13-08-2019
Die Enthüllungsreportage rund um Ilyas Aydin, Code-Name Ebu Ubeyde
(> Aktuelles Bild von Ebu Ubeyde <)
Ganz von sich überzeugt und sicher lachte er. "Wir sind das uneheliche Kind der Geheimdienste der Welt" sagte er und fügte hinzu:
"Bevor der Syrienkrieg begann, während des arabischen Frühlings, haben sie jegliche Strafanstalten und Gefängnisse mit samt ihren Insassen geleert, die der Schuld einer terroristischen tat bezichtig worden sind. Sie waren sich dessen wohl bewusst, dass alle sich dem Krieg anschließen werden, sowohl, die die im Afghanistan dabei waren, als auch die die in Bosnien mitgespielt haben."
Diese Worte stammen von Ilyas Aydin (alias Ebu Ubeyde), der Seitens der YPG (Volksverteidigungsunion der Kurden) im Nordosten Syriens in Gefangenschaft ist.
Zuvor fanden sich einige seiner Aussagen in den etablierten Medien wieder. Dieser war zusammen mit Ebu Muhammad el Adnani und Ebu Muhammad el Furkan für die ideologische Medienarbeit bei der ISIS zuständig.
Für die Anwerbung in der Türkei, war er einer der Hauptverantwortlichen.
Auch behauptet er nach der Entführung Er Sefter Tas's, sich mit der MIT, dem türkischen Geheimdienst mit einem Ausschuss aus drei Personen getroffen zu haben.
Ilyas Aydins Weg begann mit der Recherche des Islams, wobei als eines der ersten Werke Sayyid Kutb's Werk "Zeichen auf dem Weg" und die Exegese (Tafsir) von Fizilal Ihn in die Hände fiel.
Er identifizierte und befürwortete die Al-Qaida. 2007-2008 machte er eine zehn monatige Ausbildung und dabei wurde dort bereits mehrere Male festgenommen. 2014 schließlich schloss er sich der ISIS an.
Nach dem er jedoch aus der ISIS austrat, wurde er 2017 in Raʾs al-ʿAyn festgenommen.
Auch wenn er nun mit der Organisation nichts mehr zu tun hat, so hält er immer noch an seinen salafistischen Überzeugungen fest. So die Aussage von Ilyas Aydin (Ebu Ubeyde).
Während über das Schicksal von 7 bis 8 Tausend Männern und 75 Tausend Familienmitgliedern nur spekuliert wurde, habe ich mich mit Aydin getroffen.
(>Ein älteres Bild von Ebu Ubeyde in Istanbul <)
"Eine Krankheit hat sich ausgebreitet"
Eines der ersten, und vor allem aktuell beliebtesten Fragen war, ob es nun zu Ende war mit der ISIS.
Aydin fing damit an, dass die ISIS für einige Organisationen als Krankheit bezeichnet und benutzt wurde. "Die ISIS hatte insgesamt 120 Tausend Soldaten. Dabei sind diejenigen die erkannt haben, dass es in eine schlechte Richtung geht oder eine Meinungsverschiedenheit hatten geflohen. Vielleicht waren es zehntausende die geflohen sind. Weitere Zehntausend sind gestorben. Lass uns sagen, die Hälfte ist gestorben. Siebentausend allein in Rojava. Knapp um die 20-30 Tausend Mann sind untergetaucht! Sie haben sich verteilt! Die Krankheit hat sich ausgebreitet!
"Wir sind eine Bewegung mit einer Ideologie die nicht durch uns in die Welt gekommen ist., wenn man sich 1400 Jahre Geschichte anschaut. Die hier festgehaltenen 70 Tausend Frauen und Kinder sogar zu töten würde diese Bewegung nicht zum Stillstand bringen. Was mit denen nicht angefangen hat, kann auch freilich mit ihnen nicht aufhören, das hat schon seine Wurzeln wo anders."
Laut Ilyas Aydin schlossen sich der ISIS nur dreitausend Personen an, wovon die Hälfte auf dem Schlachtfeld und anderweitig gestorben ist. Ca. 500 wurden gefangen genommen. Dabei gab es auch welche, die das alles bereut haben und wieder welche die der Organisation treu blieben.
Ilyas Aydin überquerte 2014 das Gebiet El Rai. Wobei die Türken die Verantwortung über die Grenzen innehatten und den Fluss der "Muhajirun" und "Mujahidin" kontrollierte. Laut Aydin wurden die Aufnahmestellen als Gästehäuser genutzt.
Bevor die Auseinandersetzung mit anderen oppositionellen Bewegungen 2014 stattfand, wurden alle Grenzen von Hatay, Kilis und Antep als Anlaufstelle genutzt. Während eine Einreise durch Idlib möglich war, gab es in Hatay sogenannte Gästehäuser zur Aufnahme der Neuankömmlinge.
Nach den Auseinandersetzungen gelang die Einreise durch die Städte Akcakale, El Rai und Dscharabulus.
Die erste Anlaufstelle nach Istanbul, Ankara und Antalya war Gaziantep gewesen. 2014 schlossen sich die Türen und eine Einreise war somit nur noch durch Schleusern möglich.
"Die Soldaten sahen wie Menschen rein und rausgingen. Sogar Fahrzeuge überschritten die Grenze. Die Soldaten drückten jedoch ein Auge zu und taten so, als hätten sie nichts gesehen.
Nach dem jedoch der Schießbefehl auf die türkischen Soldaten gegeben wurde, stoppte der Menschenfluss und eine Einreise war nicht mehr möglich.Von den Zigaretten bis hin zu den Waffen wurde alles illegal eingeschleust."So die Aussage von Aydin.
"Die CIA war die Organisation, die uns am häufigsten benutzte"
Laut den Aussagen von Ilyas Aydin stoppte der Zustrom an Personen nach dem Bombenanschlag in der Stadt Suruc 2015. Von da an bekam Idlib wieder eine neue Bedeutung.
"Die Anschläge in Suruc waren der Auftakt für die Verschlechterungen der diplomatischen Beziehungen zwischen der ISIS und der türkischen Republik."
Dabei fügte Aydin noch hinzu: "Es war keine Beziehung im Sinne einer Kooperation, sondern eher die eines stillschweigenden Anerkennung bzw. Toleranz."
"Man hat uns als Stellvertreter in den Krieg geschickt, ohne dass sich dabei die eigentlichen Parteien die Hände schmutzig machen mussten. Sie tolerierten uns und sahen nur deswegen über vieles hinweg, weil es ihren eigenen Zielen zu Gunsten war. Nicht nur die Türkei als Hauptspieler, sondern auch die USA und Russland, einfach alle.
Während der Irak 2007 bis 2008 weiterhin besetzt war, gab es bereits zu der Zeit die ISIS in seinem Anfangsstadium. In Kamisli bis hin zu Elbu Kemal gab es Gästehäuser als Aufnahmestellen.
Nachdem klar war, dass nach Saddam Hussayin nun auch Baschar Assad an der Reihe sein wird, tolerierten die amerikanischen Geheimdienste, diejenigen Oppositionellen, mit dem die syrische Regierung im Konflikt stand. Auch die Türkische Republik war dabei involviert.“
Laut Aydin war die Hauptrolle der Geheimdienste folgende:
"Die CIA war der Geheimdienst welche uns am häufigsten ausnutze. Ihre Anfänge hat man im Krieg gegen die Sowjets in Afghanistan gesehen. Seit dem Syrienkrieg benutzt uns die Türkei ebenfalls. Die Geheimdienste wussten von Anfang an über die Einreise und Einschleusungen von den "Mujahidin" und "Muhajirun" Bescheid und haben es willentlich und wissentlich zugelassen.
2014 sagten sie "Danke! Jetzt könnt ihr wieder raus" und zwei Tag später haben die Oppositionellen die ISIS angegriffen.
Ab dem Zeitpunkt haben die Geheimdienste aufgehört uns zu ignorieren, bis auf die Türkei, wobei zeitgleich die Amerikaner die kurdischen Streitkräfte gegen die Türkei als Mittel nutzen.“
"Man hat uns alles quasi hinterher geschmissen"
War es demnach so, dass nur die "Muhacirun" die Einreise erlaubt war? Oder auch die Waffen?
Laut Aydin wurde der Organisation "alles hinterhergeschmissen":
"Die Hauptquelle des Islamischen Staates war die Kriegsbeute. Die zweite Quelle waren Waffenkäufe, zudem auch noch andere Quellen. Die Waffenkäufe gelangen über die Offiziere von Bashar Assad. Wenn du denen Geld gibst, verkaufen Sie dir alles. Eine weitere Quelle bei den Waffenkäufen war die Freie Syrische Armee. Die haben uns auch alles Verkauft. Sobald diese neue Waffen von den türkischen und amerikanischen Geheimdiensten erhielten, gaben sie unseren Händlern mit "Es sind neue Waffen eingetroffen" umgehend Bescheid. Den gesamten Waffenfluss haben die Syrer organisiert und aufrechterhalten. Das, was man auf den Märkten von Idlib für 500$ verkaufte, konnte man im Islamischen Staat für 1000$ verkaufen. Die Händler flehten uns an und gaben uns Komplimente, es gäbe keine "gescheiteren" Kunden als uns."
Ilyas Aydin bestreitet jedoch die Aussage die "beschlagnahmten Lastwagen voll mit Waffen wären für die ISIS bestimmt gewesen" und sagte "Nein! Keine Lastwagen haben uns beliefert, jedoch stimmt es das wir mittels anderer Vehikel (älteren Wagen) beliefert wurden."
Aydin sagte auch in Bezug auf die Akquirierung von chemischen Komponenten:
"Die Chemischen Komponenten stammen von Chemiewerken, welche unter Aufsicht und Erprobung der Geheimdienste standen. Alles wurde von diesen Chemiefirmen erworben und alles kam über die Türkei, sowie über illegale Wege.
Der Islamische Staat hat sogar Teile zur Konstruktion von ballistischen Raketen hergebracht. Über Luft und See kam alles nach Mersin. Alles über die internationale Netzwerke"
Und was ist mit dem Erdöl?
"Wir hatten so viele Ingenieure, die sich damit auskannten und sich dem Islamischen Staat anschlossen. Den Handel haben die syrischen Händler betrieben. Diese Personen hatten keine Ideologie, aber die Ölquellen waren in unseren Händen, welche uns Millionen Dollar pro Monat eingebracht hatten.
Auch aus den Golfstaaten gab es viele Gönner und Sympathisanten, die uns ihre Zakat (Almosensteuer) zukommen ließen, welches die Geheimdienste aus der Ferne aus versuchten zu kontrollieren. Es gab zig reiche Gönner. Die Osama Bin-Ladens waren nicht wenig konnte man sagen.“
Aydin erwähnt auch den Grund der Hinderung von Interviews mit europäischen ISIS Anhängern:
"Denn dadurch käme die Wahrheit heraus. Die Leute hätten sich gefragt, wie angesichts der zahlreichen Geheimdienste der Welt, sechzigtausend Menschen von Europa aus in den Islamischen Staat einreisen konnten. Wie konnten die das nicht wissen?
Das waren teilweise Personen die des Terrors bezichtig worden sind. Deren Logik war "Sollen sie dorthin gehen und sterben, damit unsere Länder davon befreit sind."
Aber nicht jeder von Ihnen starb. Die Rückkehrer sprengten ihre eigenen Länder. Sie wollen Ihre Rückkehr nicht. Es soll nicht an die Medien gehen, es soll verschwiegen und vergessen werden.
Später sollten sie der Irakischen Regierung ausgehändigt und schließlich auch von diesen hingerichtet werden, denn wir machen sowas nicht. Ihr macht das schon für uns! Sie haben dreizehn Franzosen in den Irak ausgehändigt und diese darum angefleht sie dort zu behalten.
"Die Geiseln wurden mit den Häftlingen ausgetauscht bzw. man hat einen Tauschhandel betrieben." So Ilyas Aydin.
Des Weiteren führte dieser aus: "Am 11. Juni 2014 haben wir uns angesichts der Geiselnahme von 49 türkischen Diplomaten und Beamten im Konsulat in Musul mit dem türkischen Geheimdienst MIT getroffen."
"Teilnehmer waren Abu Muhammad el-Furkan. Er war unser Propagandist bzw. Marketing-Experte und hochrangiger Führer innerhalb des Islamischen Staates. Er war auch einer der ersten Berater von Abu-Bakr Al Baghdadi gewesen. Die zweite Person war Abu Muhammad el-Iraki. Er war auch einer der persönlichen Bodyguards Ebu Musab el Zerkavis und eines der Generäle Baghdadis gewesen. Andere wie Abu Ali el-Turki aus Hatay. Abu Muhammad el-Iraki war in Nusra-Zeiten der Verantwortliche für die Grenzen gewesen, wobei El-Turki als Übersetzer fungierte, welcher in diesem Treffen mit der MIT, mit einer Maske mit dabei saß.
Eine andere Person namens Rashid al-Masri, wurde mir durch die CIA -Mitarbeiter erzählt,soll durch die Philippinische Regierung gefasst worden sein."
"Ich habe den Inhalt mit Abu Ali besprochen und später mit Rashid zusammengearbeitet. Wir beide nahmen zusammen an den Treffen mit dem türkischen Geheimdienst teil. In diesen Meetings verlangte der Islamische Staat einen Austausch von Geiseln. Währenddessen hatte uns die Türkei das Wasser abgedreht, angeblich eine Fehlfunktion die behoben werden solle. Wir forderten, dass den Muhacirun nichts getan werden sollte, sie stellen für die Türkei keinerlei Bedrohung da. Wir haben kein Problem mit der Türkei, sagten wir.
So konnten wir auch den Deal machen und den Austausch realisieren."
In den englischen Medien vor allem die Times und in der Türkei in der Publikation namen "Taraf" wurde berichtet, dass die 49 Geiseln gegen 180 ISIS-Mitglieder ausgetauscht wurden.
In einer Rede vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am 10. Oktober 2014 sagte dieser: "Wir haben 49 Geschwister nach 102 Tagen von dort befreit. Aber wie haben Sie das gemacht Herr Erdogan? Wie haben Sie diese Personen gerettet und was haben Sie diesen Leuten gegeben, dass sie gerettet werden konnten? Wir haben gegeben was wir geben mussten. Was wichtig ist, dass wir die Sache hier erledigt haben." So Erdogan in seiner Rede.
"Diyarbakir und Suruc wurden im Alleingang ausgeführt"
Ilyas Aydin auf die Tatsache, ob die ISIS und die türkische Republik einen inoffiziellen Waffenstillstand miteinander hatten sagte dieser, dass die türkischen ISIS-Mitglieder in Rakka während einer Sitzung, auf Abu Musab el-Kurdi Bezug nahmen. Dabei soll dieser während den Auseinandersetzungen mit der YPG in Kobani vorgeschlagen haben, an einem türkischen Kontrollpunkt anzugreifen, was mit "Wir greifen die Türkei nicht an" erwidert wurde. Dabei hakte dieser nach und fragte: "Warum! Oder Erkennen wir das Sykes-Picot-Abkommen an? besteht irgendeine Art von Allianz?"
Abu Zayd al Iraki erwiderte wütend:
"Wir haben keinerlei offizielle Bündnisse mit der Türkei. Sie halten sich aus unseren Angelegenheiten raus und wir dafür, halten uns bei ihnen raus. Laut islamischer Jurisprudenz ist es durchaus im Bereich des Möglichen, dass ein Angriff auf ein ungläubiges Volk verschoben werden kann, wenn es die Situation bedarf."
Als wir Aydin gefragt haben, warum den nun dennoch die Türkei zur Zielscheibe genommen wurde, antwortete dieser:
"Die ersten Anschläge waren in Diyarbakir. Später auch in Suruc. Natürlich! Der Islamische Staat hat das offiziell nicht für Sich reklamiert. Der Islamische Staat hatte im Gegenteil ein Marketing Strategie. Damit die Aufmerksamkeit nicht auf einen gezogen wird, hat dieser sich nicht zu gewissen Taten bekannt.
Während unseres Meetings mit der MIT, dem türkischen Geheimdienst, fragten diese uns, warum wir sie angegriffen haben. Denn schließlich gab es, wenn auch inoffiziell, eine Art gegenseitige Duldung. Stattdessen wurden sie Seitens der ISIS angegriffen und zahlreich Menschen sind dabei ums Leben gekommen. Der türkische Geheimdienst wies auf die innerpolitischen Gleichgewichte hin die dadurch beeinträchtigt wurden.
Wir wussten, dass sie das ansprechen würden. Auch wussten wir freilich, dass wir eine Antwort liefern mussten. Daher hat man uns vorher bereits die Anweisung gegeben folgendes zu antworten:
"Diyarbakir und Suruc waren weder durch die Zentrale legitimiert, noch organisierte Attentate, welche durch das individuelle Handeln einiger Mitglieder geschah. Jedoch waren die Anschläge in Ankara Busbahnhof, Reina, im Istanbuler Ataturk-Flughafen, sowie die Sprengungen in der HDP-Zentrale und in den Meetings der HDP in Diyarbakir, eine von der Zentrale genehmigten und autorisierten Taten."
Die ISIS-Zelle in Antep wurde durch Geheimdienstmitarbeiter Infiltriert.
Die Angriffe in Suruc, welche durch die in Gaziantep befindlichen Zelle der ISIS
realisiert wurde, so vermutet Aydin folgendes:
"Das war kein Attentat, welches dem Islamischen Staat in irgendeiner Weise genützt hätte. Ich habe Adnani berichtet und gefragt, warum wir die Türkei angreifen. In dieser Einheit kam es demnach zu einer Infiltration durch fremde Kräfte. Es kann sich um den türkischen Geheimdienst handeln, oder aber auch um andere. Während dieser Zeit gab es innerhalb der türkischen Regierung durchaus Personengruppen, die davon profitieren, dass sich die Beziehungen bzw. die gegenseitige Toleranz gestört wird.“
Auf die Frage des Reporters, ob denn auch der türkische Geheimdienst mit involviert wäre, erwiderte Aydin mit "natürlich waren die dabei" und fuhr weiter fort.
"Eine Gruppe die damit beauftragt wurde, ein Attentat zu begehen. Die Liste der Selbstmordattentäter ist im Internet zu sehen. Bevor diese überhaupt die türkische Grenze überquerten, wusste der Geheimdienst über deren Pläne Bescheid.
Es gab nur zwei Möglichkeiten wie sie das in Erfahrung bringen konnten. Die Eine war die Infiltration der Zentrale, die andere eine wirklich effiziente technische Verfolgung der Personen.
Später wurde eine Information durch die ISIS-eigene Publikation Amak veröffentlicht, in der es heißen soll, dass zwei türkische Spione getötet wurden. Als ich die Sache weiter untersuchte, fand ich heraus, dass diese zwei mit der Antep-Zelle in Verbindungen standen. Seit 4-5 Jahren waren Sie mit dieser Gemeinschaft (Cemaat) zusammen gewesen. Diese Zelle arbeitet schon seit sie die Befehle für die Anschläge in der Türkei erhielten an diesem Fall. Der Geheimdienst hatte diese Zelle infiltriert.
Die Brüder behaupteten jene zwei Personen getötet zu haben. Auf Anfrage, wie das von Statten gelaufen ist oder ob es eine Videoaufzeichnung dazu gab, wurde mir die Antwort gegeben, dass es keine Videoaufzeichnungen gäbe, da diese Personen umgehend weggeschafft worden sind.
Es wäre eines der schlechtesten Organisationen, wenn sie Personen töten, die eindeutig als Spione enttarnt und identifiziert wurden. Ein normal denkender Mensch würde jene Personen festnehmen und ausfragen um zu erfahren, wer die Rädelsführer der ganzen Sache sind.
Mich konnte das alles nicht so ganz überzeugen. Meiner Meinung nach wurden diese Personen nicht getötet und agieren immer noch innerhalb der Organisation. Es wurde nur so berichtet. In der Zentrale sind viele zwielichtige Gestalten, so dass daraus geschlossen werden kann, dass die Geheimdienste bereits bis dorthin vorgedrungen sind.
Es gab noch andere Zellen die mit der Antep-Zelle in Verbindung standen. Die von Adiyaman oder Bingöl, um einige von Ihnen zu nennen. Jedoch wurden diese unmittelbar nach den Suruc Anschlägen hochgenommen. Alle wurden in Untersuchungshaft gebracht..... ausnahmslos alle.
Weil bei einigen Mitgliedern und deren jeweiligen Nationen die Todesstrafe auf sie zutraf, wurden sie wo anders hingebracht. Die Zahl der Festnahmen an Flughäfen nahm zu und die Grenzkontrollen verschärften sich."
Die Puffer-Zonen-Verhandlungen: Der Kurdische Korridor sollte 33 Km breit sein.
Laut Ilyas Aydin fand das zweite Meeting mit der MIT im Januar 2015 statt, wobei ein Geiselaustausch betrieben wurde und gegen den im Januar selben Jahres entführten Özgür Örs, 60 Personen ausgetauscht wurden. Später gab es ein weiteres Meeting nach der Entführung von Er Sefter Tash. Aydin, der behauptet höchstpersönlich bei diesen Meetings dabei zu sein, sagt folgendes aus:
"Das war der Tag mit den Anschlägen in Ankara. Um Sefter Tas zu holen, setzte sich der türkische Geheimdienst (MIT) mit uns in Verbindung. Ich war neben zwei weiteren, einer der von Baghdadi selbst beauftragten Personen. Ein weiterer war der von mir erwähnte und in den Phillipinen verhaftete Rashid al-Masri. Der dritte im Bunde kam bei einem Bombardement ums Leben.
An der Grenze zwischen Cobanbeyli/Elbeyli haben wir uns in einem Gebäude des Militärs in einem Bahnhof getroffen. Die Soldaten forderten den Austausch der Geiseln. Wir haben ihnen eine Liste von zweihundert Personen übergeben. "Zweihundert ist zu viel" sagten sie. Die welche zum islamischen Staat wollten, liegen in den zehntausenden. Sie waren in der Türkei. Sie warteten auf den Wegen. Natürlich wurden auch andere Dinge besprochen. Die Türkei forderte uns auf, uns 33 Km von der Grenze zu entfernen. Weil die ISIS dies nicht akzeptierte, platzte der Deal und die türkischen Soldaten wurden bei lebendigen Leibe verbrannt.
Die Verbrennungen von Sefter Tash und Fethi Sahin waren schließlich am 26. Dezember im Internet zusehen. Währen der Entführungen von Sahin wussten wir nicht, dass dieser für den Geheimdienst tätig war. Dies kam aus seinem eigenen Mund, als dieser in den Flammen starb.
Die ISIS hatte insgesamt drei Schleusen zu Türkei. 2015 in Tel Ebyad, welches von der YPG. Schließlich gab es noch Cerablus und El-Rai, welche durch die Operationen namens "Firat Kalkani" seitens der türkischen Armee eingenommen wurden.“
Auf seine Frage hin, ob der schnelle Rückzug des IS auf Basis eines Paktes vollzogen wurde, gab Aydin auch die Antwort dazu:
"Der IS hat sich zwar aus Cerablus zurückgezogen, jedoch gab es heftige Auseinandersetzungen in Dabik und El Bab.
"Dabik war für uns ein Symbol" so Aydin, fügte noch hinzu, dass der türkische Geheimdienst den Rückzug aus der Region gefordert und der Türkei überlassen werden sollte, um den kurdischen Korridor zu verhindern.
"Der Grund unseres Rückzuges aus Cerablus, war die die Beendigung der Menbic Operation. Nizam (Die Syrischen Streitkräfte) näherten sich bis auf zehn Kilometer an El-Bab. Auf der einen Seite war die YPG die uns bombardierte und auf der anderen Seite Nizam. El Bab war voller Schwierigkeiten. Dahin gab es nur noch eine kurze Linie.
Der türkische Geheimdienst hatte bereits erwähnt, dass wir uns 33 Km zurückziehen sollten. Laut deren Berichten, sollten die Amerikaner im Norden ein Korridor errichten. Die Russen auf der anderen Seite gaben dabei Nizam (Syrien) Anweisungen, dass diese El Bab haben möchten, da sich dort die Grenzen überschneiden.
Während des Meetings, fiel Tel Ebayd und in Menbic war die Schlacht ausgebrochen. Der türkische Geheimdienst wies uns an von dort abzuziehen, weil sonst ein Korridor entstünde, und somit ein Kurdischer Staat gebildet wird, was die Türkei nicht billigen würde. Nach dem Meeting kehrten wir zurück. Adnani hat sich nach meiner Meinung erkundigt und fragte, ob die Türken einmarschieren dürften. Ich erwiderte mit einer Gegenfrage, warum denn die Amerikaner, wenn sie schon Rakka vor ihren Nasen haben nun ihr Augenmerk auf Menbic legen.
Der Grund war, dass die Gebiete versucht würden zu vereinigen. Die Türkei, auch wenn Sie nicht die Möglichkeit hätte selbst einzumarschieren, wohl die Frei Syrische Armee dazu instrumentalisieren wird. Kurz darauf starben Adnani und Abu Muhammad el-Furkan. Sie berieten sich mit Baghdadi über das künftige Vorgehen. Der Schwiegersohn Baghdadis Abu Osama wurde fünf Tage später getötet. Es brach eine große Panik aus über das, was jetzt in Zukunft geschehen solle. Währenddessen fiel auch Menbic. Die IS Kräfte zogen sich aus Cerablus und El-Rai zurück, damit die Freie Syrische Armee und die YPG aufeinander treffen, denn die YPG hatte zahlreich Soldaten im Norden gegen uns aufgestellt."
Laut Aydins Aussage gab es auch nach den Operation "Firat Kalkani" keinen weiteren Kontakt mehr mit dem türkischen Geheimdienst.
Auch in Bezug auf andere Aussagen Aydins sind die Medien untätig geblieben. Da evtl. nach dem Motto vorgegangen wurde, dass Aussagen von einer so dunklen Organisationen wie dem IS nicht zu trauen wäre. Dabei handelt es sich um Geschehnisse innerhalb des Syrienkrieges, was nicht weiter verwunderlich scheinen sollte.
Zudem fuhr Aydin fort, dass die soziologische und ideologische Infrastruktur weiterhin die Welt in bedrohen wird.
Aus dem Interview von BBC übersetzte das „Im Auftrag des Islam“ Team, um eine kleine Einsicht in die dunkele Welt des sog. IS zu zeigen.
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