIRKUNG AUF DEN ALLTAG

Ibn-i Abbas (möge Allah an ihm Gefallen finden) sagt über die Verse:
„Was haltet ihr nun von Al-Lât und Al- Uzza und Manah, der dritten der anderen,(die ihr anstatt Allah anzubeten pflegt)? (sagt uns, ob diese etwas im Geringsten Macht zu etwas hätten).“ (Der edle Koran 53:19-20)

folgende Erklärung: „Lât war ein Mann, der den Pilgern für die Kaaba die Speise, die als „sawik“ bezeichnet wurde, mit Öl mischend, vorbereitete.“ (Buchari, Kommentar, Nejm 2)

Erklärung: Diese Überlieferung übermittelt uns Kenntnisse über das eine der einigen Götzenbilder, die im Vers erwähnt werden, und zwar über das Götzenbild Lât. Über die Herkunft des Götzenbildes Lât überbrachten uns die Quellen ganz verschiedene Erklärungen. In der Überlieferung wiederspiegelt die Erklärung, die durch Ibn-i Abbas gemacht wurde, die eine der bereits erwähnten Erklärungen: Demnach ist der Nomen „Lât“ ein Tätigkeitssubstantiv, das vom Verbalstamm „لَتَّ“ abgeleitet wurde, der die Bedeutung hat, zu zerstoßen und zu zerquetschen und zu wälzen und zu mischen. Der Überlieferung zufolge bereitete ein Mann einst für die Pilger eine Speise zu, indem er das Öl mit „sawik“ miteinander mischte. Erst später wurde zu seinem Gedenken ein Götzenbild angefertigt, das als ein Abgott verehrt und als „Lât“ bezeichnet wurde, und zwar in Bedeutung von einem Mann, der „Kawud“ mischt.

(Sawik: Eine Art Speise, die zubereitet wird, indem die gerösteten Getreidekörner oder getrockneten Obstsorten gemahlen werden. Beduinen pflegten, diese Speise in ihren Säcken als Proviant auf die Reise mitzunehmen.)

Eine andere Erklärung, die von Taberi stammt, lehrt uns, dass das Wort „Al-Lât“ vom Wort „Allah“ abgeleitet worden sei. Da die Araber den Göttern die Eigenschaft der Weiblichkeit zuzuschreiben pflegten, wurde das Wort „Allah“ mit der Weiblichkeitsendung „ta“(Ta-i Te’nis) ergänzt wie dem männlichen Geschlecht der Name „Amr“ und dem weiblichen Geschlecht „Amre“ gegeben wurde. Ebenfalls verhält es sich bei den Namen „Abbas – männlich“ und „Abbase – Feminin“. Die Götzendiener bezeichneten ihre Götter durch die Namen Allahs, des Erhabenen, so dass sie vom Wort „Allah“ die Bezeichnung „Al-Lât“  und von dem Namen „Al-Aziz“ die Bezeichnung „Al-Uzza“ abgeleitet haben. (Kutubu Sitte, Vol.4, S. 281-282) 

Ibn-i Abbas (möge Allah an ihm Gefallen finden) erklärt:
„Die Götzenbilder, die im Volk des Propheten Noahs (Friede Allahs auf ihm) existierten, wurden später durch die Araber übernommen. Nämlich; Das Götzenbild, das als „Wedd“ bezeichnet wurde, befand sich in Dawmetu’l Jendel und gehörte zum Stamme Kelb. Das Götzenbild „Suwâ“ gehörte dem Stamme Huzayl und das Götzenbild „Yeghus“ zum Stamme Murât, jedoch später gehörte es zum Stamme Benu Gutayf, also befand sich im Gebiet Curf Nâm, das in der Nähe von Saba lag. Das Götzenbild Yeuk gehörte zu Hamedân und Nasr gehörte zu Himyar in Al-i Zi’l Kelâ. Diese Bezeichnungen der Götzenbilder wurden in der Tat von den Namen der gottesfürchtigen, frommen und rechtschaffenen Leute übernommen, die  unter dem Volk des Propheten Noahs lebten. Als diese rechtschaffenen Leute verstarben, so flüsterte der Teufel ihren Stämmen folgendes ein: „Stellt an den Stellen, wo eure rechtschaffenen Leute wohnten, Denkmäler (Standbilder) zu ihrem Gedenken auf und bezeichnet sie durch die Namen dieser Leute!“ Das Volk, das dieser Einflüsterung Folge leistete, brachte zum Vollzug, was ihnen gesagt wurde. Anfangs war es nicht üblich, die Götzenbilder anzubeten. Doch mit der Zeit, durch die Berührung der Standbilder, dann durch das Aufrechtstehen in ehrerbietiger Haltung vor ihnen, wurde die Anbetung verwirklicht. Aber sobald sie vernichtet wurden und die Kenntnisse über sie in Vergessenheit gerieten, fingen sie an, vor ihnen in ehrerbietiger Haltung strammzustehen und sich zu verbeugen, um ihnen ihre Achtung, Zuneigung und Treue zur Schau zu stellen. Alsdann begannen sie, ihre alltäglichen Angelegenheiten, Wünsche und Forderungen in ihren Namen auszuführen.“ (Buchari, Kommentar, Noah 1)

Erklärung:
Diese Überlieferung übermittelt uns eine Erklärung über die im 23. Vers der Sure Noah erwähnten Götzenbilder, wie folgt:
„Und sie sagen (zueinander): „Lasst eure Götter nicht im Stich. Und verlasst weder Wadd noch Suwa noch Yagus und Ya’uq und Nasr.“ (Der edle Koran 71:23)

Dieser Vers vermittelt uns nur die fünf Namen der Götzenbilder, die durch das Volk Noahs angebetet wurden. In der oben verzeichneten Überlieferung von Buchari wird gesagt, dass diese fünf Götzenbilder nach der Vernichtung des Volkes Noahs durch die Sintflut zu den Arabern übergingen, welche dann von den verschiedenen Stämmen zu Götzenbilder und Idolen gemacht wurden. Diese Erklärung stammt von Ibn-i Abbas. Sowohl in Kommentaren als auch in Erläuterungsbüchern befinden sich über die Vorgeschichte dieser Götzenbilder detaillierte und ganz unterschiedliche Überlieferungen. In den Überlieferungen kommt zum Vorschein, dass unter diesen fünf Götzenbildern Wadd und Suwa überlegener als die übrigen bezeichnet wurden und es wurde sogar übermittelt, dass das Götzenbild Wadd das erste der Götzenbilder gewesen sei, die in absoluter Ergebenheit angebetet wurden. Ibn-u Hajer verwirft die Behauptungen, dass diese Götzenbilder von den Feueranbetern (Zarathustra- Anhängern) stammen würden, wobei er zur Begründung bemerkte, dass das Feueranbeten viel später als zur Zeit des Propheten Noahs auf die Weltbühne gekommen sei. Seiner Meinung nach dürften diese Bezeichnungen der Götzenbilder aus Indien übernommen worden sein. Der selige Hamdi Yazir Elmalili verzeichnet in seinem Korankommentar manche der Überlieferungen über diese Götzenbilder wie folgt:

„Nach der Schlussfolgerung des Ibn-i Abi Hatim von Urwa Ibnu Zubayr war Wadd das Größte und das Beste der Götzenbilder. Und alle gehörten zu den Söhnen des Propheten Adam (Friede Allahs auf ihm). Ferner wurde überliefert, dass Wadd das erste Götzenbild gewesen sei, das außer Allah, dem Allmächtigen, als Idol (Gott) anerkannt wurde.

Der Ableitung des Abd Ibnu Humayd von Abu Mutahhar zufolge sagte Abu Jafer Muhammed Ibnu Bakir:        
„Wadd war unter seinem Volk ein beliebter und gläubiger Muslim. Als er starb, wurde im Land Babylon eine Heerschar um seine Grabstätte gebildet und auf diese Weise getrauert. Der Teufel, der sobald ihre Wehklagen zu hören bekam, sagte ihnen in Gestalt eines Menschen: „Ich sehe und höre eure Wehklagen und euren Kummer; wäre es daher nicht angebracht, dass ich euch ein Abbild von ihm anfertige, damit ihr es an der Stelle aufstellt, wo ihr euch versammelt, um seiner zu gedenken?“ Darauf erwiderten sie: „Ja, wir bitten dich darum!“

Der Teufel fertigte ein Götzenbild an, das genau wie ein Abbild von ihm aussah und das sie an der Stelle aufstellten, wo sie sich immer zu versammeln pflegten. Alsdann begannen sie, seiner ehrend zu gedenken. Der Teufel, der dies beobachtete, griff sofort ein und sagte: „Wie wäre es, wenn ich für jeden von euch ein Exemplar anfertige, damit ihr auch in euren eigenen Wohnungen seiner ehrend gedenken könnt?“ Darauf gingen sie ohne Zögern ein und er fertigte somit für jeden von ihnen ein Götzenbild an, das sie in ihren Wohnungen aufstellten, um auch hier seiner ehrend zu gedenken. Dann kamen ihre Kinder, die sahen, was die Eltern verrichteten und nach ein paar Generationen wurde vergessen, weswegen man seiner ehrend gedachte. Man begann, das Götzenbild als ein Idol zu betrachten und es in dieser Eigenschaft zu verehren. Mit der Zeit ging das so weit, dass Gebote und Verbote erlassen wurden, die der Legende nach dem entsprachen, was er angeblich gesagt und wie er gelebt haben soll. Deswegen war Wadd das erste Götzenbild, das auf der Erde das erste Mal außer Allah, dem Allmächtigen, als Gott verehrt wurde.“

Ibnu Munzir und ein anderer überlieferten von Abu Osman-i Nahdi:
„Er sagte: „Ich sah Yagus, es war aus Blei und wurde auf ein Kamel ohne Sattel beladen und in Begleitung transportiert und solange nicht entladen bis das Kamel am Ziel der Reise von selbst sich hinhockte. Als das Kamel sich hinsetzte, sagten sie, dass es diese Stelle zu seinem Gefallen ausgesucht hätte, dort machten sie somit ihren Halt und richteten gleich Vorort ein Gebäude auf. Eine Überlieferung, die durch Ibnu Hajer vom Werk „Et-Tarif“ von Suheyli entnommen und verzeichnet wurde, bringt diesen Punkt klarer zum Ausdruck: „Wie überliefert wurde, soll Yagus der Sohn von Schît sein, der ebenfalls der Sohn des Propheten Adam war. Suwa und seine Nachfolger glaubten daran, gesegnet zu werden, wenn sie ihrer Bittgebete würdig wären. Als einer von ihnen starb, fertigten sie ein Götzenbild als Abbildung des Verstorbenen an. Eine ganze Weile verehrten sie diese Götzenbilder durch Berührung und Streicheln. Erst dann begannen sie durch Suggestion des Teufels sie allmählich anzubeten. Erst später in der Zeit der Unwissenheit wurde die Anbetung an sie unter den Arabern zu einer Gewohnheit.“ (Kutubu Sitte, Vol. 4, S. 341-342) 
 
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