DIE TRAUMDEUTUNG

24-02-2022

Die Traumdeutung

Ibn Qutaybah äußert sich folgendermaßen über die Traumdeutung: „Es gibt nichts, in dem sich Menschen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen befassen, das dunkler, empfindlicher, erhabener, edler, schwieriger und problematischer ist als Träume; denn sie sind eine Art der Offenbarung und eine Art des Prophetentums.“

Viele islamische Gelehrte vertreten ebenfalls diese Meinung; Träume sollten nur von jenen interpretiert und gedeutet werden, die auch dazu befugt sind. Die Traumdeutung ist nämlich eine Wissenschaft, welches erst einmal erlernt werden müsste, nicht jedermann kann Träume deuten. Symbole in Träume können beispielsweise ganz unterschiedliche Dinge für den jeweiligen bedeuten, zum Teil können sie auch zur Stolpersteine bei der korrekten Auslegung werden. Träume können von Personen gesehen werden, die aber für andere Personen stehen, uvm. Folglich genügt es einer Person, zu erkennen, dass ein Traum gut, schlecht oder ohne jegliche Konsequenzen sein kann, mit folgender ungefähren Bedeutung:

 

1 - Einige Träume werden als wahr, gut oder von Allah beschrieben.

- wahr = sie werden wahr. 

- gut = sie bringen gute Neuigkeiten oder die Aufmerksamkeit wird auf einige Fehler gelenkt, derer man sich nicht bewusst ist. 

- von Allah = sie werden durch Allahs Gnade und Barmherzigkeit geschehen oder es ist eine Warnung, frohe Botschaft oder eine Rechtleitung von Ihm. 

Der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) sagte: „Wenn einer von euch einen Traum hat, den er mag, dann ist er von Allah. Er sollte Allah danken und ihn anderen erzählen.“[1]

 

2 - Schlechte Träume rufen Trauer, Kummer, Enttäuschung, etc. bei dem Träumer hervor, welche von Schaytan sind. 

- Trauer hervorrufen = sie verursachen Kummer und machen den jeweiligen traurig.

- von Schaytan = sie werden von ihm eingeflüstert, um Angst zu verursachen oder weil er mit dem Schlafenden spielt.

Schaytan ist fleißig bemüht, alles einzusetzen, um Kummer zu verursachen, dabei ist unwichtig, ob die Person wach ist oder schläft; er ist in der Tat ein Feind der Menschheit. Allah sagt im edlen Koran:

إِنَّمَا النَّجْوَىٰ مِنَ الشَّيْطَانِ لِيَحْزُنَ الَّذِينَ آمَنُوا وَلَيْسَ بِضَارِّهِمْ شَيْئًا إِلَّا بِإِذْنِ اللَّهِ ۚ وَعَلَى اللَّهِ فَلْيَتَوَكَّلِ الْمُؤْمِنُونَ ﴿١٠﴾‏

„Vertrauliche Gespräche sind nur vom Satan, damit diejenigen traurig seien, die gläubig sind. Aber er kann ihnen keinen Schaden zufügen, außer mit Allahs Erlaubnis. Und auf Allah sollen sich die Gläubigen verlassen.“ (Der edle Koran 58:10)

 

إِنَّ الشَّيْطَانَ لَكُمْ عَدُوٌّ فَاتَّخِذُوهُ عَدُوًّا ۚ

„Gewiss, der Satan ist euch ein Feind; so nehmt ihn euch zum Feind. (…)“ (Der edle Koran 35:6)

Wenn ein schlechter Traum gesehen wird, meistens als Alptraum bezeichnet, welcher Angst, Kummer oder Unwohlsein verursacht, sollte folgendes unternommen werden:

a) Anerkennen, dass dieser Traum von Satan ist, der nur Kummer verursachen will und keine weitere Beachtung schenken.

b) Zuflucht bei Allah suchen vor dem verfluchten Satan und dem Schlechten, Bösen des Traumes und dreimal auf die linke Seite spucken[2]. Die Einzelheiten eines schlechten Traumes sollten nicht weitererzählt werden, außer bei einem aufrichtigen Versuch, einen Rat von einer qualifizierten Person zu erhalten. 

In den meisten Fällen sollten bekümmernde Träume ignoriert und verworfen werden, man sollte sich auf die andere Seite drehen oder Wudu nehmen und zwei Raka beten. Dies sind effektive Maßnahmen, um das Gefühl der Hilflosigkeit und Ängstlichkeit das manchmal mit schlechten Träumen verbunden ist, loszuwerden.

 

3 - Es gibt Träume, die nicht zur diesen beiden Kategorien gehören. Diese Träume werden als „wirre Träume“ bezeichnet, die hervorgerufen werden durch das worüber gesprochen bzw. nachgedacht wurde oder von Ereignissen und Ängste, die im Gedächtnis und im Unterbewusstsein gespeichert sind und während des Schlafs wieder abgespielt werden. Für solche Träume gibt es keine Interpretation.

Eine eindeutige und klare Regel bezüglich der Träume ist, dass es absolut untersagt ist über einen Traum zu lügen, weil sie eine sehr ernste Angelegenheit widergeben. Der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) warnt: „Die schlimmste Lüge ist, dass eine Person behauptet, einen Traum gesehen zu haben, den er aber nicht gesehen hat.“[3]

Lügen ist allgemein im Islam untersagt und verabscheut[4], Ehrlichkeit hingegen wird hochgeschätzt. So erklärt der Prophet (صلى الله عليه و سلم): „Diejenigen von euch mit den wahrsten Träumen werden diejenigen sein mit der wahrhaftigsten Rede.“[5]

 

Selbstverständlich haben auch Propheten geträumt, jedoch waren ihre Träume Offenbarungen. Die Träume der Menschen, die keine Propheten sind, müssen im Lichte der Offenbarung betrachtet und gedeutet werden, d.h. Koran und die authentische Überlieferungen des Propheten Muhammed (صلى الله عليه و سلم).

Ist es möglich von Propheten zu träumen und vor allem vom Propheten Muhammed (صلى الله عليه و سلم) ?

Wenn der Prophet Muhammed (صلى الله عليه و سلم) in einem Traum gesehen wird und sein Erscheinungsbild entspricht der authentischen Überlieferung, dann kann man davon ausgehen, dass dies ein wahrer Traum ist mit guten Nachrichten. Der Gesandte Allahs (صلى الله عليه و سلم) sagt diesbezüglich: „Wer mich (in einem Traum) sieht, der hat tatsächlich die Wahrheit gesehen, denn Satan kann nicht in meiner Gestalt erscheinen.“[6]

Zwar haben Träume einige Bedeutungen in der Lebensweise des Islam, doch muss man vorsichtig sein und differenzieren und sich nicht zu sehr auf sie verlassen oder gar glauben, sie steckten voller verborgener Botschaften und Symbole. Die große Mehrheit der Träume ist das Produkt eines aktiven, gesunden Verstandes. 

Ibn Sirin, der bekannteste islamische Traumdeuter, beantwortete die Fragen der Menschen bezüglich der Traumdeutung mit folgenden Worten: „Fürchtet Allah und tut Gutes, wenn ihr wach seid. Was auch immer ihr beim Schlafen sehen werdet, wird euch nicht schaden.“


[1] Sahih Buchari

[2] Das „Spucken“ auf das hier hingewiesen wird, ist ein sanftes, trockenes Spucken ohne Speichel, wie es in einer in einer Überlieferung in Sahih Muslim berichtet wird

[3] Sahih Buchari

[4] Außer in besonderen Fälle, die jedoch nicht mit diesem Thema zu tun haben 

[5] Sahih Muslim

[6] Sahih Buchari


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