04-08-2020
Masih ad-Dajjal
Die Bedeutung von Al-Masih:
Abu Abdullah al-Qurtubi nannte 23 Aussagen über die Abstammung dieses Begriffs[1] und der Verfasser von al-Qamus sogar bis zu 50.[2]
Dieser Begriff wird sowohl für den Ehrlichen, Wahrhaftigen benutzt als auch für den irregehenden Lügner. Der Masih Isa Ibn Maryam beispielsweise ist der Wahrhaftige und Ehrliche. Und der Masih ad-Dajjal hingegen ist der irregehende Lügner. Allah hat beide Masih erschaffen, wovon der eine das Gegenstück des anderen ist.
Der Prophet Isa (a.s) ist der Masih der Rechtleitung, der mit Allahs Erlaubnis den Blindgeborenen und Weißgefleckten heilt und Tote wieder lebendig macht.
Dajjal dagegen, möge Allah ihn verdammen, ist der Masih des Irrwegs. Er setzt die Menschen in Versuchung mit dem, was ihm an Wundern gegeben wurde, wie etwa das Regnenlassen, das Lebendigmachen der Erde durch Pflanzen und weitere außergewöhnliche Dinge. Dajjal wird auch deshalb al-Masih genannt, weil er nur ein sehendes Auge besitzt oder weil er in 40 Tagen über die gesamte Erde fegt.[3] Ein Hadith berichtet: „Beim Dajjal ist ein Auge verschwunden (blind).“[4]
Die Bedeutung von ad-Dajjal:
Das Wort Dajjal kommt vom arabischen Wort „Dajjala“, was so viel heißt wie verhüllen. „Ad-Dajjal“ bedeutet „Mischen“, „ad-Dajjal“ ist derjenige, der etwas vormacht, viel lügt. Der Begriff ad-Dajjal wurde eine Bezeichnung für den einäugigen lügnerischen Masih, sodass beim Hören dieses Wortes an niemand anderes gedacht wird. Dajjal wurde auch deshalb so genannt, weil er das Rechte durch das Unrechte verhüllt oder weil er den Menschen seine Lügen und seinen Unglauben durch seine Lügen und falsche Handlung verhüllt; und Allah weiß es am besten.
Die Beschreibung von Dajjal:
Ad-Dajjal ist ein Mensch, dessen Beschreibung in vielen Überlieferungen erwähnt wurde, um die Menschen über ihn zu unterrichten und sie vor seinem Übel zu warnen, sodass die Gläubigen ihn anhand der Überlieferungen seine Eigenschaften erkennen, wenn er auftaucht und nicht in seine Versuchungen geraten. Diese Eigenschaften unterscheiden ihn von anderen Menschen, sodass nur die Irrenden und Unwissenden ihn befolgen - Möge Allah uns schützen -.
Einige dieser Eigenschaften sind zum Beispiel, dass er männlich ist, rötlich, klein, eine Gehbehinderung hat, krauses Haar, wenige Haare an der Stirn, kann keine Kinder zeugen (impotent) und von breiter Brust ist. Das rechte Auge ist verwischt, sodass es weder geschwollen noch abgeschwollen ist, als wär es eine verfaulte Traube. Auf sein linkes Auge ist ein Auswuchs und zwischen seinen Augen stehen die arabischen Buchstaben „K - F - R“ in Blockschrift oder Kafir (ungläubig) zusammengeschrieben, die jeder Muslim liest, ob er lesen kann oder nicht.
Im Folgenden sind einige authentische Überlieferungen aufgelistet, die seine bereits erwähnten Eigenschaften übermitteln und ein Beleg für seine Erscheinung darstellt:
„Während ich schlief umkreiste ich die Kaaba.“ Er erwähnte, dass er Isa Ibn Maryam (a.s.) sah und anschließend Dajjal. Er beschrieb ihn, indem er sagte: „Er ist dick, rot, hat lockiges Haar und ist einäugig. Sein Auge ist, als wäre es eine verfaulte Traube.“ Sie sagten: „Dieser Dajjal ähnelt am meisten Ibn Qutn, einem Mann aus Chuza’a.“ (Buchari 13/90, Muslim 2/237)
„Er ist jung, hat krauses Haar, sein Auge ist erloschen. Ich würde ihn mit Abd al-Uzza Ibn Qutn vergleichen.“ (Muslim 18/65)
„Der Dajjal ist ein Mann, klein, mit Gehbehinderung, lockigem Haar und einäugig. Ein Auge ist erloschen, weder ragt es herein noch heraus. Wenn er euch in Zweifel bringt, dann wisset, dass euer Gott nicht einäugig ist.“ (Abu Dawud 11/443)
„Was aber den Masih der Irreleitung angeht, so ist er einäugig; er hat wenige Haare auf der Stirn, hat eine breite Brust und einen krummen Rücken.“ (Imam Ahmad 15/28-30)
„Dajjal ist auf dem linken Auge blind und hat sehr dichtes Haar.“ (Muslim 18/60-61)
„Und zwischen seinen Augen steht Kafir (Glaubensverweigerer).“ (Buchari 13-91, Muslim 18/59)
In einer anderen Überlieferung heißt es: „Dann buchstabiert er es „K-F-R“, und jeder Muslim kann es lesen.“ (Muslim 18/59)
In einer anderen Überlieferung heißt es: „(…) liest jeder Gläubige, ob er lesen kann oder nicht.“ (Muslim 18/61)
Dieses Geschriebene ist Tatsache[5] und das Erkennen dessen betrifft nicht nur bestimmte Menschen, auch der Analphabet wird es lesen können. „Das Erkennen, Erfassen und Lesen erschafft Allah, wie Er will und wann Er will. So kann es der Gläubige sehen und lesen, auch wenn er nicht lesen und schreiben kann, und der Glaubensverweigerer kann es nicht sehen und lesen, auch wenn er lesen und schreiben kann. So wie der Gläubige die Beweise mit seinem Herzen sieht und der Glaubensverweigerer nicht, so erschafft Allah dem Gläubigen das Erkennen ohne Lernprozess, weil das eine außergewöhnliche Zeit ist.“[6]
An-Nawawi sagt: „Worauf sich die Gelehrten geeinigt haben, ist, dass diese Schrift real ist, welche Allah als ein klares Zeichen von vielen für dessen Unglaube und Lüge werden ließ, die Er jedem Muslim offenbart, ob dieser nun lesen und schreiben kann oder nicht. Und er verbirgt sie vor denen, für die Er die Irre und die Versuchung möchte und es gibt keinen Widerspruch darin.“[7]
„Wir eilten schnell zum Haus. Darin fanden wir den größten Menschen, den wir je gesehen haben, gefesselt vor.“ (Muslim 18/81)
„Zwischen Adam und dem Eintreffen der Stunde gibt es keine größere Schöpfung (keinen größeren Menschen) als den Dajjal.“ (Muslim 18/86-87)
„Hast du den Propheten nicht sagen hören: „Ihm können keine Kinder geboren werden?“ Er antwortete: „Doch, habe ich.“ (Muslim 18/50)
Einige dieser erwähnten Überlieferungen beschreiben das rechte Auge als blind, andere wiederum beschreiben das linke Auge als blind. All diese Überlieferungen sind authentisch, was somit zum Streit führt.
Hafith Ibn Hadschar ist beispielsweise der Meinung, dass der Hadis von Ibn Umar (Rh.a), welcher in beiden Sahih-Büchern überliefert wird, in dem das rechte Auge Dajjals als beschädigt beschrieben ist, wahrscheinlicher ist als die Überlieferung von Muslim, indem das linke Auge als beschädigt beschrieben ist. Der Hadith, über dessen Authentizität Einigung besteht, ist nämliche stärker als andere.[8]
Al-Qadhi ’Iyad hingegen vertritt die Meinung, dass beide Augen von Dajjal beschädigt sind, weil alle Überlieferungen authentisch sind. Gemäß dem Hadis von Ibn Umar (Rh.a) ist das rechte Auge das ausgelöschte, beschädigte, dessen Licht genommen wurde. Und das linke Auge ist das Auge mit dem Auswuchs. Somit ist sowohl das rechte als auch das linke Auge beschädigt. Das eine Auge ist nicht vorhanden und das andere ist beschädigt.
An-Nawawi sagte in diesem Zusammenhang: „Er ist sehr hässlich.“[9]
Ebu Abdullah al-Qurtubi hat dies ebenfalls für wahrscheinlich gehalten.[10]
Lebt Dajjal?
Ist der Dajjal schon am Leben? Oder lebte er zur Zeit des Propheten (صلى الله عليه و سلم)? Um diese Fragen beantworten zu können, muss der Zustand bzw. das Leben von Ibn Sayyad betrachtet werden und die Frage gestellt werden, ob er Dajjal ist oder nicht.
Angenommen er war Dajjal, dann lebte er noch bevor seine Fitna erschien?! Um diese Frage auch genauer zu analysieren, schauen wir uns zunächst einmal das Leben von Ibn Sayyd an;
Der Erscheinungsort Dajjals
Ad-Dajjal kommt aus dem Osten, aus Chorasan, aus dem jüdischen Teil Isfahans. Er wird die gesamte Welt umkreisen und jede Stadt betreten außer Mekka und Medina. Das Betreten dieser zwei Städte ist ihm untersagt, diese werden von Engel beschützen. In dem Hadis von Fatima bint Qais, berichtet sie, dass der Prophet (صلى الله عليه و سلم) den Erscheinungsort Dajjals wie folgt beschrieben hat:
„Er ist im Meer des Schaam, oder dem lernen, nein, er ist aus dem Osten (irgendwo), aus dem Osten ist er.“ Dabei zeigte er mit seiner Hand Richtung Osten.“ (Sahih Muslim 18/83)
Abu Bakr (Rh.a) sagte:
„Der Prophet (صلى الله عليه و سلم) hat uns gesagt: „Ad-Dajjal kommt aus dem Osten, einem Ort, der Chorasan genannt wird!“ (Dschami‘ at-Tirmidhi 6/495)
Anas (Rh.a) berichtet:
„Der Prophet (صلى الله عليه و سلم) sagte zu uns: „Ad-Dajjal kommt aus dem jüdischen Teil Isfahans und mit ihm 70.000 Juden.“ (Al-Path ar-Rabbani tartib Musnad Ahmad 24/73)
Ibn Hadschar fragte:
„Von wo er kommt? Es ist definitiv/zweifelsohne der Osten.“[11]
Ibn Kathir sagte:
„Sein Erscheinen beginnt in Isfahan aus einem Viertel, der „Yahudiyya“ genannt wird.“[12]
Dajjal wird weder Mekka noch Medina betreten
Gemäß den authentischen Hadisen, ist es Dajjal verboten Mekka und Medina am Ende der Zeit zu betreten. Außer diesen beiden Städten wird er alle andere betreten, eine nach der anderen. In dem Hadith, den Fatima bint Qais berichtete, heißt es, dass der Dajjal sagte:
„Wenn ich dann auftauche, werde ich die Welt umrunden und kein Dorf auslassen, ohne es zu betreten; in 40 Tagen, bis auf Mekka und Medina. Denn sie sind mir beide verboten. Immer wenn ich eine von beiden betreten möchte, begegnet mir ein Engel mit einem Schwert in der Hand, der mich davon abbringt. Und an jedem Weg stehen Engel, die sie beschützen.“ (Sahih Muslim 18/83)
Authentischen Überlieferungen zufolge, wird der Dajjal auch vier Moscheen nicht betreten können: Die heilige Moschee (Kaaba), Masjid an-Nabawi (Prophetenmoschee), die at-Tur-Moschee und die al-Aqsa-Moschee. Imam Ahmad überliefert von Dschunada Ibn Abu Umaia al-Azdi, der sagte:
„Ich ging mit einem Mann von den Ansar zu einem Gefährten des Propheten (صلى الله عليه و سلم). Wir sagten zu ihm: „Berichte uns darüber, was der Prophet euch über den Dajjal gesagt hat.“ Er erwähnte den Hadis und sagte: „Und er bleibt 40 Tage auf der Erde, in denen er jeden Ort betritt und nähert sich vier Moscheen nicht: die heilige Moschee, Masjid an-Nabawi, die at-Tur-Moschee und die al-Aqsa-Moschee.“ (Al-Fath ar-Rabbani 24/76)
In den beiden Sahih-Büchern ist ein Hadis erwähnt, in dem der Prophet (صلى الله عليه و سلم) einen Mann mit stark gelocktem Haar sah, blind auf dem rechten Auge, mit seinen Händen auf der Schulter eines Mannes, welcher die Kaaba umkreist. Er fragte nach ihm und ihm wurde gesagt, dass dies der Masih ad-Dajjal sei. Das Verbot Mekka und Medina zu betreten gilt für Dajjal also erst am Ende der Zeit, wenn er erscheint und Allah weiß es am besten.“[13]
[1] Siehe at-Tathkira (S. 679)
[2] Siehe Tartib al-Qamus (4/239)
[3] Siehe an-Nihaya fi Gharib al-Hadith (4/326-327)
[4] Sahih Muslim (18/61)
[5] Anders als jene, die behaupten, dass es metaphorisch gemeint ist, was eine schwache Aussage/Meinung ist. Siehe Scharh an-Nawawi li-Muslim (18/60-61), Fath al-Bari (13/100)