23-04-2020
„Kemal Atatürk hat das Osmanische Reich nicht zerstört!“
Heutzutage kommt uns oft das Argument von konservativ-patriotischen jungen Menschen entgegen, dass Kemal Atatürk doch ein osmanischer Pascha gewesen sei und das dieser im Zuge des Zusammenbruchs des osmanischen Reichs durch die Besatzer, die türkische Republik ausrief. Daher, so das Argument, handele es sich bei der türkischen Republik, um den unmittelbaren Nachfolgestaat des osmanischen Reichs.
Jedoch könnte das nicht weiter entfernt von der Wahrheit sein.
Das osmanische Reich wurde, ganz im Gegenteil, durch Kemal Atatürk abgeschafft, worüber er auch stolz war. Denn in einer seiner Zitate heißt es:
„Der osmanische Staat ist leider tot, sowie die Regierung der Hohen Pforte (Bab-i Ali Hükümeti). Ich muss mich entschuldigen. Ich habe mich in dem letzten Satz falsch ausgedrückt. Ich wollte nicht „leider“ sagen, denn ich bin stolz darauf, dass dieser Staat tot ist. Denn wäre dieser nicht gestorben, hätten sie das Volk getötet. Auch das osmanische Abgeordnetenhaus bzw. Parlament (Meclis-i Mebusan), welcher Hohn, Spott und Missbrauch ausgesetzt war, ist ebenfalls tot. Ihren Platz hat nicht dasselbe osmanische Parlament eingenommen, sondern die große Nationalversammlung der Türkei (TBMM).“[1]
Kemal Atatürk behauptet, dass das Volk sterbe, jedoch handelt es sich um das Volk einer Supermacht, welches über Jahrhunderte auf der Welt mit Gerechtigkeit waltete. Damit Kemal Atatürk seine Ziele erreichen konnte, bedrohte er seine Parlamentarier/Abgeordneten, welches dieser auch mit Stolz in seinem Werk „Nutuk“ selbst niedergeschrieben hat. Darüber hinaus tätigte er selbst die Aussage, dass das osmanische Reich zusammengebrochen sei und somit das Sultanat sowie das Kalifat sein Ende gefunden hat.[2]
Weiterhin gab Kemal Atatürk in seinen Beratungssitzungen folgendes von sich:
„Meine Herren! Wie ich beobachten kann, befinden wir uns Angesicht der Umstände immer noch in einem Zustand, in den fruchtlosen Diskussionen geführt, Behauptungen getätigt und Vermutungen gehegt werden. Ich werde euch etwas verraten, um das klar zu stellen. Die Herrschaft ist kein Resultat von Wissen, Diskussionen oder Argumentation, sondern diese nimmt man sich mit Stärke und Gewalt. Das türkische Volk hat die Herrschaft persönlich durch ihre Rebellion in die eigene Hand genommen. Das ist bereits Tatsache. Die Frage ist nicht, ob wir die Herrschaft abgeben oder nicht. Die ist eine bereits beschlossene Sache. Das war die zwingende Konsequenz. Das hier versammelte Parlament tut gut diese Angelegenheit ähnlich, wie ich zusehe. Beim Gegenteil wird sich auch die Wahrheit zeigen, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass dann einige Köpfe rollen werden.“[3]
Die Bedeutung dessen, ist das Kemal Atatürk bei jeder seiner Aktionen, seinen Alleinherrschaftsanspruch mit dem Slogan „das Volk tat es“ einen demokratischen Anstrich gegeben hat. In diesem Zitat wurde wieder das „Volk“ als Legitimierung hergenommen, jedoch gleichzeitig den Parlamentariern geraten auf seiner Linie zu bleiben und nicht abzuweichen, weil dann nämlich „einige Köpfe rollen“ würden. Einerseits predigt er, dass das Volk das tat, und andererseits droht er den Parlamentariern, die das Volk vertraten, mit dem Tod. Da kann wohl was nicht stimmen!
Wie kann das Volk sowas tun?
Die Antwort ist, dass Kemal Atatürk seinen Führungsanspruch in einem demokratischen Gewand verborg. Kemal Atatürk erzählt hier nicht nur von dieser Begebenheit, sondern, ohne auf sinnvolle Argumente einzugehen, spricht er, in Folgenden Zitaten, in einem harten und abwertenden Tonfall über die Notwendigkeit der Abschaffung des Sultanats:
„Der dessen Interessen darin sieht sich an einem dreckige, verrotteten und zusammengebrochenen Thron festzuklammern (…)“
„Das sind Menschen, die weder Denkvermögen noch Gewissen haben (…)“
„(…) ein erbärmliches und elendes Wesen (…)“
„Hilflos, unfähig, dumm und ahnungslos“ [4]
Diese und einige weitere Aussagen Kemal Atatürks sind Beweis dafür, welch loses und unsittliches Mundwerk diese Person besaß. Dabei hatte er noch zuvor Lobpreisungen über den Sultan Vahideddin und das Kalifat ausgesprochen.
Noch bei der ersten Eröffnung der großen Nationalversammlung (TBMM), was auch gleichzeitig der letzte organisierte Kongress in Sivas war, gab er folgendes von sich:
„Ich schwöre bei meiner Ehre, meiner Heiligtümer und auf Allah, dass ich sowohl geistig als auch körperlich dem hohen Amt des Kalifats und des Sultanats, dem Islam, dem Staat und der Nation und dem Heimatland zur Diensten stehe und dabei keine anderen Absichten hege und dass ich mich dabei bemühen/anstrengen werde.“[5]
Aber genau bei dieser Person ist weder Ehre noch Würde übriggeblieben.
Quellen: https://belgelerlegercektarih.com/2012/05/16/osmanliyi-kim-yikti-osmanliyi-ataturk-yikmadi-yalani/
[1] Atatürk’ün Bütün Eserleri, cild 15, Kaynak Yayınları, Istanbul 2005, sayfa 77. (2 Şubat 1923).
[2] Türkiye Büyük Millet Meclisi’nin hukuk-i hâkimiyet ve hükümranînin mümessil-i hakikisi olduğuna dair heyet-i umumiye kararı. No. 308, 1/2 Kasım 1922. Bk.: Düstur, III. Tertip, 3. cild, sayfa 152, 153.