DÜRFEN NUR DIE GELEHRTEN TAKFIR MACHEN ?

02-06-2021

Dürfen nur die Gelehrten Takfir machen ?

Die Gelehrten des Taghut behaupten, dass die Aufgabe eines Verkünders nur darin besteht, die Menschen zum Islam einzuladen und nicht darin, über
sie zu urteilen. Denn nach ihrer Auffassung ist dies nicht die Aufgabe eines einfachen Muslims, sondern die eines Richters oder Gelehrten. Zudem sollen angeblich weder im Koran noch in der Sunnah Beweise dazu zu finden sein.

 

Diese Meinung hat sich unter den Menschen dermaßen verbreitet, dass es aus ihrer Sicht befremdlich und tadelnswert geworden ist, über jene, die eindeutig Kufr und Schirk begehen, ein Urteil zu fällen. Wer dies dennoch tut, wird so betrachtet, als hätte er etwas getan, das gleichbedeutend mit Kufr ist. Auch hier besteht die Absicht darin, die Menschen davon abzuhalten, gegen die Regenten vorzugehen, die die Scharia Allahs missachten und mit menschengemachten Gesetzen herrschen. Die Menschen sollen ihnen nicht das Urteil Kafir geben, damit sie ihre Herrschaft fortführen können. Wir werden beweisen, wie boshaft und irrig diese Annahme ist und wie sehr sie dem Qur’an und der Sunnah widerspricht.

Antwort:

Alle Gesandten wurden als Richter und gleichzeitig als Verkünder entsandt. Sie urteilten über ihr Volk, indem sie sie als Kuffar und ihre Taten als Kufr bezeichneten. Daraufhin riefen sie sie zur wahren Religion auf. Wer in ihre Religion eintrat und ihren Glauben annahm, wurde von ihnen als Muslim bezeichnet und dementsprechend behandelt. Wer ihren Glauben verließ, wurde als Murtad bezeichnet und auch dementsprechend behandelt. Hierzu gibt es sehr viele Beweise:

1) Als der Gesandte Allahs (saws) sein Volk zum Islam einlud und die meisten von ihnen der Einladung nicht nachkamen, bezeichnete er sie als Kuffar.

Allah (swt) sagt:

»Sag (zu denen, die von dir verlangen, dass du ein Jahr ihren Göttern dienst): ›O ihr, die ihr (die Einzigkeit Allahs und meine Gesandtschaft) leugnet! Ich diene nicht dem, dem ihr dient, und ihr dient nicht Dem, Dem ich diene. Ich werde niemals dem dienen, dem ihr dient, und ihr werdet nicht Dem dienen, Dem ich diene. Ihr habt eure Religion (des Schirk), und ich habe meine Religion (des Islam).‹«[1]

2) Auch gab der Gesandte Allahs (saws) denjenigen, die über Allah, Seine Zeichen und Seinen Gesandten scherzten, trotz ihrer vorgebrachten Entschuldigungen, das Urteil Kufr.

Allah (swt) sagt:

»(O Muhammad!) Wenn du sie fragst (ob sie über dich und den Qur’an gespottet haben oder nicht), werden sie gewiss als Entschuldigung folgendes sagen: ›Bei Allah, wir haben uns nur amüsiert und gespielt (nicht um zu spotten, sondern nur, um uns von den Strapazen der langen Reise zu erholen).‹ Sag: ›Habt ihr etwa über Allah (Sein Wesen, Seine Eigenschaften, Seine Taten oder Seine Urteile), über Seine Qur’an-Verse (oder über aus dem Qur’an und der Sunnah abgeleitete islamische Urteile) und Seinen Gesandten (über seine Person, seinen Charakter, seine Gesandtschaft oder seine Taten) gespottet?‹ Versucht nicht, euch zu entschuldigen. Gewiss, ihr habt nach eurem (augenscheinlichen) Iman euren Kufr offengelegt. Auch wenn Wir einem Teil von euch (der aufrichtig bereut hat, im Jenseits) vergeben, werden Wir einen anderen Teil von euch bestrafen, denn sie sind Mudschrimin (die ihre Schuld nicht aufrichtig bereuen und ihre Heuchelei und ihren Spott weiterhin im Geheimen fortführen)[2]

3) Ibrahim (as) bezeichnete sein Volk und seinen Vater, die den Götzen dienten, als fehlgeleitet und ungläubig.

Allah (swt) sagt:

»(O Muhammad!) Erinnere dich daran, wie Ibrahim zu seinem Vater Azar folgendes sagte: ›Nimmst du etwa die Götzen zu Göttern, indem du sie anbetest? Gewiss, ich sehe dich und dein Volk in offenkundigem Irrtum (weil ihr dies tut, denn nur Allah gebührt es, angebetet zu werden).‹«[3]

4) Nuh (as) bezeichnete sein Volk als unwissend und fehlgeleitet, weil sie die Muslime geringschätzten und vertrieben.

Allah (swt) sagt:

»Gewiss sandten Wir auch Nuh als Gesandten zu seinem Volk. Nuh sagte zu ihnen: ›O Mein Volk! Zweifellos bin ich ein Gesandter, zu euch gesandt, um euch vor der Strafe Allahs zu warnen und euch die Befehle und Verbote Allahs zu erläutern. Dient niemandem außer Allah. Falls ihr dies nicht tut (den Schirk nicht unterlasst), so fürchte ich für euch eine sehr schmerzhafte Strafe im Jenseits.‹ Die Führenden unter den Leugnern aus dem Volk Nuhs sagten: ›Wir sehen, dass du nur ein Mensch bist wie wir. Zudem sehen wir, dass jene, die dir glauben und dir folgen, die niedrigsten unter uns sind, die zum gemeinen Volk gehören und deren Ansichten keine Beachtung finden. Außerdem sehen wir nicht, dass ihr uns überlegen seid (nur weil ihr unsere Götter verlasst und einzig Allah dient). O Nuh! Wisse, wir glauben, dass du (bezüglich deiner Behauptung, ein Gesandter zu sein) ein Lügner bist.‹ Nuh sagte zu den Führenden seines Volks: ›O mein Volk! Sagt mir, wenn ich mich (bezüglich der alleinigen Anbetung Allahs und der Abkehr von allen Arten des Schirk)auf einen eindeutigen Beweis von meinem Herrn stütze (den auch ihr akzeptieren müsstet) und wenn mein Herr mir von Sich eine Gnade erwiesen hat (indem Er mich zum Gesandten erwählte), dies euch jedoch geheim geblieben ist (weil ihr aufgrund eurer Unwissenheit und eurem sturen Beharren auf eurem Kufr die eindeutige Wahrheit nicht seht), was können wir dann noch für euch tun?! Sollen wir etwa den Iman in eure Herzen legen und euch den Islam aufzwingen, obwohl ihr den Iman hasst?! (Dies ist nicht möglich, denn nur Allah führt zum Iman).‹ Und Nuh sagte zu seinem Volk: ›O mein Volk! Ich verlange von euch keine Gegenleistung dafür, dass ich euch zum Tauhid und zur Anbetung Allahs einlade (sodass ihr denkt, ich täte dies für etwas Weltliches). Wisset, ich erwarte die Belohnung für meine Tat nur von Allah. Und ich werde nicht jene, die in wahrer Bedeutung den Iman annehmen, auch nur für einen Moment von mir vertreiben (wie niedrig ihr Ansehen in eurer Gesellschaft auch sein mag). Gewiss, auch sie werden (im Jenseits) zu ihrem Herrn gelangen (und Allah wird sie nicht nach ihrer Stellung in eurer Gesellschaft befragen, sondern nach ihren Taten). Doch (weil ihr von mir verlangt, dass ich sie aus meiner Gesellschaft vertreiben soll) sehe ich euch als ein sehr unwissendes Volk (das die Rechte Allahs nicht kennt und nicht weiß, wie man Ihm dienen muss).‹«[4]

5) Yusuf (as) bezeichnete sein Volk als Leugner.

Allah (swt) sagt:

»Gewiss habe ich nichts zu schaffen mit der Religion eines Volkes, das nicht den Iman an Allah annimmt und das Jenseits leugnet.«[5]

6) Die Ashabu’l Kahf bezeichneten ihr Volk als Götzendiener und Ungläubige und kehrten sich schließlich von ihnen ab.

Allah (swt) sagt:

»Diese Jugendlichen sagten zueinander: ›Dieses unser Volk hat sich außer Allah Götter genommen, die sie anbeten. Doch sie haben diesbezüglich keinen einzigen offenkundigen Beweis. Wer ist ungerechter als jener, der Allah verleumdet, indem er Ihm et-was zuschreibt, das Er nicht gesagt hat (Er besäße Partner, die außer Ihm angebetet werden dürfen)?‹«[6]

Wer das Leben des Propheten (saws) studiert, wird zu dieser Angelegenheit eindeutige Beweise finden:

1) Damit Abu Lahab den Schutz des Propheten (saws) aufgab, den er nach dem Tod von Abu Talib auf sich nahm, verlangte man von ihm, den Propheten (saws) über den Zustand von Abdulmuttalib zu befragen. Der Gesandte Allahs (saws) gab als Antwort, dass sein Großvater Abdulmuttalib ein Kafir ist und ewig in der Hölle bleiben wird.

2) Der Gesandte Allahs (saws) erklärte einen Mann, der die Frau seines eigenen Vaters heiratete, zum Kafir und Murtad.

Von Bara (ra) wurde überliefert:

»Mein Onkel Abu Buraydah ging an mir mit einer Kriegsfahne vorbei. Ich fragte ihn:

›Wohin gehst du?‹

Er sagte:

›Der Gesandte Allahs (saws) befahl mir einen Mann, der die Frau seines Vaters geheiratet hat, zu töten und sein Eigentum als Kriegsbeute zu nehmen.‹«[7]

Die Person in dieser Überlieferung wurde zu einem Kafir, weil sie das Verbot Allahs durch eine Handlung, nämlich die Heirat, für erlaubt erklärte.

3) Der Gesandte Allahs (saws) hielt seine Gefährten nicht davon ab, übereinander Urteile zu fällen, sondern lehrte sie das richtige Urteil, wenn sie sich gegenseitig als Kafir oder Munafiq bezeichneten.

Zuhri berichtet, dass Muhammad Ibn Rabi’ zu ihm sagte:

»Ich hörte von Itban Ibn Malik:

Ein Mann kam zum Gesandten Allahs (saws) und fragte:

›Wo ist Malik Ibn Lad Khaschaba?‹ Einer von uns sagte:

›Er ist ein Heuchler, denn er liebt Allah und seinen Gesandten nicht.‹

Der Gesandte Allahs (saws) sprach:

›Sagt er La ilaha illallah, wobei er das Wohlgefallen Allahs erhofft?‹

Der Mann sagte: ›Ja.‹

Der Gesandte Allahs (saws) sagte:

›Kein Diener stirbt im Glauben an diese Aussage (La ilaha illallah), ohne dass Allah ihm das Feuer verwehrt.‹«[8]

4) Als Umar Ibn al-Khattab (ra) Hatib Ibn Abi Balta‘ah als Heuchler bezeichnete, tadelte der Prophet (saws) sein Verhalten und sein Urteilen nicht, berichtigte jedoch sein falsches Urteil.

Umar (ra) sagte:

»O Gesandter Allahs, er hat Allah, Seinen Gesandten und die Muslime hintergangen, so erlaube mir, ihn zu enthaupten.«[9]

Zudem hat Allah (swt) den Muslimen viele Dinge als Pflicht auferlegt:

1) Allah (swt) befahl die Freundschaft gegenüber den Muslimen und die Feindschaft gegenüber den Kuffar. Dies lässt sich nur verwirklichen, wenn man die Muslime von den Kuffar unterscheidet, den Kufr und seine Grenzen sowie den Kafir und seine Eigenschaften kennt.

2) Allah (swt) befahl den Muslimen, nur untereinander zu heiraten und verbot ihnen die Heirat mit Kuffar (mit Ausnahme der Frauen von den Juden und Christen). Auch dies ist nur dann möglich, wenn man Muslime von Kuffar unterscheidet.

3) Allah (swt) erklärte den Muslimen das Geschlachtete von den Muschrikun (ausgenommen der Juden und Christen) für verboten. Auch das Geschlachtete der Abtrünnigen ist verboten. Deshalb muss man wissen, ob jemand ein Muslim, ein Kafir, ein Muschrik, ein Murtad oder einer der Ahlu’l Kitab ist.

4) Allah (swt) befahl uns, die Kuffar zu bekämpfen und sie streng zu behandeln. Auch hierfür müssen wir Muslime von Kuffar unterscheiden können.

Takfir ist ein Schar’i-Urteil. Es muss, wie alle anderen Urteile den Beweisen aus Koran und Sunna entsprechen. Bei Taten, bezüglich derer man eindeutig aus Koran und Sunna weiß, dass sie Kufr sind und dass derjenige, der sie begeht, ein Kafir ist, muss man unbedingt Takfir auf letzteren machen. Beispiele für solche Taten sind die Anbetung anderer außer Allah (swt) oder die Behauptung, man besäße eine der Eigenschaften Allahs oder die Behauptung, man besäße die Befugnis der absoluten Gesetzgebung, welche allein nur Allah (swt) gehört. Es ist nicht erlaubt, in solch einer Angelegenheit den Takfir zu unterlassen. Dies wäre gleichbedeutend damit, die Urteile Allahs abzulehnen und sie für eine Lüge zu erklären. Da das Unterlassen des Takfir gleichbedeutend mit der Auflehnung gegen die Urteile Allahs ist, haben die Gelehrten auch den Zweifel am Kufr eines Kafir als großen Kufr bezeichnet. Zudem muss jeder Muslim unbedingt wissen, was seinen Iman ungültig werden lässt. Denn, wer die Arten des großen Kufr und seine Grenzen nicht kennt, läuft sehr leicht Gefahr, diese zu begehen. Deshalb hat Allah (swt) in Seinen Versen den Weg der Kuffar, alle Arten des Schirk und den Kufr erläutert, damit wir uns davor hüten können.

Allah (swt) sagt:

»Wir erklären die Koran-Verse auf diese Weise, um den (falschen) Weg derjenigen, die bewusst die Wahrheit ablehnen, aufzudecken (damit ihr von diesem Weg fernbleibt)[10]

Schließlich gehört die Ablehnung des Taghut zu den Erfordernissen und Bedingungen des Iman.

»Wer den Taghut ablehnt und den Iman an Allah annimmt, nur dieser hätte sich zweifellos am unzerreißbaren starken Haltegriff festgehalten (den Tauhid verwirklicht und wäre in den Islam eingetreten)[11]

Die Ablehnung des Taghut erfordert den Takfir auf ihn und die Abkehr von ihm.

»Gewiss haben Wir zu jedem Volk einen Gesandten geschickt, damit er ihnen folgendes befiehlt: ›Dient einzig Allah und haltet euch von den Taghut fern.«[12]

Wie kann nun etwas, das der gesamten islamischen Gemeinde aufgetragen wurde und das zu den Erfordernissen des Iman gehört, so kompliziert sein, dass niemand es verstehen kann außer den führenden erfahrenen Gelehrten? Damit der Muslim seinen Glauben bewahren kann, muss er gegenüber allem, was ihn umgibt, ein bestimmtes Verhalten zeigen; den Herrschern, den Gemeinden, den Menschen, den Imamen, der Erziehung, den Institutionen und allen Werten der Gesellschaft…

Wer den Schirk nicht kennt, kennt den Tauhid nicht. Wer den Tauhid nicht kennt, kann nicht den Tauhid-Glauben besitzen. Wer den Tauhid kennt, weiß, wie er in seinem Glauben, seinen Taten und Worten Allah (swt) für einzig erklärt. Er kennt auch diejenigen, die im Glauben, in Worten und Taten Allah (swt) nicht für einzig erklären, sondern Ihm Partner beigesellen. Diese Themen sind miteinander verknüpft. Jeder sollte sich vor dem Schirk hüten und sich selbst zur Rechenschaft ziehen.


[1]        Al-Kafirun: 1-6

[2]        At-Taubah: 65-66

[3]        Al-An’am: 74

[4]        Hud: 25-29

[5]        Yusuf: 37

[6]        Al-Kahf:15

[7]        Abu Dawud / Tirmidhi / Nasai / IbnMadscha / Ahmad

[8]        Buchari

[9]        Buchari

[10]       Al-An’am: 55

[11]       Al-Baqarah: 256

[12]       An-Nahl: 36


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