EWIG ODER VERGÄNGLICH?

27-02-2022

EWIG ODER VERGÄNGLICH?

Ein Hauptargument des Atheismus ist, dass die Welt oder ein Teil davon ewig sei und als solches keinen Schöpfer bräuchte, ferner glaubten einige griechische Denker, dass die Himmelskörper insbesondere die Sonne ewig seien. Die Tatsache, dass die Sonne über die ganze Zeit hinweg dieselbe Größe besäße, soll beweisen, dass sie nicht vergänglich sei. Wäre sie vergänglich, würde es Zeichen für ihren Zerfall geben, und die gäbe es nicht. 

Imam Ghazali erklärt das Argument als mangelhaft und bezieht folgendermaßen Stellung:

1 - Wir können nicht garantieren, dass eine Sache nicht vergänglich sei, nur weil es nicht zerfällt; Zerfall ist nur eine Art des Vergehens, aber es ist nicht unmöglich, dass etwas plötzlich vergeht, das zuvor seine vollständige Form hatte. 

2 - Angenommen ohne einen Zerfall würde nichts vergehen, was lässt sie aber wissen, dass sie nicht irgendeinem Zerfall unterliegt! Der Einwand, basierend auf Beobachtung, ist nicht akzeptabel, weil die Masse der Sonne ihnen nur annährend bekannt ist. Wenn die Sonne, die 170mal größer ist wie die Erde oder noch größer[1], sich um die Größe von Gebirgen verkleinern würde, dann wäre das mit den Sinnen nicht erfassbar. Also könnte sie vergehen, und sie könnte sich um das Ausmaß ganzer Gebirge und noch mehr vermindern, aber unsere Sinne können es nicht wahrnehmen. (…)“[2]

Imam Ghazali’s Annahme, dass die Größe der Sonne abnehmen könnte, war sehr erstaunlich und ungewöhnlich. Wir wissen, dass diese erstaunliche Vorhersehung, von der heutigen Wissenschaft erforscht wird. Die heutige Wissenschaft erklärt, dass die Sonne tatsächlich vergehen wird, aber weit mehr, als gedacht, sodass sie schließlich ganz verschwinden wird. Unsere Sonne ist geschätzte 4,5 Milliarden Jahre alt, Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie noch weitere 4,5 Milliarden Jahre bestehen wird. Es ist bewiesen, dass die Sonne durch die Energieerzeugung 4 Millionen Tonnen Masse pro Sekunde verliert. Allerdings ist dieser Massenverlust zur Gesamtmasse der Sonne so gering, dass das kaum feststellbar ist.

Wenn die Himmelskörper nicht ewig sind, sind etwa die Substanzen aus denen diese bestehen ewig? Die heutige Physik kam zu dem Entschluss, dass diese aus Molekülen bestehen und diese wiederum aus Atomen. Eine lange Zeit glaubte man, dass das Atom unteilbar sei und somit die unveränderliche Materie, aus der alle Arten der vergänglichen Dinge aufgebaut seien. Dies hätte als feste Grundlage für den modernen Atheismus dienen können, jedoch wurde auch dies wiederlegt. Die weiteren Forschungen der Wissenschaft haben nämlich bewiesen, dass Atome nicht die unveränderlichen festen grundlegenden ewigen Bestandteile der Materie sind. Atome, wie auch alles andere, sind teilbar; sie bestehen aus untergeordneten Partikeln, die sich im Gegenzug noch weiter zerlegen lassen. Es ist ungewiss ob diese Teilbarkeit ein Ende hat, das ist aber auch nicht wichtig, die Wissenschaft hat nicht nur gezeigt, dass Atome und ihre Bestandteile teilbar sind, sie hat auch die Trennung zwischen Materie und Energie aufgehoben. Deshalb kann jedes Teilchen, egal wie klein es ist, in Energie umgeändert werden und umgekehrt.

Das Endresultat hierbei ist, dass es nichts wirklich Existentes gibt, auf das man sich berufen kann und von dem man mit Gewissheit sagen kann; dass es schon immer so war, wie es jetzt ist und dass es auch immer so bleiben wird. Nun haben die Forschungen gezeigt, dass die Materie nicht ewig ist, so auch die Theorie vom Urknall; plötzlich wurde der ewigen Beständigkeit irgendeines Teiles dieses Universums den Stoß gegeben.

„Kosmologen glauben, dass der Urknall nicht nur die Erscheinung der Materie und der Energie in einer vorher existierenden Leere repräsentiert, sondern auch die Erschaffung von Raum und Zeit. Das Universum wurde nicht in Zeit und Raum geschaffen; Zeit und Raum waren Teil des erschaffen Universums.“[3]

„Das größte Missverständnis über den Urknall ist, dass er als ein Haufen Materie irgendwo in der Leere des Raumes begann. Es war nicht nur Materie, die in dem Urknall geschaffen wurde. Es war Raum und Zeit, die erschaffen wurden. Also wie die Zeit einen Anfang hatte, hatte auch der Raum einen Anfang.“[4]

„Am Anfang war nichts, weder Zeit noch Raum, weder Sterne noch Planeten, weder Felsen noch Pflanzen, weder Tiere noch Menschen. Alles kam aus der Leere.“[5]

 

[1] Heute wissen wir, dass die Erde insgesamt 1.299.647 mal in die Sonne passt

 

[2] Al-Ghazali; Tahafut al Falasifa 126

 

[3] Paul Davies; The Cosmic Blueprint: New Discoveries in Nature's Creative Ability to Order the Universe (Der Kosmische Plan: Neue Entdeckungen in der kreativen Fähigkeit der Natur, das Universum zu ordnen) 123

 

[4] John Boslough, Stephen Hawking's Universe: an Introduction to the most remarkable Scientist of our Time (Stephen Hawkings Universum: eine Einführung zum bemerkenswertesten Wissenschaftler unserer Zeit) 46

 

[5] Harald Fritzsch; The Creation of Matter: The Universe From Beginning to End (Die Erschaffung der Materie: Das Universum von Anfang bis Ende) 3

 

 


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