19-09-2017
Im Koran werden die Gläubigen immer wieder dazu aufgefordert, Allah und Seinem Gesandten s.a.w. gehorsam zu sein, wie z.B. in folgendem Vers:
„Und wer Allah und Seinem Gesandten gehorcht und Allah fürchtet und sich vor Ihm in Acht nimmt: solche sind es, die Gewinner sind.“ [An-Nur 52]
Auch der Gott des Alten Testaments droht schreckliche Strafen an, wenn die Gläubigen seine Gesetze nicht halten:
„Denn ich bin der HERR, euer Gott, der euch aus Ägyptenland geführt hat, dass ihr meine Knechte wäret, und habe euer Joch zerbrochen und habe euch aufgerichtet wandeln lassen. Werdet ihr mir aber nicht gehorchen und nicht tun diese Gebote alle und werdet meine Satzungen verachten und eure Seele wird meine Rechte verwerfen, dass ihr nicht tut alle meine Gebote, und werdet meinen Bund brechen, so will ich euch auch solches tun: ich will euch heimsuchen mit Schrecken, Darre und Fieber, dass euch die Angesichter verfallen und der Leib verschmachte; ihr sollt umsonst euren Samen säen, und eure Feinde sollen ihn essen; und ich will mein Antlitz wider euch stellen, und sollt geschlagen werden vor euren Feinden; und die euch hassen, sollen über euch herrschen, und sollt fliehen, da euch niemand jagt. So ihr aber über das noch nicht mir gehorcht, so will ich’s noch siebenmal mehr machen, euch zu strafen um eure Sünden, dass ich euren Stolz und eure Halsstarrigkeit breche; und will euren Himmel wie Eisen und eure Erde wie Erz machen. Und eure Mühe und Arbeit soll verloren sein …“ [Leviticus 26: 13-20]
Es werden hier noch wesentlich mehr Strafen angedroht. Daher kommt ja der Ausdruck „einem die Leviten lesen.“
Wie kommt es nun, dass die heutigen Christen, bis auf ein paar christliche Sekten ausgenommen, die Gebote des Alten Testaments so völlig zu ignorieren scheinen?
Muslime glauben, dass nur Gott selbst die von Ihm erlassenen Gebote revidieren kann. Kein Mensch darf den Geboten Gottes widersprechen. Denn sonst stünde der Mensch ja höher als Gott selbst. Nur von Gott gesandte Propheten haben die Autorität, Gottes Weisungen zu verkünden. Damit die Menschen ihren besonderen Status erkennen können, gibt ihnen Gott außergewöhnliche Zeichen mit, die sie als Gesandte Gottes ausweisen.
Zweifelsohne war Jesus a.s. ein solcher Gesandter, dem viele Zeichen mitgegeben wurden, wie Kranke heilen, Brot vermehren und Tote auferwecken. War er es also, der die Gebote Gottes, mitgeteilt durch den Propheten Moses, revidiert und zum Großteil aufgehoben hat?
„Meinet nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, wird nicht ein einziges Jota oder Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. Wer nun eines dieser kleinsten Gebote auflöst und die Menschen so lehrt, wird der Kleinste heißen im Reich der Himmel. Wer sie aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Reich der Himmel.“ [Matth. 5: 17-19]
Nach Aussagen von Jesus selbst, war er nicht gekommen, das Gesetz zu revidieren, sondern im Gegenteil, er konfirmierte es. Wie kann es da sein, dass die heutigen Christen, die sich ja auf Jesus berufen, das Gesetz Mose missachten?
Es war der Apostel Paulus, der mit dem Gesetz brach, eben jener Paulus, der die Urchristen erbittert verfolgte und viele von ihnen töten ließ. Dann gab es eine Bekehrung, von niemandem bezeugt außer von Paulus selber, und fortan behauptete er, für die Sache Jesu und Gottes zu eifern.
Paulus aber war kein Prophet. Ihm wurden von Gott keine Zeichen mitgegeben, die ihn als Autorität ausgewiesen hätten, die befugt war, Gottes Gesetze zu ändern. Im Gegensatz zu den anderen Aposteln hat Paulus Jesus nicht einmal gekannt. Die Lehren des Paulus stehen im Widerspruch zu den Lehren Jesu und den anderen Aposteln.
Daher wundert es auch nicht, dass seine Lehren in erster Linie von den römischen und griechischen Heiden akzeptiert wurden, die einer sehr ähnlichen Lehre ohnehin bereits folgten, nicht aber von den Judenchristen, die im Gegenteil sehr zornig auf ihn waren:
Als Paulus im Jahre 58 n.Chr. nach Jerusalem kam, gab es einen großen Tumult in der Stadt, und die Menschenmenge wollte ihn lynchen. Er kam nur knapp mit dem Leben davon, weil römische Soldaten ihn vor dem Volk retteten und gefangen nahmen (siehe Apostelgeschichte 21: 28, 31-33; 22: 22).
Paulus äußerte sich abfällig über Moses, den Gesetzesbringer, und das von ihm überbrachte, in Stein gemeißelte Gesetz, (siehe 2. Kor. 3:7 und Gal. 4:24-25). Er forderte seine Anhänger nicht auf, die Beschneidung durchzuführen, sondern im Gegenteil verbot er es sogar, obwohl Jesus selbst beschnitten wurde:
„Und als acht Tage erfüllt waren, dass man ihn beschneiden sollte, da wurde sein Name Jesus genannt...“ [Lukas 2: 21]
Paulus schrieb an die Galater:
„Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird Christus euch nichts nützen. Ich bezeuge aber wiederum jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er schuldig ist, das ganze Gesetz zu halten. Ihr seid losgelöst von Christus, die ihr aufgrund des Gesetzes gerecht gesprochen werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen.“ [Galater 5, 2: 4]
Wer sich also an das Gesetz Gottes hält, fällt nach Paulus aus der Gnade heraus. Man stelle sich vor: Man muss nach Paulus' Meinung das Gesetz Gottes brechen, um Gnade zu finden. Darum schert er sich natürlich auch nicht um die Speisevorschriften. Er schrieb an die Korinther:
„Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist heilsam; alles ist erlaubt, aber nicht alles baut auf... Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, esset, ohne um des Gewissens willen etwas zu untersuchen... Wenn jemand von den Ungläubigen euch zu Gaste bittet und ihr wollt hingehen, so esset alles, was euch vorgesetzt wird, ohne um des Gewissens willen etwas zu untersuchen.“ [1. Korinther 10: 23, 25, 27]
Schließlich schaffte er das Gesetz Mose völlig ab. Er sagte sogar, dass ein Fluch darauf wäre.
„Christus hat uns von dem Fluch des Gesetzes losgekauft, indem er für uns zum Fluch geworden ist – denn es steht geschrieben: ‚Verflucht ist jeder, der am Holze hängt‘“ [Galater 3: 13]
Was Paulus sagt, steht völlig im Widerspruch zu Jesus selbst, der sagte:
„Er aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut, denn der einzige Gott. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.“ [Matthäus 19: 17]
Hier betont Jesus, dass er erstens nicht Gott ist und zweitens, dass man die Gebote (Mose) halten soll.
Jakobus, der Gerechte, war laut Bibel der Bruder von Jesus und einer seiner Jünger, zugleich der Leiter der Urgemeinde in Jerusalem und ein gesetzestreuer Mensch. Er schreibt:
„Denn wer das ganze Gesetz erfüllt, aber in einem einzigen fehlt, der hat sich am ganzen schuldig gemacht.“ [Jakobus 2: 10]
„Ihr seht also, dass der Mensch durch Werke gerecht wird und nicht durch Glauben allein.“ [Jakobus 2: 24]
Paulus dagegen schreibt:
„Denn wir sind überzeugt, dass der Mensch durch Glauben gerecht werde, ohne Zutun von Werken des Gesetzes.“ [Römer 3: 28]
Paulus predigte den Menschen das Gegenteil von dem, was Jesus und die Urapostel lehrten. Er schrieb, dass die anderen Apostel einen anderen Jesus und ein anderes Evangelium verkündeten als er (siehe 2. Korinther 11:3-5).
Und er hat die Missionare der Urapostel beschimpft und seine Anhänger vor ihnen gewarnt, damit sie ihnen keinen Glauben schenken (siehe Galater 5:12 und Philipper 3:2). Diese Missionare waren in den Gebieten von Paulus aktiv und haben seine Lehren in Zweifel gestellt. Paulus sagt von ihnen:
„Denn solche falsche Apostel und trügliche Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln.“ [2. Korinther 11: 13]
Recht eindeutig ist der falsche Apostel aber Paulus selbst, der unterstützt wurde von der römischen Obrigkeit.
Diejenigen, die sich noch an die Gesetze Gottes hielten, wurden schließlich aus Jerusalem vertrieben:
Die Jerusalemer Urkirche unter Führung der monotheistischen Judenchristen endete nach der Zerschlagung des jüdischen Aufstands unter der Führung von Bar-Kochba und der Zerstörung Jerusalems durch die römische Armee im Jahr 135. Danach hat der römische Kaiser Hadrian alle Beschnittenen aus Jerusalem vertrieben, das Betreten Jerusalems wurde ihnen bei Todesstrafe verboten. Von da an wurde die Stadt von Heiden bewohnt. Davon betroffen waren nicht nur die Juden, sondern auch alle beschnittenen Christen. Darum siedelte sich ein großer Teil von ihnen im Ostjordanland und in Syrien an, und sie blieben eine Minderheit. Nach der Vertreibung der Christen der Jerusalemer Urgemeinde wurde ihre Stelle von Paulus-Christen (Heidenchristen) übernommen, und sie haben die dortige Kirche weitergeleitet, aber nach ihrem eigenen Glauben.
Es ist daher richtig zu sagen, dass das heutige Christentum eigentlich Paulustum genannt werden müsste. Nicht Jesus, sondern Paulus war der „Erfinder der Christlichkeit“, wie Nietzsche richtig erkannt hatte.
Für die Kirche gilt heute noch: Alle Schriften und Bücher, die die Kreuzigung Jesu und seine Göttlichkeit leugnen, werden als ketzerisch oder als Fälschung bezeichnet, einschließlich des Korans. Es ist für die christliche Kirche unmöglich, ein Buch zu akzeptieren, das den monotheistischen Glauben unterstützt, da sie das monotheistische Christentum (Arianismus und andere) mit der Hilfe des römischen Staates verboten hat, und zwar seit der Regierungszeit von Kaiser Theodosius I. (also seit mehr als 16 Jahrhunderten).
Heute existiert nur noch der paulinische Zweig des Christentums mit all seinen Varianten, der andere Zweig existiert nicht mehr, weil er im Islam aufgegangen ist. Die monotheistischen Christen, die den anderen Aposteln wie Jakobus und Barnabas gefolgt sind und vor allem im Mittleren Osten und Nordafrika verbreitet waren, haben Muhammad s.a.w. als ihren erwarteten Propheten angesehen und sind ihm gefolgt.
Paulus hat das Christentum dem Glauben der Römer und Griechen angepasst. In den ersten Jahrhunderten nach Christus fusionierten dann ihr Glaube und ihre Traditionen.
Autor: Dr. Ibrahim Mokran
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